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Belastete Kinderkleidung: Gift ist im Schuh

Belastete Kinderkleidung: Gift ist im Schuh
© Ingram Publishing/thinkstock
Dass Kinderkleidung oft Gift enthält, ist bekannt. Leider sind auch Produkte von Läden dabei, in denen wir fast alle schon mal eingekauft haben: Tchibo, Aldi oder Rewe.

Haben Sie auch gerade bei Tchibo ein Paar neue Gummistiefel gekauft? Oder noch schnell bei Aldi ein paar Matschwetter-Treter für die Kita mitgenommen? Dann müssen wir Ihnen jetzt leider die Laune verderben. Die Umweltorganisation Greenpeace hat Kinderkleidung von Discountern unter die Lupe genommen und festgestellt: Mehr als die Hälfte der Proben enthielten umwelt- und gesundheitsschädliche Chemikalien oberhalb der empfohlenen Werte. Getestet wurde Kinderkleidung von Aldi, Lidl, Rewe und Tchibo.

Am stärksten sind Kinderschuhe betroffen. Besonders die Gummistiefel von Tchibo waren mit potenziell krebserregenden Polyzyklischen Aromatischen Kohlenwasserstoffen (PAK) belastet. Die Menge betrug hier 2,2 mg/kg. Zum Vergleich: Laut einer neuen EU-Richtlinie dürfen Kinderprodukte mit Hautkontakt ab Ende 2015 nicht mehr als 0,5 mg/kg der PAK enthalten.

Auch in den Schuhen von Aldi (Booties "Alive" und "walkx kids") fanden die Wissenschaftler unabhängiger Labore Gift: Sie enthielten über 190 Milligramm Dimethylformamid (DMF) je Kilo. DMF kann sich aus dem Material herauslösen und gilt als akut toxisch, fortpflanzungsgefährdend und gesundheitsschädlich bei Hautkontakt. Das Bundesumweltamt empfiehlt Höchstwerte von 10 mg/kg.

Fast alle getesteten Schuhe enthielten außerdem Acetophon oder 2-Phenyl-2-propanol, Substanzen, die Allergien auslösen und Haut oder Augen reizen können. Man erkennt sie meistens an einem stechenden Geruch.

Was tun mit den giftigen Stiefeln?

Müssen wir also diese Schuhe sofort auf den Sondermüll bringen? Nein, das nicht. Akut gesundheitsgefährdend seien die Produkte nicht, sagt das Bundesinstitut für Risikobewertung gegenüber "Zeit Online". Und auch Greenpeace-Sprecherin Carolin Wahnbaeck sagt auf Nachfrage von BRIGITTE MOM: "Vom Tragen der Gummistiefel wird keiner sofort krank, auch die Kinder nicht. Aber die Grenz- und Vorsorgewerte gibt es nicht umsonst. Wir empfehlen nicht, die Kinder die ganze Wachstumsphase über diesen Chemikalien auszusetzen." Zumal die Chemikalien über Produkte und Fabriken auch in die Umwelt, die Gewässer und letztendlich in die Nahrungskette gelangen. Falls Sie die Schuhe behalten wollen, sollten Sie darauf achten, dass die Kinder immer Strümpfe tragen und direkten Hautkontakt vermeiden.

Am besten sei es aber, die Schuhe zum Laden zurückzubringen, so Greenpeace. "Tchibo hat bereits heute ein Paar Gummistiefel zurückgenommen, die ein aufgebrachter Verbraucher in den Laden zurückgebracht hat", sagt Carolin Wahnbaeck. So könne man als Verbraucher auch den Druck auf die Unternehmen erhöhen. Via Greenpeace kann man auch eine Protestmail senden.

Greenpeace fordert von den Herstellern, künftig giftfreie Kinderkleidung zu verkaufen. "Das Nebenbei-Geschäft der Discounter mit bedenklicher Billigkleidung boomt", so Kirsten Brodde, die Textilexpertin bei Greenpeace. "Aldi, Lidl und Tchibo müssen ihre Marktmacht nutzen, um saubere Produktionsstandards durchzusetzen."

Auf Nummer sicher mit Biomode

Wer kein Risiko eingehen möchte, sollte beim Kauf von Kinderkleidung auf Siegel achten. Einen Überblick verschafft diese Liste von Güte-Siegeln und Öko-Standards für Textilien. Gummistiefel gibt es zum Beispiel aus Naturkautschuk. Auch gebrauchte Kinderkleidung vom Flohmarkt oder von eBay ist in der Regel durch das Waschen kaum noch belastet. Nachhaltiger ist Second-Hand-Kleidung sowieso.

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