Anzeige

Bäuerchen machen - hilft es Babys wirklich?

Eine Studie wollte herausfinden, welche positiven Effekte das "Bäuerchen" auf Babys hat.
Erstaunlicherweise wurde keiner gefunden.

Worum geht's hier eigentlich?

Um rülpsende Babys. Seit Urzeiten wird Müttern empfohlen, ihre Babys nach dem Trinken zum Aufstoßen zu bringen (zum Beispiel durch Klopfen auf den Rücken). Bei uns auch bekannt als "Bäuerchen". Die Begründung: Babys würden viel Luft schlucken beim Trinken und bekämen sonst Bauchschmerzen.

Und wer zweifelt plötzlich am Bäuerchen?

Eine Medizinerin aus Indien. Bhavneet Bhati hat selbst ein Baby bekommen und fand es schwierig, es zum Rülpsen zu bewegen, vor allem in der Nacht. "Ich hörte auch von vielen anderen erschöpften Müttern, die nachts stundenlang ihre Babys klopften und auf das erlösende Rülpsgeräusch warteten", so Bhat laut Sciencenews.org. Als sie nach Studien suchte, die den Sinn des Babyrituals bestätigten, fand sie zu ihrer Überraschung keine.

Also hat sie selbst nachgeforscht?

Genau. Bhavneet Bhati untersuchte 71 Mütter und ihre neugeborenen Babys. Die eine Hälfte sollte das Baby zum Aufstoßen bringen, die andere Hälfte verzichtete aufs Bäuerchen. Dann wurde über drei Monate genau Buch geführt, wie oft das Baby weinte, ob es Koliken hatte oder sich sonst wie unwohl fühlte.

Was kam heraus?

Tatsächlich gab es keinen wirklichen Unterschied zwischen den beiden Gruppen. Die "gebäuerten" Babys weinten nicht weniger als die "ungebäuerten Babys". Dafür spuckten sie öfter, nämlich fast doppelt so häufig.

"Speibabys sind Gedeibabys", sagt man doch auch.

Ja, grundsätzlich ist das Spucken nicht dramatisch – viele Babys neigen dazu, ganz gleich, ob gebäuert wurde oder nicht. Dennoch muss man sich fragen, ob diese Häufigkeit wirklich nötig ist.

Also soll man das Rülps-Ritual nun ganz lassen?

Wenn euer Baby sich windet und ganz offenbar "was querliegt", könnt ihr es natürlich weiter zum Aufstoßen bringen. "Wir stellen nur das Ritual nach jeder Mahlzeit in Frage, nicht das gelegentliche Bäuerchen, zu dem die Betreuenden einem Baby intuitiv verhelfen", so Bhavneet Bhati.

Was sagen andere Experten dazu?

Die Berliner Hebamme Jana Friedrich ist "froh, dass die Studie mit dem Mythos 'ein Bäuerchen ist ein Muss' aufräumt". Sie rate Familie, die Babys, wenn es nötig scheint, höchstens 3 Minuten zum Bäuern hoch zu nehmen. "Wenn das Kind danach nicht gebäuert hat, braucht es das offensichtlich gerade nicht und kann hingelegt werden. Viele Kinder schlafen ja nach dem Trinken gerne ein und das Geschuckel und Geklopfe würde sie dabei stören." Wenn sich doch Luft im Bauch angesammelt habe, sehe man das daran, dass das Baby nach kurzer Zeit sehr unruhig wird und sich windet. Dann sollten Eltern das Kind nochmal hochnehmen, damit die Luft entweichen kann.

"Am Ende ist es doch wie immer", so die Hebamme, "man muss schauen, was das eigene Kind braucht, statt sich strikt an Regeln zu halten."

Mehr zum Thema

VG-Wort Pixel