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Warum wird in Drogerien das Milchpulver knapp?

Warum wird in Drogerien das Milchpulver knapp?
© Vchal / Shutterstock
In vielen Drogerien wird Baby-Milchpulver aktuell nur in rationierten Mengen abgegeben - oft ist es ganz ausverkauft. Woran liegt das? 6 Fragen und Antworten.

Milchpulver wird rationiert? Aber wir leben doch nicht in der Planwirtschaft!

Nein, natürlich nicht. Dennoch sieht man aktuell in vielen Drogerien Schilder mit der Aufschrift: "Milchpulver aller Marken nur in haushaltsüblichen Mengen erhältlich (maximal 3 Packungen)". Es kommt auch vor, dass Eltern vor komplett leeren Regalen stehen.

"Wir verzeichnen auf dem Markt eine extrem hohe Nachfrage nach verschiedenen Säuglingsnahrungen, die die Hersteller nicht ausreichend bedienen können", bestätigt Sebastian Bayer, Mitglied der Geschäftsleitung der Drogeriemarktkette dm. "Auch wenn zwischenzeitlich für einige Marken eine Entspannung stattgefunden hat, kann die Gesamtnachfrage nach Milchnahrung nach wie vor nicht voll gedeckt werden."

Wie kommt es zum Milchpulver-Mangel?

Grund ist vor allem eine enorme Nachfrage aus Asien. 2008 gab es in China einen Skandal um mit Melamin gestrecktes Baby-Milchpulver. 300.000 Babys erkrankten und sechs Säuglinge starben. Seitdem ist das Vertrauen der Kunden in heimische Marken extrem gesunken. Viele chinesische Eltern versuchen nun, deutsche Produkte zu kaufen, weil sie der Lebensmittelsicherheit mehr vertrauen. Und diese Produkte lassen sie sich auch am liebsten direkt aus Deutschland schicken, oft von Onlinehändlern, die die Waren zu überteuerten Preisen nach Asien verkaufen.

Und warum produzieren die deutschen Konzerne nicht einfach mehr Milchpulver?

Das tun sie bereits. Laut Danone-Sprecher Stefan Stohl wurde die Produktion von Milupa- und Aptamil-Produkten in den letzten Jahren verdreifacht, und auch HIPP meldet eine Verdopplung der Produktionsmenge.

Dennoch gebe es oft sprunghafte Anstiege bei der Nachfrage, etwa rund um das chinesische Neujahrsfest im Februar, so dass es dann eben doch manchmal zu Engpässen bei der Versorgung käme, oft aus logistischen Gründen.

Laut Danone sei man aber dieses Mal besser darauf vorbereitet. "Wir sehen auch an den Anfragen von Kunden, dass die Regale grundsätzlich gut bestückt sind. Vor ein paar Jahren hatten wir noch 3.000 besorgte Anrufer pro Woche, aktuell sind es unter 100", so Stohl. Demnächst werde Danone auch ein weiteres Werk in Betrieb nehmen, um der hohen Nachfrage zu begegnen.

Können die Konzerne ihre Produkte nicht direkt in China verkaufen?

Der direkte Verkauf nach China ist laut Danone auf Grund der landesspezifischen Bestimmungen kompliziert. Aber der Konzern versucht aktuell das Problem zu lösen, indem nun Aptamil-Produkte aus Fulda an eine offizielle, grenzübergreifende E-Commerce-Plattform (https://nutriciaglobal.tmall.hk/) geliefert werden.

"Indem wir die Nachfrage dort befriedigen, wo sie entsteht, möchten wir so den Nachfragedruck auf die Regale in Deutschland reduzieren. Darüber hinaus soll so sichergestellt werden, dass die Produkte auf einem nachvollziehbaren, kontrollierten Weg nach China gelangen", so eine Danone-Sprecherin.

Und warum darf ich in Deutschland nicht so viele Pakete kaufen, wie ich will?

Mit der rationierten Abgabe von ca. drei Paketen pro Kunde versuchen die Drogerien zu gewährleisten, dass keine Mutter leer ausgeht. Denn nicht nur dubiose Onlinehändler würden die Regale leerkaufen, auch viele Kunden neigten aus Verunsicherung zu Hamsterkäufen, so Sebastian Bayer von dm.

Was kann ich tun, wenn mein favorisiertes Produkt nicht zu kaufen ist?

Es gibt einige Onlineshops im Netz, die Milchpulver-Produkte zu den üblichen Preisen verkaufen. Außerdem hat Danone zusammen mit dm und dem Onlinehändler Windeln.de einen Reservierungsservice für Eltern eingerichtet. Hier kann man seine Lieblingsmarke vorbestellen. Sollte es immer noch Probleme geben, empfiehlt Stefan Stohl die Milupa-Mütterberatung mit der 24-Stunden-Hotline 0800-2782645.

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