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Warum du ein Baby gar nicht verwöhnen kannst

Muss man schon Babys zeigen, dass sie nicht immer das bekommen, wonach sie schreien? Nein.

Worum geht es hier?

Um eine typische Eltern-Angst. Jeder von uns kennt wohl mindestens ein Kind, das wir als "verwöhnt" oder verhätschelt bezeichnen würden. Ein Kind, das es gewohnt ist, immer seinen Willen durchzusetzen, dem seine Eltern alle Wünsche erfüllen, das immer geschont wird - und das sich darum in unseren Augen oft egoistisch und unsozial verhält.

Oh ja, kein Mensch will so ein unsympathisches Kind haben!

Genau. Darum haben viele Eltern richtiggehend Angst davor, ihr Kind ebenfalls zu verwöhnen. Vor lauter Verunsicherung ignorieren sie sogar ihren natürlichen Instinkt: Obwohl sie das Weinen des Babys kaum aushalten, denken viele Mütter: "Wenn ich es immer sofort auf den Arm nehme, gewöhnt es sich zu sehr daran!" Und: "Muss man dem Kind nicht schon von Geburt an zeigen, dass Mama nicht immer verfügbar ist? Sonst wird es doch ein Tyrann!"

Dann ist da noch das Umfeld, das uns für überfürsorglich hält...

Ja, allen voran die Großeltern. Die Antwort darauf aber ist: Das ist Quatsch! Du kannst ein Baby nicht verwöhnen. Oder besser gesagt: Du kannst es gar nicht genug verwöhnen!

Wer sagt das?

Kinderärzte, Studien, Hebammen, Psychologen - sie alle bestätigen, wie wichtig es für Babys in den ersten Monaten ist, dass sie von den Eltern getröstet, gehalten und gefüttert werden - und zwar wann immer sie das brauchen.

"Es muss sich darauf verlassen können", sagt US-Psychologe David Mrazek auf der Seite Parents.com. "Es hilft dem Baby, sich sicher zu fühlen und eine liebevolle Beziehung zu den Eltern aufzubauen." Ganz bestimmt werde es dadurch nicht verwöhnt – schon gar nicht in den ersten sechs Lebensmonaten.

Und wenn mein Säugling ununterbrochen auf dem Arm sein will ... ?

Dann erfülle ihm seinen Wunsch ruhig. Viele Studien zeigen, dass Babys durch viel Hautkontakt insgesamt ausgeglichener sind und besser essen. Und wer das Baby im ersten halben Jahr viel trägt, verringert das Risiko für schmerzhafte Koliken. Wenn das kein Anreiz ist!

Und es werden später keine Egomanen aus ihnen?

Im Gegenteil. In einer neuen Langzeitstudie über Frühchen haben Wissenschaftler nämlich herausgefunden, wie sich Hautkontakt in den ersten Lebensmonaten langfristig auf die Entwicklung auswirkt. Demnach hatten die Personen, die als Baby von ihren Müttern viel am Körper getragen wurden (zum Beispiel in Babytragen), als Erwachsene einen höheren IQ, zeigten seltener Aggressionen und Hyperaktivität und waren insgesamt erfolgreicher im Job.

Wann sollte man beginnen, den Kindern Grenzen zu setzen?

So rund um den achten Lebensmonat beginnen die Babys, ihre Umgebung zu erkunden und sich auch mal zu entfernen von Mama. In dieser Phase lernen sie viel über soziale Interaktion. Und da kann man sie ruhig mal ein bisschen Frust aushalten lassen. Wenn es mit einem Spielzeug nicht gleich klarkommt und anfängt zu weinen, muss Mama nicht gleich helfen. Und wenn du es nicht sofort hochnehmen kannst (weil du zum Beispiel noch fünf Einkaufstüten trägst), dann kann das Kind auch mal ein paar Minuten quengeln. Wichtig ist, dass es merkt, dass Mama immer wiederkommt und hilft, wenn der Frust zu groß wird.

miro

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