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Neue Beikost-Methode: Wie gefährlich ist Baby-led Weaning?

Baby-led weaning
© Shutterstock / FamVeld
Baby-led Weaning nennt sich ein Trend, bei dem auf Brei verzichtet und dem Baby bei der Beikost die Wahl gelassen wird. Kinderärzte warnen nun davor.

Worum geht's hier?

Darum, wie Babys daran gewöhnt werden, "normales" Essen zu sich zu nehmen und nicht nur Mutter- oder Flaschenmilch. Bei dieser so genannten Beikosteinführung gibt es einen neuen Trend: "Baby-led Weaning" nennt sich die Methode, übersetzt heißt das "Baby-gesteuertes Abstillen". Sie wurde in Großbritannien von der Gesundheitsberaterin Gill Rapley entwickelt.

Was ist neu an dieser Methode?

Bislang wird Eltern in der Regel empfohlen, nach etwa einem halben Jahr mit dem Zufüttern von Brei zu beginnen. Dieser soll dann nach und nach die Milchmahlzeiten ersetzen.

Das Baby-led Weaning geht davon aus, dass das Baby selbst steuern sollte, wann es vom Stillen genug hat und normale Lebensmittel zu sich nehmen will. Statt Brei soll man lieber Fingerfood anbieten, also zum Beispiel gekochte Möhren, Brokkoli, Kartoffeln, Nudel oder frisches Obst. Das Baby soll sich das Essen selbst nehmen, also nicht gefüttert werden.

Gill Rapley geht davon aus, dass Kinder sowieso lieber das essen wollen, was der Rest der Familie zu sich nimmt und so ein gesünderes Essverhalten lernen.

Klingt doch gut. Woher kommt nun die Kritik am Baby-led-Weaning?

Unter anderem vom deutschen Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte. Die Ärzte warnen davor, dass Kinder durch diese Methode womöglich nicht ausreichend mit Nährstoffen versorgt würden.

Für eine gute Versorgung sei ein ausgewogenes Nahrungsmittelangebot wichtig, heißt es in einer offiziellen Erklärung des Verbandes. "Dieses kann bei Säuglingen, die 'von der Hand in den Mund' leben, auf der Strecke bleiben. So kann es zum Beispiel sein, dass das Kind nicht genug Eisen aufnimmt. Denn die Eisenspeicher der Babys sind schon kurze Zeit nach dem Abstillen praktisch leer. Wenn das Kind dann nur an einem Stück Fleisch saugt, bekommt es kaum Eisen."

Die Ärzte empfehlen, sich stattdessen weiterhin an dem bewährten Ernährungsplan zu orientieren. Heißt: Brei füttern, dann nach und nach andere Lebensmittel einführen.

Aber wenn das Baby nun mal lieber Brokkoli mümmelt als Pastinakenpampe?

Ja, genau das ist auch das Argument der Befürworter. Nora Imlau, Autorin und Expertin für Babyentwicklung, kritisiert die einseitige Darstellung der Kinderärzte. "Babys haben ein angeborenes gesundes Gefühl dafür, wann sie feste Kost brauchen und welche Lebensmittel ihnen in welcher Menge gut tun", schreibt sie auf ihrer Facebook-Seite. Aber natürlich müssten Eltern auch beim Baby-led Weaning die Babys, ihr Verhalten und ihr Gewicht beobachten und einen möglichen Mangel ausgleichen.

Worauf sollen verunsicherte Eltern denn nun hören?

Unsere Empfehlung: auf ihren gesunden Menschenverstand! Sicherlich ist es nicht klug, die recht dogmatische Ur-Rapley-Methode stur durchzupeitschen, wenn das Baby gar keine Lust auf Fingerfood hat und das Essen nur auf den Boden wirft. Und wenn ihr nach 14 Monaten Stillen das Gefühl habt, dass es jetzt aber auch mal gut ist, dann stillt ihr eben ab.

Lassen sich die Methoden denn auch kombinieren?

Klar, warum nicht? Viele Eltern werden feststellen, dass eine Mischform sogar sehr praktikabel ist. Also Fingerfood anbieten plus pürierte Spaghetti-Bolognese. Am Ende geht es ja auch um die Vielfalt des Essens – und dessen Qualität: "Die Qualität der Ernährung kleiner Kinder steht und fällt mit der Qualität der Lebensmittel, die sie bekommen. Es ist möglich, Babys mit Breien unausgewogen zu ernähren, und es ist natürlich auch möglich, Babys mit Fingerfood ungesund zu ernähren", erklärt Nora Imlau. "Nicht die Art des Beikostststarts ist also für mögliche suboptimale Ernährungsgewohnheiten verantwortlich, sondern die Lebensmittelauswahl."

Und was ist nun mit dem Eisenmangel!?

Den sollte man im Blick behalten. Denn Eisen ist wichtig fürs Wachstum. Es steckt nicht nur in Fleisch, sondern auch in Getreide wie Hafer oder Hirse. Beides kann das Baby natürlich in Brei-Form besser zu sich nehmen. Wenn ihr da unsicher seid, sprecht mit eurem Kinderarzt.

Übrigens: Solange ihr noch parallel zur Beikost stillt (was beim Baby-led Weaning ja meist länger der Fall ist), müsst ihr euch darum nicht allzu sehr sorgen. Denn über die Muttermilch bekommt das Kind ausreichend Nährstoffe. Und Spaß am Brokkoli kann es trotzdem haben.

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