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Schauspielerin Ania Niedieck "Ich war insgesamt acht Mal schwanger"

Schauspielerin Ania Niedieck
© Julia Feldhagen
Eine Familie zu gründen, war für Schauspielerin Ania Niedieck alles andere als leicht. Wie steinig ihr Weg zu ihren beiden Töchtern war, erzählt sie uns im Interview.

Beruflich spielt Ania Niedieck seit 2009 die Hauptrolle der intriganten Isabelle Reichenbach in der Serie „Alles was zählt“. Privat ist die Schauspielerin witzig, offen und glückliche Mama zweier Mädchen. Doch bevor sich dieses Glück erfüllte, mussten sie und ihr Mann Chris einige Hürden nehmen und Tiefschläge einstecken. 

Anlässlich des Muttertags am 12. Mai haben wir mit Ania über ihre ganz persönlichen Erfahrungen auf ihrer Kinderwunschreise gesprochen. Sie erzählt von ihren vielen Fehlgeburten, was sie heute anders machen und was sie ihrem jüngeren Ich raten würde.

BRIGITTE.de: Deine beiden Töchter sind mittlerweile schon ein bisschen größer. Beide haben aber mehrere Anläufe gebraucht, bis sie in euren Armen lagen und ihr musstet auf diesem Weg auch mit einigen Rückschlägen zurechtkommen. 

Ania Niedieck: Ja, im Nachhinein romantisiere ich gern die Vergangenheit, aber wenn ich jetzt nochmal bewusst darüber nachdenke, war das schon schlimm.

Was ist passiert?

Als wir beschlossen hatten, eine Familie zu gründen, wurde ich relativ schnell schwanger. Acht Wochen später war es aber auch schon wieder vorbei. Ich habe mir noch gedacht „Okay, das gehört wohl dazu. Das hat die eine oder andere Freundin von mir auch schon durchlebt und wahrscheinlich muss sich der Körper erstmal darauf einstellen, jetzt schwanger zu werden.“ Meine Frauenärztin hat mir dann geraten, ein halbes Jahr zu warten und dann einfach nochmal zu versuchen. Auch das hat sofort geklappt. Der Ultraschall sah gut aus, das Herz hat geschlagen. Und dann ein paar Wochen später nicht mehr. Das war dann schon anders als beim ersten Mal. Dann musste ich erst mal mit dieser Situation umgehen lernen. Ich habe nie gedacht, dass das nicht funktionieren könnte – bis zu dem Zeitpunkt.

Was hat sich dann verändert?

Leider hat auch das nächste Mal nicht geklappt. Dieses Mal haben wir aber auch kein halbes Jahr gewartet, weil ich dachte, wenn ich jetzt die ganze Zeit immer ein halbes Jahr warte, dauert das noch ewig. Auch da war ich sofort schwanger, aber auch das ist nicht geblieben. Ich fing an zu verzweifeln. Ich habe mir viele Vorwürfe gemacht und dachte, ich hätte einen Fehler gemacht, weil ich nicht gewartet habe. Und dann habe ich angefangen, mich zu fragen: Wie viele Fehler ich noch gemacht habe. Habe ich zu viel Sport gemacht? Habe ich zu viel Stress gehabt? Habe ich zu viel gearbeitet? Es kann doch nicht sein, dass ich jedes Mal sofort schwanger werde und das Kind dann sofort verliere. Und wieso muss mir das passieren? 

Hast du darüber auch mit jemandem gesprochen, oder habt ihr das eher unter euch als Paar ausgemacht?

Wenn es mir schlecht geht, dann teile ich das auch mit der ganzen Welt. Daher bin ich auch immer mit meinen Schwangerschaften in meinem privaten Umfeld offen umgegangen. Auf der beruflichen Ebene oder in der Öffentlichkeit habe ich das zurückgehalten, weil ich nicht wollte, dass mir zu diesem Zeitpunkt andere Leute noch Ratschläge geben. Zusätzlichen Druck von außen wollte ich vermeiden und mich auch selbst schützen. 

Wie war es dann beim nächsten Mal?

Wir haben dann unsere große Hochzeit geplant. Und dann war ich tatsächlich wieder schwanger. In der sechsten Woche auf meiner eigenen Hochzeit. Ich stand dann die ganze Zeit da mit dem Gefühl: Jetzt kannst du nicht richtig Party machen, weil es vielleicht dann wieder zu anstrengend für dich ist. Ich habe auch immer Angst gehabt, das „Ding“ in mir Baby zu nennen, weil es jedes Mal wieder gegangen ist. Davon bin ich auch dieses Mal ausgegangen. Aber dieses Mal ist das Baby bei mir geblieben und Lotti wurde geboren.

Inzwischen habt ihr sogar zwei Kinder. War es bei eurer zweiten Tochter dann leichter?

Nicht wirklich. Bis zur Geburt unserer Paula hat es auch wieder drei Fehlgeburten gebraucht. 

Konnten denn Ursachen dafür gefunden werden?

Die Ärzte haben verschiedene Sachen festgestellt. Unter anderem Faktor fünf, oder genauer die Faktor-V-Leiden-Mutation, eine Blutgerinnungsstörung, wodurch der Fötus nicht so gut versorgt werden kann, wie es eigentlich sein sollte. Deswegen musste ich während der Schwangerschaft Heparin spritzen. 

Kam für dich jemals in Frage, kein Kind zu bekommen?

Ich war insgesamt acht Mal schwanger, zwischenzeitlich meinten diverse Ärzte, dass eigentlich schon das eine Baby ein Wunder sei und es vielleicht kein zweites Mal funktionieren könnte. Aber ich habe einfach nicht locker gelassen. Ich hatte in meinem Kopf die Vorstellung, dass ich gerne viele Kinder hätte. Zwei sollten es mindestens sein und ich glaube, ich hätte weitergemacht, bis es geklappt hätte. 

Was würdest du aus deiner heutigen Perspektive deinem jüngeren Ich raten?

Auch in dieser sehr aufwühlenden Zeit nicht den Spaß am Leben zu verlieren! Ich habe damals sehr viel zu Hause gesessen, Events und Partys abgesagt und Notlügen erfunden, weil ich eventuell schwanger hätte sein können und ich alles tun wollte, damit es funktioniert. Im Nachhinein kann man es aber nicht beeinflussen. Deswegen hätte ich doch vielleicht den einen oder anderen Geburtstag mehr gefeiert oder noch die eine oder andere Fernreise mit meinem Mann gemacht.

Ich stelle mir das auch sehr aufreibend im Job vor, so einschneidende Erlebnisse wie eine Fehlgeburt zu überspielen. 

Ja, ich hätte das so gerne meinen Arbeitskollegen gesagt. Aber ich wollte nicht, dass dieses Thema, was für mich privat schon so viel Raum eingenommen hat, auf der Arbeit dann so groß wird. Aber ich kann mich auch noch erinnern, dass ich eine Szene hatte und ich merkte, ich habe gerade Schmerzen. Da hatte ich eine Fehlgeburt mitten im Studio beim Drehen. Ich habe dann gesagt, dass ich mal kurz auf die Toilette gehen muss und dort gesehen, dass ich blute. Ich habe dann ganz viel Klopapier in meine Hose gestopft und die Szene noch zu Ende gedreht. Und als ich dann zu Hause auf dem Sofa lag, ist für mich eine Welt zusammengebrochen. 

Habt ihr euch als Paar irgendwann mal Gedanken darüber gemacht, was ist, wenn es nicht klappen würde?

Mein Mann hat die ganze Zeit gesagt, wenn es nicht sein soll, dann haben wir einfach keine Kinder. Das kann doch auch total interessant sein. Für mich war das aber gar keine Option. Und wenn wir das nicht auf natürlichem Wege geschafft hätten, hätten wir adoptiert. Für mich war ganz klar: Wir werden auf jeden Fall Eltern sein.

Viele Paare scheitern auch an diesen Belastungen. Was hat euch geholfen?

Es gab natürlich Diskussionen, aber für uns gibt es drei Eckpfeiler: Humor, Spaß und Ehrlichkeit. Und daran halten wir uns einfach.

Am 12.5. ist Muttertag. Ein Tag, an dem wir alle Mamas feiern, egal wie und auf welche Weise sie zu ihren Kindern gekommen sind. Für einige Eltern ist der Weg besonders steinig und manchen sogar ganz verwehrt. Viele dieser Frauen und Paare fühlen sich mit ihrer Geschichte sehr allein, dabei sind sie das bei Weitem nicht. 

Wenn du dich für das Thema "Unerfüllter Kinderwunsch" interessierst, schau gern bei unserem Special auf Eltern.de vorbei. 

Brigitte

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