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Kinderärztin fordert: "Mütter brauchen Entlastung!"

Mutter mit Baby
© fotosparrow / Shutterstock
Warum Mütter mehr Entlastung brauchen und Hebammen nicht verloren gehen dürfen, schildert Kinderärztin und Buchautorin Dr. Karella Easwaran in diesem berührenden Auszug aus dem Mama-Mutmach-Buch "Wow Mom" von Lisa Harmann und Katharina Nachtsheim. Dieser Text enthält einen Affiliate Link

"In meiner Kinderarzt-Praxis ist das Wartezimmer immer voll"

Im Kreißsaal kommt nicht nur ein Baby zur Welt – auch eine Mutter wird in diesen zauberhaften Stunden neu geboren und muss sich fortan in einer ganz anderen Welt voller Ängste, Zweifel und Sorgen zurechtfinden. Auf der einen Seite ist da dieses überwältigende Glück, endlich sein kleines Baby in den Armen halten zu können. Auf der anderen Seite ist da diese große Verantwortung: Dieses winzige Baby hängt ganz allein nur von uns ab. Da kann man sich als Neu-Mama oder Neu-Papa schon mal überfordert fühlen.

WOW MOM Der Mama-Mutmacher fürs erste Jahr mit Kind
Lisa Harmann und Katharina Nachtsheim, die Autorinnen des Blogs "Stadt Land Mama" wollen mit ihrem Buch "Wow Mom" den Druck aus der Mutterschaft nehmen und zeigen: Jede Mama ist die beste für ihr Kind!
© FISCHER Krüger / Pressestelle

Um in genau diesen Momenten Mut zu machen, haben Lisa Harmann (37) und Katharina Nachtsheim (38), die Autorinnen des Blogs "Stadt Land Mama", das Buch "Wow Mom - Der Mama-Mutmacher fürs erste Jahr mit Kind" geschrieben, aus dem wir hier einen Auszug veröffentlichen dürfen.

Darin schildert die Kinderärztin Dr. Karella Easwaran, warum aus ihrer Sicht Mütter viel mehr Entlastung brauchen – und das Schwinden unserer Hebammen unbedingt gestoppt werden muss.

Dr. Karella Easwaran ist Kinderärztin in Köln, sie stammt aus Äthiopien und ist ganz anders aufgewachsen als Kinder hier in Deutschland. Sie sagt: Eltern machen sich heute viel zu große Sorgen. Und sie hat Tipps, wie wir das ändern können. Denn nur, wenn es der Mama gutgeht, kann es auch den Kindern gutgehen – davon ist sie überzeugt. 

"Mütter brauchen Entlastung!"

"Schauen Sie sich Ihr Baby an. Ist es nicht ein Wunder? Wenn Sie Ihr Kind ansehen, wie perfekt es da liegt, wie süß es schaut, wie vollkommen es ist, dann vergessen Sie alles um sich herum. Und das ist gut so, genießen Sie es einfach! Denn viele Eltern machen sich heute viel zu viele Sorgen! 

Wissen Sie, in meiner Kinderarzt-Praxis ist das Wartezimmer immer voll. Das liegt nicht daran, dass Kinder heute öfter krank sind als früher. Es sind die Sorgen der Eltern, die für so viele kleine Patienten sorgen: Entwickelt sich mein Kind normal? Braucht es Hilfen? Könnte ich etwas übersehen? Das Baby schläft nicht, das Kind krabbelt nicht ... 

Diese Sorgen sind echt. Ich nehme sie ernst. Aber meine Aufgabe als Kinderärztin hat sich verändert.

Früher behandelte ich lebensbedrohliche Gehirnhautentzündungen, heute liegt ein großer Teil meiner Aufgabe darin, Eltern zu beruhigen, zu ermutigen und zu unterstützen.

Wenn Mütter in der Praxis vor mir sitzen, verzweifelt, weil ihr Kind schon WIEDER erkältet ist, dann beruhige ich sie gern mit meinem Lieblingssatz: 'Jeder Infekt schenkt ihrem Kind fünf weitere Lebensjahre.' Dieser Satz wirkt wie Balsam auf der Seele der Mama, sie fängt an zu lächeln. Es entlastet Eltern, zu hören, dass jeder Infekt das Immunsystem trainiert.

Noch viel mehr aber brauchen Eltern Anerkennung. Und deswegen sage ich Ihnen hier gern: Sie machen das toll mit Ihrem Kind! Wirklich! 

Merken Sie, wie dieser Satz Druck abbaut? Wie Sie sich kurz entspannen? Gut so, denn davon profitiert auch Ihr Baby! Gesunde Mütter bedeuten gesunde Kinder. Alle Gefühle sind erlaubt, niemand muss perfekt sein. Hören Sie auf Ihr Bauchgefühl! 

"Eltern in Deutschland werden viel zu oft allein gelassen"

Ich habe mich oft gefragt, warum Eltern in einem so hochentwickelten Land mit so gesunden Menschen so viele Sorgen haben. Es liegt daran, dass sie viel zu oft allein gelassen werden, dass ihnen der Clan fehlt, an dem sie sich orientieren können. Mütter müssen nicht alles alleine schaffen! 

Hausgeburt

Viele Mütter berichten mir, dass sie in den ersten Wochen nach der Geburt keinen Besuch haben wollen, weil sie dann Gastgeber spielen müssten. Wie schade! Als meine eigene Schwester geboren wurde, damals lebten wir noch in Äthiopien, haben alle Nachbarn gekocht – wie selbstverständlich. Als meine Mutter mit dem Baby wiederkam, jubelte die ganze Nachbarschaft. Ein schöner Lebensbeginn. 

Heute stresst uns sogar die Suche nach einer Hebamme, weil sich viele durch die Erhöhung der Haftpflichtsumme ihren Job nicht mehr leisten können. Das dürfen wir nicht zulassen!

Hebammen sind die Entstresser Nummer Eins für Mütter. Wir können nicht auf sie verzichten! 

Eine Frau im Wochenbett braucht Ruhe und Geborgenheit. Eine Hebamme hilft zu Hause, in geschütztem Rahmen. Hebammen bringen Fürsorge, Erfahrung und Expertise in die Familien. Sie sind essentiell wichtig für Frauen, um ein Vertrauen in sich selbst als Mutter zu entwickeln. 

Sie spenden Trost, bauen auf und haben dazu noch das Fachwissen, das Sicherheit vermittelt. Viele Folgeerkrankungen könnten durch sie im Keim erstickt werden. Hebammen sorgen langfristig für gesunde Mütter und Kinder, indem sie die Grundlagen für ein positives Miteinander von Mutter und Kind legen. Denn wenn eine Mutter Vertrauen hat, lösen sich viele Probleme von selbst. 

Viele Eltern in meiner Praxis brauchen kein Rezept. Sie brauchen Hilfen durch Hebammen, Freunde, Familie.

Und sie brauchen für sich ein Umdenken: Beneficial Thinking nenne ich das, vorteilhaftes Denken. Unser Gehirn schüttet Stresshormone aus, wenn das Kind nicht krabbelt, obwohl im Ratgeber steht, dass es das schon können sollte. 

Der Blutdruck steigt, wir schwitzen, haben Angst und sorgen uns. Das passiert auch, wenn wir merken, dass wir es nicht mehr pünktlich zum Termin bei der Frauenärztin schaffen, denn unser Gehirn kann nicht zwischen echter und unechter Gefahr unterscheiden. Es ist wichtig, sich dann zu fragen: Ist die Situation lebensgefährlich oder nicht? Ist das Zuspätkommen beim Arzt lebensbedrohlich? 

Nein? Dann atmen Sie tief durch, Unpünktlichkeit ist kein Dino, der uns fressen will, ein nicht krabbelndes Kind keine Gefahr. Auch Babys sind Menschen, sie entwickeln sich unterschiedlich, sie funktionieren nicht nach Tabellen.

Kaiserschmarrn, das Wort hilft mir in akuten Stresssituationen. Mit Kaiserschmarrn verbinde ich Wärme und österreichische Hütten. Puderzucker, der auf der Zunge zergeht. Ich sage mir dieses Wort laut vor, wenn ich mal wieder zu spät dran bin und der Körper überreagiert. Das Gehirn schüttet dann positive Signale aus. Mein Puls fährt runter. 

Ich finde: Jeder sollte so ein Codewort haben. Eines, das hilft, wenn das Baby herzzerreißend weint.

Wenn man sauer auf den Partner ist. Oder wenn mal wieder irgendetwas nicht so läuft, wie wir es uns vorgestellt haben. 

Welches Wort könnte bei Ihnen solch wohlige Gefühle hervorrufen?

Schreiben Sie sich Ihr persönliches Codewort auf und denken Sie in der nächsten Stresssituation dran. Sie werden sehen: Es wird helfen. Und wenn es nur für ein kleines Lächeln in Ihrem Gesicht sorgt. Lächeln ist gut fürs Immunsystem. Und gesunde Mütter haben gesunde Kinder ... 

Mein Codewort für stressige Situationen: .................................... 🙂

mh

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