Das Leben findet größtenteils zu Hause statt und die Kontakte sind beschränkt– das kann sich auf unsere mentale Gesundheit auswirken. Viele Erwachsene sowie Kinder und Jugendliche haben psychisch mit der Pandemie zu kämpfen. Die vollen Psychiatrien sprechen eine eindeutige Sprache. Können die zahlreichen Patient:innen aufgefangen werden? Diesbezüglich warnen jetzt Kinderärzt:innen: Mediziner:innen seien gezwungen zu entscheiden, wer überhaupt behandelt werden kann. Der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) macht die Politik für diese Triage verantwortlich.
Psychiatrien sind überlastet
Die politische Vernachlässigung von Kindern und Jugendlichen während der Pandemie kritisiert der BVKJ scharf. Schul- und Kitaschließungen seien zu Beginn der Coronapandemie noch vertretbar gewesen. Inzwischen habe sich allerdings herausgestellt, dass Kinder seltener an dem Virus erkranken und deutlich weniger an der Übertragung beteiligt sind.
Durch die Schließungen und Lockdowns haben Kinder weniger Bewegung, ihnen fehlt der soziale Austausch. Das bleibt nicht ohne Folgen: "Es gibt psychiatrische Erkrankungen in einem Ausmaß, wie wir es noch nie erlebt haben. Die Kinder- und Jugendpsychiatrien sind voll, dort findet eine Triage statt. Wer nicht suizidgefährdet ist und 'nur' eine Depression hat, wird gar nicht mehr aufgenommen", sagt BVKJ-Sprecher Jakob Maske gegenüber der "Rheinischen Post".
Schnelle Schulöffnungen gefordert
Der Deutsche Lehrerverband plädiert für eine Rückkehr zum Präsenzunterricht ab einer Inzidenz von 50. Kinder- und Jugendärzt:innen gehen noch einen Schritt weiter: Sie fordern schnelle Kita- und Schulöffnungen. Dabei sollten die geltenden Richtlinien eingehalten und die "angemessene Testung" durchgeführt werden, sagt Jörg Dötsch, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin (DGKJ).
Die Öffnungen dürften ihm zufolge nicht von den Impfungen abhängig gemacht werden. "Es ist absolut notwendig, selbst wenn Jugendliche in den höheren Jahrgängen geimpft werden können, für Kinder im Grundschulalter, aber auch in mittleren Jahrgängen wieder ein normales soziales Leben zu ermöglichen, damit sie sich normal entwickeln können", so Dötsch.
Verwendete Quellen: Rheinische Post, ZDF.de