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Reaktionen auf Fehlgeburt: "Wenigstens kannst du schwanger werden!"

Etwa jede fünfte Schwangerschaft endet in einer Fehlgeburt. Ein Video zeigt, welch unsensible Reaktionen betroffene Frauen darauf bekommen.

Ein Kind zu verlieren, ist schrecklich - egal, in welcher Schwangerschaftswoche es passiert. Die meisten Frauen schweigen darüber, denn sie fühlen sich schuldig - fast so, als hätten sie versagt. Zu diesem Ergebnis kam eine Umfrage unter mehr als 6.000 Frauen, die die britische Hilfsorganisation Tommy's durchgeführt hat.

85 Prozent der Frauen, die eine Fehlgeburt erlitten haben, fühlen sich von ihrem Umfeld missverstanden - sie haben nicht das Gefühl, dass andere nachempfinden können, was sie durchmachen. Sie fühlen sich in ihrer Trauer allein gelassen. Zwei Drittel vertrauen sich noch nicht einmal ihrer besten Freundin an. Das alles zeigt, dass eine Fehlgeburt noch immer ein Tabuthema ist.

Oft wissen Angehörigen und Freunde einfach nicht, was sie sagen sollen. Sie wollen tröstende Worte finden, erreichen mit ihren nett gemeinten, aber verletzenden Kommentaren jedoch oft das Gegenteil, wie dieses Video von "Tommy's" zeigt:

  1. "Es sollte wohl nicht sein."
  2. "Wenigstens war es noch kein richtiges Baby."
  3. "Wenigstens ist es früh passiert."
  4. "Es hat bestimmt einen Grund gehabt."
  5. "Du wirst noch genug andere Chancen haben."
  6. "Wenigstens kannst du schwanger werden."

Der Clip ist Teil der Kampagne #misCOURAGE, mit der die Organisation Betroffene und Angehörige dazu aufrief, ihre Erfahrungen mit Fehlgeburten zu teilen und so für das Thema zu sensibilisieren. So erzählt etwa eine Frau, die bereits vier Fehlgeburten erlitten hat: "Ich war so wütend und verwirrt. Ich habe mein totes Baby 24 Stunden im Arm gehalten. Eine Fehlgeburt ist eine furchtbare Erfahrung."

Obwohl etwa jede fünfte Schwangerschaft mit einer Fehlgeburt endet und eine von 100 Frauen sogar mehrere Fehlgeburten hintereinander erleidet, werden die Gründe dafür selten erforscht. Die Frauen bleiben mit ihren Fragen allein. Das will Tommy's ändern und so schließlich auch die Fehlgeburtenrate senken. Im April 2016 eröffnet die Hilfsorganisation ein Forschungszentrum, das sich ausschließlich mit diesen Fragen beschäftigt.

"Ein Kind zu verlieren ist immer eine traumatische Erfahrung", sagt Rosie Houston, die selbst vier Fehlgeburten hatte und eine Menge verletzender Kommentare zu hören bekam. "Dabei ist alles, was du hören möchtest, ein schlichtes 'Es tut mir Leid'."

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