Ein Baby zu verlieren, ist eine der schlimmsten Erfahrungen, die eine Frau machen kann. Von dem Moment an, wenn der Wunsch nach einem Kind in den Gedanken einer Frau entsteht, hat dieses Kind einen Platz in ihrem Herzen. Schon wenige unbedachte Worte, die Frauen und auch ihre Partner nach einem solchen Verlust zu hören bekommen, können darum sehr schmerzhaft sein.
"Vielleicht war es das falsche Baby"
In einer Fotoserie der Organisation "Rise for Women" teilen Frauen, die ein Kind verloren haben, jetzt solche Sätze, die sie nach einer Fehlgeburt oder dem späteren Tod eines Kindes zu hören bekamen – in der Hoffnung, die Menschen dafür zu sensibilisieren, achtsamer mit ihren Worten umzugehen. Die Fotoserie trägt den Namen "Project Benjamin" – in Erinnerung an das Kind, mit dem die Serie begann.
Dana Dewedoff-Carney aus New Jersey verlor ihr Baby im zweiten Trimester ihrer Schwangerschaft im Juni 2018. Die Ärztin sagte ihr eines Tages, dass sie den Herzschlag ihres Babys nicht mehr finden konnte – und dass es eben "das falsche Baby gewesen sei", erzählt sie im Gespräch mit "Babble.com".
"Unsere Hoffnung. Unsere Träume. Unsere Zukunft.", berichtet sie. "Baseball-Spiele. Windeln wechseln. Seine Spiele mit seinen Geschwistern. Küsse und Lachen, wenn er Späße macht oder Unsinn treibt. All das war verloren." Monatelang habe sie ihren Sohn in ihrem Bauch getragen. Die Übelkeit ertragen. "Und dann sagt die Ärztin, es sei das falsche Baby gewesen. Das war unser Sohn. Das war Benjamin".
Diese schreckliche Erfahrung inspirierte Dana zu dem "Projekt Benjamin". Sie wollte anderen Menschen bewusst machen, was es bedeuten kann, wie sie über ein verlorenes Kind sprechen, und andere trauernde Menschen dazu ermutigen, über ihre Verluste zu sprechen
Seitdem haben zehntausende Frauen und auch Männer sich unter den Hashtags #theymattertoo ("auch sie zählen") und #struggledoesnothavealook ("leid hat kein gesicht") Dana angeschlossen und in den Sozialen Netzwerken von den Bemerkungen und Fragen erzählt, die sie nach dem Verlust eines Kindes oder auch bei vergeblichem Kinderwunsch sehr getroffen haben.
Ihre Erzählungen machen betroffen und verdeutlichen, dass selbst eine vermeintlich harmlose Frage wie "Wünschst du dir eigentlich Kinder?" oder "Na, wann soll es denn losgehen mit dem Kinderkriegen?" möglicherweise eine traurige Frau oder einen trauernden Mann bis ins Herz treffen kann. Natürlich steckt meist nur freundliches Interesse oder Neugier hinter solchen Fragen und manches Mal kann eine solche Frage auch ein heilsames Gespräch eröffnen. Doch leider können solche Worte eben auch sehr schmerzhaft sein, weshalb es gut ist, vorsichtig mit Fragen zu Kinderwunsch und Kindern zu sein. Selbstverständlich ist es auch bei einem Trauerfall oftmals sehr schwer, überhaupt Worte zu finden. Aber der Austausch darüber, welche Worte helfen und welche eher schmerzen, kann dazu auf jeden Fall hilfreich sein. Sätze wie "Ihr könnt es doch wieder probieren" können für Betroffene wie ein Schlag ins Gesicht sein.
Andererseits wünschen sich viele Eltern von Sternenkindern auch, nach ihren verlorenen Kindern gefragt zu werden. Eine betroffene Mutter schreibt zu einem Foto auf Instagram: "Warum tut jeder so, als sei nichts passiert? Die Leute sagen, sie haben Angst davor, mich nach meinen Sternenkindern zu fragen, weil sie mich nicht traurig machen wollen. Ich wünschte, sie wüssten, dass es meine größte Angst ist, dass meine Kinder vergessen werden." Das Sprechen über Trauer und Verlust ist also fraglos eine große Herausforderung und umso wichtiger ist es, sich darüber auszutauschen, was als hilfreich empfunden wird und was nicht.
Für Dana ist die große Resonanz auf ihre Geschichte Balsam für ihr trauriges Herz: "Diese Aktion, das Sprechen über unseren Sohn und andere Sternenkinder, hat eine große Diskussion ausgelöst. Das gibt mir ein Gefühl des Friedens."
Sie hofft, dass die Menschen auch in Zukunft weiter über ihre Verluste und ihr Leid miteinander reden und hat dazu auch schon ein Nachfolgeprojekt ins Leben gerufen, "#AcknowledgeThem", in dem weitere Menschen von ihren verlorenen Kindern berichten. "Über unsere Trauer zu sprechen, verbindet uns alle. Auch ich kämpfe immer noch. Ich mag nett angezogen sein und lächeln, aber das heißt nicht, dass ich nicht immer noch unter dem Verlust unseres Sohnes leide. Es bedeutet nur, dass ich weiterhin in diesem schönen und chaotischen Leben lebe. Darum spreche ich darüber. Weil niemand im Stillen leiden soll."
Mehr Bilder der Serie "Project Benjamin" findest du auf InstagramFacebook und bei "RISE for Women".