Anzeige

Zu dumm, um Kinder zu erziehen? Amt nimmt Eltern die Kinder weg

Zu dumm, um Kinder zu erziehen? Amt nimmt Eltern die Kinder weg
© Change.org / Sherrene Hagenbach
Darf der IQ darüber entscheiden, ob Eltern in der Lage sind, Kinder großzuziehen? Ein Fall aus Oregon in den USA spaltet die Meinungen.

Worum geht es hier?

Um eine der schwierigsten Fragen überhaupt: Unter welchen Umständen darf man Eltern ihr Kind wegnehmen? Wann handelt es sich um Kindeswohlgefährdung?

Wer ist betroffen?

Eine Familie aus Oregon. Amy Fabbrini und Eric Ziegler sind seit vielen Jahren ein Paar. Seit 2013 sind sie auch Eltern – damals kam ihr erster Sohn zur Welt. Inzwischen haben sie noch einen zweiten Jungen.

Doch seit 2013 kämpfen die beiden um das Sorgerecht für diese Kinder – auch vor Gericht.

Warum dürfen sie nicht für ihre Kinder sorgen?

Als Begründung geben die Behörden an, dass das Paar geistig nicht in der Lage sei, für die Kinder zu sorgen. Schon das erste Kind wurde ihnen kurz nach der Geburt weggenommen. Und auch das zweite, das in diesem Jahr zur Welt kam, durfte nicht bei seinen Eltern bleiben.

Wie kommen die Behörden zu diesem Schluss?

Nach der Geburt des ersten Kindes ging ein anonymer Hinweis beim Amt ein. Darin wurde gewarnt, dass die beiden wegen mangelnder Intelligenz nicht in der Lage seien, für das Kind zu sorgen. Inzwischen wird vermutet, dass es der Opa der Kinder war, der die Meldung schrieb – also Amys Vater. Das Paar wohnt bei ihm im Haus.

Und dann wurde die Intelligenz auch offiziell geprüft?

Genau – in dem Dauerstreit um das Sorgerecht wurde auch ein IQ-Test gemacht. Amy hat demnach einen IQ von 72, Eric 66. Damit liegen sie deutlich unter dem Durchschnitts-IQ von 90 - 110 in den USA. Ist das schon eine geistige Behinderung?
Laut einer Klassifikation der WHO wären die beiden "leicht geistig behindert". Doch diese Einstufung nach IQ ist umstritten – vielen Fachleuten sagt der IQ-Test zu wenig über die Menschen aus – zum Beispiel über ihre sozialen und emotionalen Kompetenzen.

Aber den Behörden in Oregon reicht dieser IQ-Test aus?

Nicht nur. Zwar gab es keine eindeutigen Anzeichen für Vernachlässigung. Aber das Sozialamt stützte sich auf die Berichte des Opas – und auf die Umstände, unter denen die Kinder geboren wurden.

Was waren das für Umstände?

Dass sie Eltern werden, merkten Amy und Eric erst, als das Kind zuhause plötzlich zur Welt kam. Amy hatte von der Schwangerschaft nichts mitbekommen. Sie wunderte sich über die Wehen, hatte das aber auf Nierenprobleme geschoben.

Es gibt auch einen Bericht, dass Eric mit dem Baby auf dem Fußboden geschlafen habe, und sich fast auf das Kind gerollt hätte. Und: Amy waren schon mal zwei Kinder weggenommen worden – ihre Zwillinge aus ihrer ersten Ehe. 

Was wirft der Opa seiner Tochter vor?

"Meine Tochter hat keinen Mutterinstinkt." Laut dem 74-Jährigen sei das Paar kaum in der Lage, sich um sich selbst, ihren Hund und die normalsten Alltagsaufgaben zu kümmern – geschweige denn um ein Kind.

Was sagt die Mutter selbst?

"Ich liebe Kinder. Ich hatte in meinem Leben immer viele um mich herum. Meine Mutter war 20 Jahre lang Lehrerin an einer Grundschule. Kinder sind meine Leidenschaft. Ich liebe es, mit ihnen zu spielen, mit ihnen etwas zu machen. Sie sind meine Zukunft", so Amy im Interview mit der Zeitung The Oregonian.

Hat Amy denn auch Fürsprecher?

Ja. Sherrene Hagenbach, Tante der Kinder und Sozialarbeiterin, hat sogar eine Petition für sie gestartet. Sie hatte den Fall damals mit prüfen sollen, und sah keinen Grund, warum das Paar nicht in der Lage sein sollte, die Babys selbst aufzuziehen. Nach dieser Einschätzung wurde die Sozialarbeiterin aber entlassen.

Nun hat sich aber sogar der republikanische Senator von Oregon, Tim Knopp, auf die Seite von Amy und Eric geschlagen.

Was sagt der Senator?

"Als Staat haben wir die Verantwortung, dass Eltern ihre Kindern erziehen können", sagt er auf RawStory.com. Auch Paaren mit Behinderungen solle man dabei helfen, ihre Kinder zusammen aufzuziehen. "Die beiden sind ein Paar wie viele andere auch. Sie versuchen ihr Leben zu meistern und eine Familie zu sein. Ich kann nicht erkennen, dass sie schlechte Eltern sein sollten."

Und wie geht es nun weiter?

Das muss ein Gericht entscheiden. Amy und Eric jedenfalls strengen sich wirklich an für ihre beiden Jungs. So haben sie extra mehrere Kurse belegt: Kindererziehung, Kinderernährung und Erste-Hilfe.

Mal sehen, ob das reicht, um die Richter in Oregon zu überzeugen.

Mehr zum Thema

VG-Wort Pixel