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Single-Eltern Ein Date für 3

Single-Eltern: Ein Frau in Latzhose sitzt auf einem Sofa mit ihrem Sohn auf dem Schoß. Vor dem Sofa sitzt eine zweite Frau
© JLco Julia Amaral / Shutterstock
Wenn sich Singles mit Kind(ern) wieder verlieben, ist der Nachwuchs von Anfang an Teil des Deals. Drei ehemalige Single Moms und ein Dad erzählen von dem magischen Moment, als es nicht nur zwischen ihnen und dem oder der Neuen gefunkt hat, sondern auch zwischen diesem neuen Menschen in ihrem Leben und ihren Kindern.

Im Bulli

Corinna, Oscar (damals zweieinhalb) und Ben*

"Ich war schon seit Ewigkeiten Single. Mich guckt keiner mehr mit dem Arsch an, dachte ich. Mit Oscar, meinem Sohn, war ich seit seiner Geburt alleine und hatte ihn darum immer im Schlepptau. Auch an diesem Wochenende, als wir uns mit dem Bulli auf den Weg in die Heide machten, wo ein befreundetes Pärchen zu einer Übernachtungsparty eingeladen hatte. Als wir ankamen, hüpften jede Menge Kinder um uns herum, es lief Musik, die Stimmung war gut. Oscar fühlte sich sofort pudelwohl, flitzte los und turnte vergnügt ohne mich herum. Für mich war das Entspannung pur, weil der Kleine sich wunderbar selbst zu beschäftigen wusste und ich mich mal total frei bewegen konnte. Als der Nachmittag langsam in den Abend überging, gab es die ersten Drinks. Hier und da wurde getanzt. Zeit für meinen Sohn, schlafen zu gehen. Ich nahm ihn in die Trage, machte einen Spaziergang im Wald und legte ihn im Wagen ab, als er eingeschlafen war.

Als ich wieder aus dem Bulli kam, sah ich ein paar Leute zusammensitzen, darunter auch ein Mann namens Ben, dem ich vorher schon kurz begegnet war und von dem ich wusste, dass wir ein paar gemeinsame Freunde hatten. Ich setzte mich spontan dazu, wir unterhielten uns gut. Da ich kein Babyfon dabei hatte, wollte ich irgendwann nach Oscar schauen und fragte Ben einfach, ob er mich begleiten wolle. Dass ich Mutter bin, hatte er ja bereits mitbekommen. Kaum waren wir ums Eck, küsste er mich. Das war das Letzte, mit dem ich gerechnet hätte. Aber ich mochte seine direkte Art. Es war ein schönes Gefühl, dass sich nach so langer Zeit endlich mal wieder ein Mann für mich interessierte. Genau danach hatte ich mich gesehnt.

Nachdem ich gecheckt hatte, dass beim Kind auch alles in Ordnung war, schlug ich Ben vor, bei uns zu übernachten. Wir machten es uns vor dem Bus gemütlich, knutschten, quatschten. Später versuchten wir, trotz der lauten Musik zu schlafen. In der Nacht wechselte ich von der oberen Etage nach unten, da der Kleine unruhig schlief. Am nächsten Morgen grüßte Ben von oben herunter und sagte ganz selbstverständlich: 'Hi, Oscar!'

Es fühlte sich von Anfang an total unkompliziert und natürlich an. Wir haben zu dritt gefrühstückt, und von da an war Ben einfach dabei. Mein Sohn fand das alles super: in den Tag hineinleben, spielen, zusammen sein – das Heide-Wochenende war ja noch nicht vorbei. Oscar, kontaktfreudig, wie er ist, sprang fröhlich auf Ben herum. Die beiden hatten sich gegenseitig sofort ins Herz geschlossen. Das Kennenlernen war eine Dynamik zwischen uns dreien. Es hat einfach gepasst. Zu erleben, wie offen die zwei miteinander umgehen, hat mich beeindruckt. Ich dachte: 'Wow. Es lohnt sich, diesen Menschen näher anzuschauen.' Rückblickend denke ich manchmal, dass wir ohne Kind gar nicht so schnell zueinandergefunden hätten.“

Corinna und Ben sind jetzt seit mehr als fünf Jahren zusammen und haben noch eine gemeinsame Tochter bekommen. "Bevor Maya dazukam, waren Oscar und ich oft ein Team, und Ben war irgendwie doch außen vor. Unsere gemeinsame Tochter ist wie ein verbindendes Glied, das uns als Familie so richtig komplett gemacht hat“, sagt Corinna.

Auf dem Spielplatz

Andrea, Greta (damals anderthalb) und Max*

Andrea und Max sind seit neun Jahren zusammen und haben vor fast sechs Jahren geheiratet. Sie haben noch einen gemeinsamen Sohn bekommen. "Kurz vor der Geburt unseres Sohnes hatte ich die größte Panik, dass noch mal alles schiefgehen würde. Doch diesmal war Max da. Für mich ist dieser Mensch der perfekte Vater für meine Kinder", sagt Andrea.

"Anderthalb Jahre nach Gretas Geburt und der Trennung von ihrem Vater fing ich an, wieder voll zu arbeiten. Ich musste ums Überleben kämpfen, war depressiv, habe nur noch funktioniert. Wann und wo sollte ich als alleinerziehende Single Mom mit Fulltime-Job jemand Neues kennenlernen? Nachdem mir ein Freund auf einer Party vom Datingportal "Finya" erzählt hatte, fing ich an, mich durch die Gesichter von Hamburg zu klicken, entdeckte Max und schrieb ihn direkt an.

In meinem Profil stand, dass ich ein Kind habe. Hatte Max aber überlesen. Als seine Antwort kam, war mein Ex gerade auf den Philippinen, und ich stand ohne Kinderbetreuung da. Weil Max und ich uns deshalb nicht sofort treffen konnten, schrieben wir uns über Facebook und telefonierten mindestens vier Stunden täglich. Unser erstes Date hatten wir in einem Lokal. Eine Freundin (die später unsere Trauzeugin wurde) passte auf Greta auf.

Mein erster Gedanke, als ich zur Tür reinkam und Max sah, war: 'Fuck. Den heirate ich.' Ich habe nicht lange gefackelt und am nächsten Tag ein Spielplatz-Date ausgemacht, damit Greta und Max sich kennenlernen. Die beiden waren sofort Feuer und Flamme füreinander. Er hat sie von Anfang an angenommen. Sie nannte ihn nach zwei Wochen Papa. Als wäre endlich da, was ihr immer gefehlt hatte. Meine Tochter hatte es bis dahin innerlich zerrissen, dass ihr leiblicher Vater nicht für sie da war. Max war erst skeptisch, der Papa-Platz war ja bereits besetzt. Heute sagen wir einfach Bonuspapa."

Nachts im Treppenhaus

Jana, Sophie (damals 13), Frederic (damals 16) und Ferdinand*

"Ich weiß, wie es ist, wenn plötzlich alles vorbei ist. Ich kenne das Schlimmste, was passieren kann: dass einer für immer geht. Auch vier Jahre nach Lars’ Tod dachte ich nicht, dass ich bereit für einen neuen Mann wäre. Die Trauer hat mich noch mal so richtig erwischt an dem Wochenende, an dem ich die letzte Staffel der Netflix-Serie "Virgin River" angeschaut habe. Da stirbt ein Mann bei einem Autounfall, seine Frau verliert das gemeinsame Kind. In diesem Moment kam der komplette Schmerz über Lars’ Tod wieder in mir hoch. Drei Tage lang habe ich durchgeheult.

Eine Woche nach diesem furchtbaren Tiefpunkt rief Ferdinand an. Wir kennen uns seit 22 Jahren, hatten dieselbe Clique, bevor sich unsere Wege trennten, wir beide geheiratet und Kinder bekommen haben. Jetzt fragte er mich spontan, ob wir uns auf ein Glas Wein treffen wollten. Zu meiner Tochter Sophie sagte ich, ich sei für ein Stündchen mit einem alten Freund was trinken. Es wurde halb fünf Uhr morgens.

Obwohl vorher ewig Funkstille war, fingen Ferdinand und ich ja nicht bei null an. Uns war sofort klar: Da wird mehr draus. Frederic, mein Sohn, wollte sich erst so gar nicht auf einen neuen Partner an meiner Seite einstellen. "Das muss doch nun wirklich nicht sein", waren seine Worte, als ich ihm von Ferdinand erzählt habe, vier Tage vor Heiligabend.

Dann war Weihnachten. Wir feierten eine Teenie-Hausparty, auch Ferdinand kam später dazu. Nachts um halb drei sperrten wir uns aus Versehen alle zusammen aus. Der Schlüsseldienst war unterwegs. Sophie und ich versuchten in der Zwischenzeit, über die Terrasse ins Haus zu kommen. Frederic und Ferdinand saßen derweil im Treppenhaus und unterhielten sich. Ich bekomme heute noch Gänsehaut, wenn ich das erzähle. Als ich dazukam, stellte sich mein Sohn vor meinen Schwarm und sagte, er habe echt Vorbehalte gehabt und den Typ überhaupt nicht kennenlernen wollen. Aber er mache mich offenbar glücklich. Damit war das Eis gebrochen. An Silvester sprach meine Tochter dann Klartext. Sie erklärte, dass sie ihr rosa Kleid anziehen würde, wenn wir heiraten sollten. Und dass sie meinem neuen Freund persönlich eine Backpfeife verpassen würde, wenn er mich verlassen oder sonst einen Mist mit mir anstellen würde. Die beiden waren enorm überzeugend. Ferdinand, standfest wie eine deutsche Eiche, hatte verstanden."

Jana und Ferdinand sind seit Weihnachten 2020 ein glückliches Paar. Bisher konnte Sophie ihr rosa Kleid aber noch nicht zur Hochzeit tragen.

Von Anfang an

Kilian mit Aaliyah (damals noch nicht auf der Welt) und Anni

"L. und ich haben uns getrennt, als unsere gemeinsame Tochter bereits unterwegs war. Erst konnte ich mir das überhaupt nicht vorstellen, ein Kind mit einer Frau, mit der ich nicht zusammen bin. Parallel zur Schwangerschaft habe ich meine jetzige Frau kennengelernt.

Auf der Hochzeit eines gemeinsamen Freundes saßen Anni und ich am Singletisch nebeneinander. Wir haben uns auf Anhieb super verstanden und den ganzen Abend miteinander verbracht. Wir tauschten Nummern aus, und ein paar Wochen später schrieb ich sie auf Facebook an. Ich wusste, wenn wir uns besser kennenlernen würden, müsste ich die Katze aus dem Sack lassen und ihr erzählen, dass ich bald Vater werde. Beim zweiten Date hat es dann so richtig gefunkt und wir haben zum ersten Mal geknutscht. Es war also an der Zeit, ihr zu sagen, was Sache ist. Ich war natürlich aufgeregt und hatte Schiss vor ihrer Reaktion. Aber Anni nahm es total gelassen. Sie war froh, dass ich ehrlich zu ihr war.

Für mich war die Zeit vor der Geburt wie eine Achterbahn der Gefühle: Einerseits wollte ich mich der Verantwortung stellen und ein guter Vater werden. Gleichzeitig war da die Ungewissheit, wie es mit Anni weitergehen könnte, der ich klar zu verstehen gab, dass ich mir mehr mit ihr vorstellen konnte. Ich freute mich riesig auf meine Tochter, die, als sie dann da war, absolute Priorität für mich hatte. Anni musste ziemlich viel zurückstecken, was ich ihr hoch anrechne. Sie hätte jedes Recht gehabt, genervt davon zu sein, dass nur noch das Kind Thema war. Wir kamen als Paar zusammen und wurden gleichzeitig auch beide irgendwie Eltern. Anni hat Aaliyah vom ersten Moment an geliebt wie ein eigenes Baby."

Kilian und Anni sind seit mehr als zehn Jahren ein Paar, nach drei Jahren haben sie geheiratet. Sie haben zusammen noch einen Sohn und eine Tochter bekommen.

"Trotz völliger Übermüdung und totaler Erschöpfung geben mir die Kids so viel zurück, dass ich manchmal vor Glück weinen muss", sagt Kilian.

* alle Namen geändert

Idee und Protokolle: Filiz Nadine Müller

Dieser Text stammt aus der BRIGITTE MOM.

Brigitte

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