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"Ich habe unterschätzt, wie schwer es alleinstehende Mütter haben"

"Ich habe unterschätzt, wie schwer es alleinstehende Mütter haben"
© Justin Sullivan/Getty Images
Sheryl Sandberg forderte Mütter gern dazu auf, Karriere zu machen. Doch der Tod ihres Mannes hat der Facebook-Managerin klar gemacht, dass sie in einer Sache irrte.

Sie ist eine der reichsten und mächtigsten Frauen der Welt: Sheryl Sandberg, Geschäftsführerin von Facebook, hat eine steile Karriere hingelegt - und das, obwohl sie zwei Kinder hat, wie sie immer wieder betonte. In ihrem Buch "Lean in" (2013) ermutigte sie Frauen, ihrem Beispiel zu folgen, sich mehr zuzutrauen und sich von der Familienplanung nicht die Karriere zerstören zu lassen.

Doch dann schlug das Schicksal zu: Sheryl Sandbergs Mann Dave starb 2015 bei einem Sportunfall. Plötzlich war die 46-Jährige alleinerziehende Witwe.

Diese Erfahrung hat ihre Einstellung zum Thema Vereinbarkeit von Beruf und Familie verändert. Zum Muttertag veröffentlichte Sheryl Sandberg einen berührenden und sehr persönlichen Text auf ihrer Facebook-Seite.

Sie schreibt:

"In diesem Jahr denke ich besonders an die vielen Mütter im ganzen Land und in der Welt, die ihre Kinder allein großziehen.

Menschen werden aus den unterschiedlichsten Gründen zu alleinerziehenden Eltern: weil sie ihren Partner verlieren, weil die Beziehung zerbricht oder weil sie es selbst so wählen. Vor einem Jahr und fünf Tagen wurde ich eine von ihnen.

Für mich ist es immer noch eine neue und fremde Welt. Vorher habe ich es nicht richtig verstanden. Ich habe nicht wirklich kapiert, wie hart es ist, im Job erfolgreich zu sein, wenn du Zuhause überwältigt wirst. Mir war nicht klar, wie oft ich in die weinenden Gesichter meiner Tochter oder meines Sohnes blicken würde und nicht wissen würde, wie ich ihre Tränen stoppen kann. Wie oft ich mit Situationen konfrontiert sein würde, über die ich mit Dave nie gesprochen habe, und bei denen ich nicht wusste, wie ich allein damit umgehen sollte. Was würde Dave tun, wenn er hier wäre?"

Ihre eigene Situation öffnete ihr die Augen

Ihr sei klargeworden, für wie viele Mütter das die einzige Welt sei, die sie kennen, so Sheryl Sandberg. Und wie extrem privilegiert sie sei, weil sie sich zumindest keine finanziellen Sorgen machen muss - im Gegensatz zu vielen anderen alleinerziehenden Müttern. "Armut ist eine versteckte und furchtbare Folge für Frauen, die ihren Partner verloren haben."

Außerdem habe sie das Glück, dass sie viele Freunde und Verwandte habe, die alles dafür täten, sie und ihre Kinder zu unterstützen. Und trotzdem sei es hart. Wie hart müsse es erst sein für Mütter, die allein auf sich gestellt seien?

Sheryl Sandberg gibt zu, dass die Kritik an ihrer früheren, einseitigen Sicht gerechtfertigt war:

"In 'Lean in' habe ich betont, wie entscheidend ein liebevoller und unterstützender Partner für Frauen sein kann, im Job und auch privat - und wie wichtig Dave für meine Karriere und die Entwicklung meiner Kinder war. Ich glaube das immer noch. Einige Leute fanden, dass ich nicht genug über die Schwierigkeiten geschrieben habe, die Frauen haben, die keinen unterstützenden Partner oder überhaupt keinen Partner haben. Diese Leute hatten recht."

Sandberg fordert ein Umdenken

Sheryl Sandberg macht in ihrem Post auch darauf aufmerksam, wie wenig alleinstehende Mütter von der Gesellschaft und dem Sozialsystem in den USA unterstützt werden.

"Ich werde nie alle Herausforderungen, mit denen Alleinerziehende zu kämpfen habe, selbst erleben und verstehen, aber ich verstehe nun trotzdem sehr viel mehr als noch vor einem Jahr."

Sie werde nun alles dafür tun, Single-Mütter in Zukunft mehr zu fördern und zu stützen.

Hier könnt ihr den ganzen Text auf Englisch lesen..

miro

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