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Kinderbetreuung in den Ferien: Nirgends ein Hort

Sommerferien – das ist für viele Eltern die stressigste Zeit im ganzen Jahr. Wie klappt die Kinderbetreuung in den Ferien? BRIGITTE-Redakteurin Silke Baumgarten regt sich über einen Notstand auf, der kaum Thema ist.
Kinderbetreuung in den Ferien: Nirgends ein Hort
© kids.4pictures/Fotolia.com

Wer einen Job und ein Schulkind hat, kennt das Problem: Zwölf bis 13 Wochen im Jahr hat das Kind frei – der Urlaubsanspruch der Eltern beläuft sich aber auf maximal sechs Wochen. Bleiben sechs Wochen und ein paar Konferenz- oder Brückentage, in der die Schule ausfällt, Mama und Papa aber zur Arbeit müssen. 22 Prozent aller Grundschulen bieten das ganze Jahr über Programm. Gut die Hälfte macht zumindest zeitweise Angebote für die Kleinen. Aber 27 Prozent, also fast jede dritte Grundschule, schließt in den Ferien einfach komplett. Und die Eltern müssen sehen wie sie das Kind zwei Wochen im Frühjahr, sechs Wochen im Sommer, zwei Wochen in Herbst und Winter plus ein paar Tage um Pfingsten herum beschäftigen. Nicht nur während der Grundschulzeit. Denn bis man sein Kind guten Gewissens den ganzen Tag allein zu Hause lässt, muss es schon etwas älter sein.

Klar, wenn die Eltern nicht mehr zusammenleben, kann Papa sechs Wochen abdecken und Mama den Rest. Der Jahresurlaub ist damit auf jeden Fall prima verplant. Aber Zynismus bei Seite: Wieso regt sich niemand darüber auf, dass die Familien mit diesem Problem total allein gelassen werden? 56 Prozent aller Eltern sagen, dass sich Beruf und schulpflichtiges Kind schlecht vereinbaren lassen; fast eine Million Mütter von kleinen Kindern würde einen Job annehmen, wenn eine bessere Betreuung während der Schulferien gesichert wäre; 2,3 Millionen Mütter würden auf Vollzeit aufstocken – wenn sie die Kinder versorgt wüssten. Die Zahlen belegen: Dieser Zustand ist ein Notstand - und eine Mütter-Berufs-Verhinderungspolitik.

In einem Jahr kommt der Rechtsanspruch auf einen Krippenplatz. Bravo, auch wenn bestimmt nicht gleich alle Elternwünsche erfüllt werden können, besteht ein einklagbares Recht. Auf einen Platz im Kindergarten haben wir seit 1996 einen Anspruch. Vom zweiten bis zum sechsten Lebensjahr klappt die Betreuung also endlich. Aber danach fängt die Misere an.

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Reiterhof? Oma? Freundin: nimmst Du meins, nehm ich Deins? Mühsam ist die Organisation, jeder schulfreie Tag muss genau geplant werden, wehe wenn Oma krank oder die Freundin verschnupft ist. Und das Problem kennen viele bereits von der Ganztagsschule, die sich so nennen darf, weil sie die Kinder an drei Tagen in der Woche bis 15 Uhr beschäftigt. Meine ganzen Tage sehen anders aus.

Ja, wir Eltern wollen Zeit mit unseren Kindern haben. Aber wir brauchen auch Zeit zum Geldverdienen. Hort oder Hartz IV, das darf im Bildungsland Deutschland doch wohl bitte keine Alternative sein.

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