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Ist es okay, sein Kind nachts einzuschließen?

Eine Mutter sperrt verzweifelt nachts die Tür zum Kinderzimmer ab, um endlich schlafen zu können. Wirklich die beste Lösung für die Familie?

Seien wir mal ehrlich: Bestimmt haben viele Eltern schon einmal zumindest mit dem Gedanken gespielt, das Kinderzimmer einfach kurzfristig abzuschließen, um endlich Ruhe zu haben. Wenn das Kind groß genug ist, um nachts alleine aus dem Bett zu springen, aber noch zu klein um sich einen Dreck um Drohungen und Konsequenzen zu scheren, ist das schießlich für alle eine harte Zeit. 

Ein schlafloser Albtraum

In der New York Times beschreibt die Autorin Lisa Selin Davis, wie sehr ihre Familie unter der andauernden Schlaflosigkeit ihrer Tochter leiden musste:

Beide Elternteile waren chronisch übermüdet, entnervt und am Ende ihrer Kräfte, weil sie selbst beide nachts kaum zum Schlafen kamen. Ärzte warnten davor, wie hoch das Risiko ihrer Tochter wäre, später Angststörungen und Depressionen zu bekommen, wenn sie jetzt nicht bald lernen würde einzuschlafen. Mehrere Fachleute wurden um Rat gefragt. Sie alle waren sich einig: "Schließ die verdammte Tür zum Kinderzimmer ab!" 

Doch Davis brachte es nicht übers Herz. Das eigene Kind einschließen wie in einer Gefängniszelle? Das überschritt für sie die Grenze zur Kindesmisshandlung.

Eine kurze Ruhepause - und dann weiter Schlaflosigkeit

Ein Etagenbett für ihre beide Kinder bringt kurzzeitig Abhilfe. Doch fünf Monate später geht das Problem wieder los: Das Kind steht mehrmals pro Nacht am Bett und kann nicht mehr schlafen. Davis Tochter steht inzwischen kurz vor ihrem siebenten Geburtstag, das Problem muss dringend behoben werden. Als eine Expertin dieses mal erklärt, dass die Kinderzimmertür abgeschlossen werden müsse, willigt Davis schließlich ein.

Ein gutes Gefühl hat sie dabei nicht. Doch die Expertin hatte zuvor versichert, dass das Problem nach zwei harten Stunden dauerhaft beseitigt sein würde.

Und in der Tat folgen zwei sehr harte Stunden: Davis Tochter trommelt wie besessen gegen die Tür und schreit aus vollem Halse. Nur einmal hält sie kurz inne und fragt mit erstickter Stimme durch die Tür: "Ist da noch jemand? Habt ihr mich alle verlassen?"

"Es tut mir leid!"

Worte, die jeder Mutter einen Stich ins Herz verpassen. Davis versichert ihrer Tochter, dass sie sie niemals verlassen würde. Dass sie ihr nur helfen will, endlich alleine zu schlafen. Dass die Ärztin das alles verschrieben hätte. Das Kind schreit die ganze Nacht durch. Sie schreibt "Es tut mir leid" auf Papierfetzen, die sie unter der Tür durchschiebt. Davis hält es kaum noch aus. Was zählt mehr - ihre Mutterinstinkte, oder der Rat der Expertin?

"Tragen Sie Ohrenstöpsel!"

Davis erzählt der Expertin von der schlaflosen Nacht und sagt, dass sich das für sie nach Kindesmisshandlung anfühlt. Die Expertin rät: "Probieren Sie es noch zwei weitere Nächte. Nehmen Sie eine Schlaftablette. Tragen Sie Ohrenstöpsel." Alles in der Mutter schreit "nein, aber sie folgt dem Rat der Fachfrau.

Die Folge: Zwei weitere Nächte, in denen das Kind tobt, schreit, bettelt - und keine Sekunde schläft. Davis kann nicht mehr sagen, wer in dieser Zeit mehr weint: Mutter, oder Tochter. Tränenüberströmt ruft sie ein letztes Mal bei der Kinderpsychologin an und sagt, dass sie die Tür nicht weiter abschließen wird. Die Expertin gibt zu, dass das Verfahren in diesem Fall wohl nicht funktionieren würde.

Mutter sein heißt: Im Zweifel eine eigene Lösung finden!

Und Davis trifft eine Grundsatzentscheidung:

Wenn was in meiner Familie nicht funktioniert, wird halt was anderes ausprobiert. Sie legt eine Yogamatte auf den Boden ihres Schlafzimmers und sagt ihrer Tochter, dass sie dort jederzeit schlafen dürfe, ohne Mama zu wecken.

Eine Lösung, die funktioniert. Manchmal schlafen Töchter und Mutter gemeinsam im großen Bett ein und lauschen gemeinsam dem surrenden Ventilator. Davis kämpft nicht mehr gegen den verstärkten Wunsch ihrer Tochter nach Nähe, sondern weiß diese gemeinsame Zeit inzwischen sehr zu schätzen.

Ihr Fazit nach dieser grauenvollen Erfahrung: Eltern sein heißt, es immer wieder zu versuchen, zu scheitern, was Neues zu probieren, daneben zu greifen, es manchmal doch vernünftig hinzukriegen und bei all dem die Kinder immer zu lieben.

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