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Hygienefanatisch war gestern Runtergefallen. Aufgehoben. Aufgegessen?

Sauberkeit: Eis auf Boden
© SAYAN MOONGKLANG / Shutterstock
Dem Ekel nachgeben oder reinigt Dreck doch den Magen? Gefühlt täglich fallen Käsebrot oder Banane runter. Mal im Bus, mal auf dem Spielplatz. Was nu? Endlich gibt es Fakten, was noch genießbar ist und was wir lieber nicht mehr in den Mund stecken.

Mein Kleiner (1 Jahre alt) bückt sich selbstverständlich, hebt das Stück Laugenstange wieder auf und schwupps ist es im Mund verschwunden. Mist, gerade war ich in Gedanken und hab nicht schnell genug reagiert. Eigentlich liegt mir viel daran, meinen Kindern die Regel zu verinnerlichen: Was auf den Boden gefallen ist, darf man nicht mehr essen! Theoretisch völlig klar, in der Praxis scheitert es dann doch öfter. Meine Tochter (3 Jahre) schaut mit furchtbar traurigen Augen als das letzte Apfelstück im Bus auf dem Boden liegt. Zögernd zuckt ihre Hand in Richtung Boden, aber sie beobachtet mich genau, was sagt Mami dazu?

Hygienefanatisch war gestern

Tja, was sagt sie? Jetzt ist Eile geboten. Ich habe gefühlt eine Sekunde Zeit mit einer Entscheidung rauszurücken, die verdaut wird. Also, ich finde die Vorstellung ekelig, was da jetzt alles an dem Apfel dran sein kann. Andererseits, seitdem ich Kinder habe, übe ich mich darin, nicht mehr ganz so hygienefanatisch zu sein. Unser jährlicher Camping-Ausflug erdet mich da jedes Jahr ganz gut. Am ersten Tag renne ich noch vor jedem Snack mit Feuchttüchern hinter den Kids her, am zweiten Tag habe ich schon keine Lust mehr richtig abzuspülen und wische Teller und Besteck nur noch mit Küchenkrepp sauber. Geht doch.

Und wenn ich ehrlich bin, ist da noch ein Punkt: Wenn ich jetzt hart bleibe und das Apfelstück für die Mülltonne bestimme, dann laufen hier gleich dicke Tränen. Meine Tochter kann das auf Knopfdruck, egal wie groß das Leid tatsächlich gerade ist.

Erfreut habe ich bei Stern TV neulich gesehen, dass dazu endlich Recherche-Arbeit geleistet wurde: Ein Professor der Mikrobiologie hat Proben genommen vom Wurstbrot oder der Banane, die an verschiedenen Orten kurz den Boden berührt haben. Orte sind der Bus, die öffentliche Toilette, die Automatte, das Einkaufszentrum, das Krankenhaus, der Fußboden einer WG oder der Park. Das Ergebnis hat mich überrascht. Die meisten Orte haben kaum Bakterien auf den Lebensmitteln hinterlassen. Nur im Park und auf öffentlichen Toiletten waren gleich gefährliche Darmerreger zu finden. Aber dann kommt zum Schluss die für mich entscheidende Aussage: Die Schwäche liegt in der Methode, denn es sind halt nur Stichproben und ein paar Zentimeter weiter hätte das Ergebnis schon ganz anders aussehen können. Sobald jemand in Hundekacke getreten ist und dort dummerweise lang gelaufen ist, wo mein Kleiner grad sein Brot fallen gelassen hat, tummeln sich gleich eine Menge Keime auf dem Brot.

Die Sekunde ist schon lange um, ich schüttle den Kopf. "Nein mein Schatz, der Apfel ist jetzt schmutzig. Wir schmeißen ihn in die Mülltonne draußen." Ok, durch das Tränenmeer muss ich jetzt halt durch.

Dieser Artikel ist ursprünglich auf Eltern.de erschienen.

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