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Papa erzählt: Mein Leben mit einer pubertierenden Tochter

Eigentlich will dieser Vater nur mit seiner Tochter frühstücken. Doch diese ist ein Teenager - und befindet sich offenbar in einem Paralleluniversum.

Heinz-Martin Müller ist Vater einer Teenager-Tochter und hat diesen Text als Gastbeitrag für das Mom-Blog Blog.kiko-slevents.de von Simone Leithe geschrieben. Vielen Dank, dass wir ihn hier zeigen dürfen!

Hatte heute einen Tag frei. Viel gearbeitet in letzter Zeit, da kann man auch mal zu Hause bleiben. Tochter auch. Nein, nicht viel gearbeitet, aber frei.

Gestern Abend habe ich sie gefragt, ob wir heute mal irgendwo zusammen frühstücken gehen. Sie antwortete mit einem klaren, verständlichen: "Wsnchobjsfrüwchbn."

Es war wohl deutsch, ja, aber eben ein bisschen genuschelt und nahezu ohne Selbstlaute. Oder Vokale, wie a, e, i, o und u ja heißen. Also die Buchstaben, bei denen man den Mund aufmachen, die Lippen auseinandermachen muss. Körperliche Anstrengung, zugegebenermaßen, zumindest im Gesicht.

"Wsnchobjsfrüwchbn."
"Ich weiss nicht, ob ich so früh wach bin".
Na gut, dachte ich. Als ich in dem Alter mal frei hatte, hab ich auch erst mal ausgeschlafen.
Heute morgen wurde ich dann wach, als meine Frau gegen sieben das Haus verließ. Da ich nie Langschläfer bin, sofort raus aus dem Bett, dann hab ich mehr vom Tag, das Leben ist kurz.

Mal kurz aufs Handy geguckt ...

Töchterchen vor zwei Stunden bei Facebook gewesen, um 4.28 Uhr bei WhatsApp. Na, das war's dann wohl mit dem gemeinsamen Frühstück.

"Dnnebnch!" sagte ich zu mir und musste selbst lachen. "Dann eben nicht."

Kurz in die Trainingshose und zum Bäcker. "Naja, Celina bringe ich natürlich was mit", dachte ich. Habe ihr Croissant, Laugenstange und ein normales Brötchen mitgebracht, irgendwas davon wird sie schon mögen.

Ich also Kaffee gekocht, mir Brötchen geschmiert und schön gemütlich zeitunglesend gefrühstückt. Auch mal ins Handy geschaut, ich bin ja in so 'ner frauenlastigen Pubertäts-Gruppe ... Da is aber auch nix los.

Danach zwei Stunden zum Sport. Als ich gegen halb elf wiederkomme, treffe ich Celina in der Küche:

"Hatten die keine Mehrkornbrötchen beim Bäcker?"

Jau, schönen Dank auch! Croissant, Laugenstange, normales Brötchen??? Nix! Soviel zur Rubrik "Was man auch tut, es ist verkehrt".

"Und was hast Du so vor heute? "
"Ich geh gleich mit Lena frühstücken!"

…???………das….musste…..ich….. erstmal……sacken……lassen.
"Mit Lena frühstücken????"
"Ja."
"Du??"
"Ja."
"Heute???"
Jetzt bekam ich gar keine Antwort mehr, aber einen Blick, der sagte: "Warum fragst Du so komisch?"
"Hast Du Alzheimer? Ich habe Dich gestern Abend gefragt, ob wir heute frühstücken gehen, und Du hast gesagt, dass Du so früh wohl nicht wach bist!"
"Ja. Bin ich ja auch nicht. Wir gehen SPÄT frühstücken. Halb zwölf."

Na gut, dann ist das eben so. Kurz danach klingelt's an der Tür. Lena. Mit 'ner Brötchentüte(!) in der Hand.

"Wolltet ihr nicht frühstücken gehen?"

"Haben es uns anders überlegt" klärte mich Celina auf, guckte in Lenas‘ Brötchentüte, und stieß ein fröhliches "Hey, geil, Croissants!" aus.

Nee, oder??? Für einen kurzen Moment überlegte ich, wieder ins Bett zu gehen. Nein, dafür ist mir ein freier Tag zu schade! Stattdessen beschloss ich, mich nachher nach dem Fahrpreis für eine Rakete zu erkundigen, die heute noch zum Mond geht. Oneway versteht sich.

Spontan beschloss ich, einen Stadtbummel zu machen. Mache ich sehr gerne.

"Ich geh mal in die Stadt. Soll ich Dir was mitbringen? Brauchste irgendwas?"

"Nööö!"

Also lief ich in die Stadt. Sind rund drei Kilometer. Unterwegs musste ich gefühlt siebzehn Pubertierenden ausweichen, die mich wegen Handy-Konsum nicht gesehen haben. Wahrscheinlich kleben die jetzt an einer Laterne, aber egal.

Es war ja schon alles ziemlich kurios heute, aber was jetzt kommt, zieht allem und jedem die Schuhe aus.

In meiner Hose vibrierte es, ein untrügliches Anzeichen für eine - WhatsApp.
ACHTUNG: "Wo bist Du?" Ich wiederhole in Großbuchstaben: "WO BIST DU?"
Nich' wahr, oder? Was macht man mit so einer Frage, wenn man doch vor einer halben Stunde sich in Richtung Stadt verabschiedet hat?

Spontan schrieb ich: "Beim Bäcker!"

Da kam doch tatsächlich zurück: "Bringste mir ne Laugenstange mit?" Also, die Nachricht musste ich mir siebzehn Mal durchlesen, sonst hätte ich es nicht geglaubt.
Da stand doch tatsächlich: "Bringste mir ne Laugenstange mit?"

JamachtsmitmirinGottesNamenwasihrwolltaberichhabihrdochheutemorgenne

Laugenstangemitgebrachtaberdiewolltesienichthatstattdessennachnem

Mehrkornbrötchengefragt!!!!!!

Bin dann noch ein bisschen durch die Stadt geschlendert, Eis gegessen, war ja schön warm, die Sonne schien.

Als ich zu Hause ankam, lag ein Zettel in der Küche. Zumindest mit einem Herzchen dabei: "Bin mit Lena frühstücken. Haste mir was aus der Stadt mitgebracht?"

Übrigens: Die "Oneway-Fahrkarten" zum Mond waren für heute ausverkauft. Alle von Mamas einer Facebook-Pubertätsgruppe gekauft, meinte die Dame. "Vstchtal!" nuschelte ich. "Was sagten sie?" fragte die Dame? "Versteh ich total!"

Text von Heinz-Martin Müller, ursprünglich erschienen auf blog.kiko-slevents.de.

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