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Nach dem Tod des Partners: "Ja, das Leben kann wieder gut werden"

Frau nach Tod des Partners
© Shutterstock / Dmitry Polonskiy (Symbolfoto)
Ellen Peiffer unterstützt Menschen, die ihren Partner früh verloren haben. Hier erzählt sie, was der Tod ihres Mannes mit ihr gemacht hat.

Der Tod kam völlig unerwartet: Als Ellen Peiffer im Alter von 38 Jahren ihren Mann verlor, waren die gemeinsamen Kinder gerade mal elf Monate und drei Jahre alt. Der Hirntumor ihres Mannes war sehr spät diagnostiziert worden, kurz nach der OP starb er noch im Krankenhaus. Heute, elf Jahre später, unterstützt Ellen Peiffer selbst früh verwitwete Menschen – als Vorstandsvorsitzende des Selbsthilfevereins VIDU e.V..

BRIGITTE.de: Was brauchten Sie in der ersten Zeit nach dem Tod Ihres Partners ganz besonders?

Ellen Peiffer: Ich brauchte andere Menschen, die in derselben Situation waren wie ich: jung verwitwete Frauen mit kleinen Kindern. Ich brauchte das Gefühl, mit meinen Problemen nicht allein auf der Welt zu sein. Natürlich ist der Verlust des Partners für ältere Menschen auch sehr schwer, aber sie haben andere Fragestellungen.

Wo haben Sie andere Betroffene gefunden?

In der Kirche gab es einen Kreis von Verwitweten, und im Internet habe ich eine Selbsthilfegruppe gefunden. Sie war zwar etwas weiter weg, aber die Fahrt habe ich gern in Kauf genommen. Ich hatte auch eine sehr nette, zugewandte Trauerbegleiterin.

Was können Außenstehende tun, um einen trauernden Menschen gut zu begleiten?

Geduld, Zuhören, Dasein - das ist besonders wichtig. Am besten, ohne Ratschläge zu geben oder Bemerkungen zu machen. Die Situation ist so grauenvoll, das kann sowieso keiner nachempfinden, der das nicht erlebt hat. Praktische Hilfe ist auch gut: mal kochen, zum Essen einladen, putzen oder die Kinder betreuen.

Was war das Schlimmste nach dem Tod Ihres Mannes?

Das Schlimmste waren die Trauer, die Zukunftsangst und die Sorge um meine Kinder: Wie können sie ohne Vater aufwachsen und trotzdem glücklich werden?

Wie sind Sie dann in der Familie mit dem Tod umgegangen?

Ich bin immer sehr offen und ehrlich mit den Kindern gewesen. Der Kleine ist da reingewachsen, er war ja erst elf Monate alt. Klar, heute mit zwölf ist es schwer für ihn, keinen Vater zu haben. Meiner dreijährigen Tochter habe ich es gesagt. Sie war auch traurig, aber sie selbst stand mehr im Vordergrund. Es gibt ja so viele aufregende Entwicklungsschritte bei Kindern - Geburtstage, Einschulung, Weihnachten. Kleine Kinder machen es einem ein Stück weit einfacher: Sie fordern das Glück und das Leben ein. Das hat mir sehr geholfen.

Kinder fordern das Glück und das Leben ein - das hat mir sehr geholfen
Nach dem Tod des Partners: Ellen Peiffer hilft Betroffenen
Ellen Peiffer ist Vorstandsvorsitzende des Vereins für früh Verwitwete "VIDU e.V."
© privat

Pflegen Sie heute noch Rituale, die an den verlorenen Vater erinnern?

Der Vater ist bei uns grundsätzlich ein Thema. Ich erzähle viel von ihm, mutmaße, was die Kinder von ihm haben könnten, und sie fragen auch selbst nach ihm. Wir haben Kontakt zu seiner Familie, und an seinem Geburtstag backe ich sein Lieblingsgebäck.

Haben Sie wieder einen Partner gefunden?

Nein, aber von meiner Arbeit weiß ich, dass sehr viele wieder jemanden finden. Und ich bin sehr glücklich mit meinen Kindern und sehr stolz auf unser Leben, was ja gerade in der Pubertät nicht selbstverständlich ist. Ich möchte allen Verwitweten die Zuversicht geben: Das Leben kann wieder gut werden.

Wie lange hat es bei Ihnen gedauert, bis das Leben wieder gut war?

Vier Jahre. In den vier Jahren ging es mir nicht die ganze Zeit gleich schlecht, es war ein Auf und Ab, aber nach vier Jahren war das Interesse am Leben, am Draußen wieder da.

Was raten Sie anderen jungen Frauen, die ihren Partner verlieren?

Sich Zeit zu lassen. So etwas kann nicht schnell gehen, und das sollte man sich auch nicht einreden lassen. Leute, die etwas anderes erwarten, tun einem nicht gut. Und man sollte sich nicht scheuen, Hilfe zu holen - auch bei den ganzen rechtlichen und finanziellen Dingen, die auf einen zukommen.

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Ein Tag für früh Verstorbene und ihre Angehörigen: Am 29. Oktober 2017 initiiert der Selbsthilfeverein VIDUden ersten Gedenktag für früh Verstorbene. Er soll auf die mehr als 600.000 jungen Frauen und Männer in Deutschland aufmerksam machen, die ihren Partner verloren haben. Jeder kann sich mit den Verwitweten solidarisch zeigen, indem er unter www.verein-verwitwet.de eine Teelicht-Banderole herunterlädt und am 29. Oktober das „Ein Licht für dich!“-Teelicht ins Fenster stellt. An diesem Tag sollen Menschen zusammenkommen, die lieber gemeinsam als einsam trauern. Der Gedenktag wird künftig immer am letzten Sonntag im Oktober stattfinden.

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