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Der Papst ruft zum Stillen in der Kirche auf

Der Papst ruft zum Stillen in der Kirche auf
© picture alliance / ROPI
Nackte Brüste in der Kirche? Für den Papst kein Problem, zumindest wenn es ums Stillen von Babys geht.

Franziskus, Franziskus, du überrascht uns immer wieder. Von deiner Lockerheit kann sich so mancher was abschauen, und damit meinen wir nicht nur die Prediger!

Neulich hat der Papst 33 Familien mit ihren Babys in die Sixtinische Kapelle nach Rom eingeladen. Die Kinder sollten dort beim "Fest der Taufe Jesu" getauft werden und den Segen des Pontifex bekommen. Alle, auch die Babys, trugen schicke Kleidung, die Orgel spielte, es wurde begossen und gesalbt - also insgesamt eine hochfeierliche Zeremonie. Und bei 33 Täuflingen dauert das natürlich seine Zeit.

"Ihr Mütter, gebt Euren Kindern Milch!"

Nach einer Weile fingen die ersten Babys an zu quaken und zu quengeln. Und was macht der Papst? Statt weiter zu predigen, wandte er sich an die Frauen in der Kapelle: "Ihr Mütter, gebt Euren Kindern Milch, jetzt gleich, wenn sie Hunger haben, gebt ihnen Milch. Und entspannt Euch!", rief Franziskus sie auf. Schließlich seien die Babys "die wichtigsten Menschen hier".

Wenn man bedenkt, dass an manchen Orten Mütter wegen öffentlichen Stillens sogar aus Cafés geworfen werden, ist das schon eine bemerkenswerte Haltung.

Und das war nicht der einzige Moment, in dem der Papst vom kirchlichen Standard abwich. Er taufte an dem Tag auch das Kind eines unehelichen Paares. Alles andere sei seiner Ansicht nach "heuchlerisch".

Der Papst fordert die Hardliner seiner Kirche heraus

Mit solchen Aktionen macht sich der Papst bei den Hardlinern der katholischen Kirche keine Freunde. Doch das kümmert Franziskus bekanntlich wenig. Als ihm im September eine Frau in einem Brief schrieb, dass sie von einem verheirateten Mann schwanger sei, rief er sie sogar persönlich an und versprach, dass er das Kind taufen werde. Außerdem werde er dafür sorgen, dass sich jemand um sie und ihr Kind kümmern werde.

Der Papst als "Papa" - Franziskus nimmt die Bedeutung seines Titels offenbar sehr ernst.

"Verantwortliche Elternschaft, die muss man suchen."

Allerdings machte er bei seiner Philippinen-Reise in dieser Woche auch klar: Kinderkriegen geht mit Verantwortung einher. In einem Gespräch mit Journalisten wurde er auf die große Armut und die hohe Geburtenrate auf den Philippinen angesprochen, und ob die Kirche ihr Verbot von Verhütungsmitteln nicht überdenken müsse. Darauf sagte der Papst laut Tagesschau.de: "Einige glauben - entschuldigt den Ausdruck - dass wir, um gute Katholiken zu sein, wie die Kaninchen sein müssen. Nein. Verantwortliche Elternschaft, die muss man suchen. Und ich kenne viele erlaubte Methoden, die dabei geholfen haben."

So habe er vor einigen Monaten mit einer schwangeren Frau gesprochen, die schon sieben Kinder hatte, die per Kaiserschnitt zur Welt gekommen waren. Er habe die Frau gefragt, ob sie sieben Kinder zu Waisen machen wolle. "Das heißt, Gott herauszufordern. Das ist unverantwortlich", so Franziskus. "Nein", habe die Frau erwidert, sie vertraue auf Gott. Und der Papst erwiderte nach eigenen Angaben: "Schau, Gott gibt Dir die Mittel, aber Du musst verantwortlich sein."

Ungewöhnliche Worte von einem katholischen Kirchenoberhaupt. Da gibt es demnächst bestimmt einigen Gesprächsbedarf im Vatikan.

Artikel aktualisiert am 20.1.2015

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