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Ralf macht Job-Experiment 4 Dinge, die mich als Hebamme an meine Grenzen gebracht haben

Ralf, die Hebamme: Ralf Herrmann überprüft die Lage des Babys am Bauch einer Schwangeren
Ralf lernt bei einem Hausbesuch mit Hebamme Kim die ersten Handgriffe, mit der die Lage des Babys am Bauch der Schwangeren überprüft werden kann.
© RTL
Die Babys werden mehr, die Hebammen weniger. Reporter Ralf Herrmann taucht im RTL-Experiment "Ralf, die Hebamme" selbst in den Beruf ein. Hier erzählt er, wie fordernd der Alltag für ihn war.

RTL-Reporter Ralf hat es ausprobiert und kann es bestätigen: Der Job der Hebamme ist in vielen Dingen herausfordernder, als es uns vielleicht allgemein bekannt ist. Neben möglichen Komplikationen bei der Geburt gibt es viele andere schwierige Situationen oder Momente, die die Menschen in diesem Beruf für die Schwangeren auf sich nehmen. 

Welche das sind, zeigt die Reportage "Ralf, die Hebamme", die heute, den 13. Juli 2023, um 20:15 Uhr auf RTL zu sehen ist. Die Reportage ist vor einem Jahr erstmalig erschienen und wird heute wiederholt. Wir haben Ralf gefragt, welche Situationen für ihn in seiner Zeit als Hebamme besonders hart waren und was er daraus für sich gelernt hat.

1. "Die erste Geburt, die ich erlebt habe"

"Die erste Geburt war eine natürliche im Krankenhaus. Das war die Dorothea, die die kleine Senna geboren hat. Ich dachte eigentlich, als Hebammen-Praktikant stehe ich eher hinten und schaue aus sicherer Entfernung zu, aber nein. Da habe ich schon gemerkt, wie sehr Hebammen im Krankenhaus gebraucht werden. Die haben mich nämlich sofort geschnappt, ganz nach dem Motto: 'Super, da ist eine Hebamme mehr, die kann man gebrauchen.' Da wurde ich direkt ins kalte Wasser geschmissen.

Dann plötzlich in der ersten Reihe zu stehen und zum ersten Mal zu erleben, wie sehr ein Mensch Schmerzen haben kann. Ich habe vorher noch nie jemanden so schreien hören. Ich wusste gar nicht, was ich machen soll. Okay, motivieren, das wusste ich. Doch da direkt zu stehen, zu helfen und zu assistieren, das hat mich schon ein bisschen überfordert, weil das für mich ziemlich heftig war. Natürlich war es dann umso toller, als die Kleine geboren war."

Ralf, die Hebamme: Ralf hält die Hand von der werdenden Mama Dorothea bei der Geburt
Ralf versucht Dorothea bei der Geburt im Sana Klinikum in Lichtenberg beizustehen und hält ihre Hand.
© RTL

2. 24 Stunden im Dienst – wochenlang

"Meine Rufbereitschaft hat mich auf jeden Fall an meine Grenzen gebracht. Das war etwas, wovon ich vorher keine richtige Vorstellung hatte. In anderen Jobs kennt man das natürlich, dass man vielleicht mal für 24 Stunden oder für eine Schicht rufbereit ist. Aber bei meiner Rufbereitschaft als Hebamme, wusste ich vorher nur: Die kann einen Tag lang, aber auch bis zu fünf Wochen lang sein. Denn eine Hausgeburt ist nur drei Wochen vor dem errechneten Termin und zwei Wochen nach dem Termin erlaubt.

Ralf, die Hebamme: Ralf Herrmann und Hebamme Kim auf dem Weg zu einem Hausbesuch
Ralf ist schockiert: Zum Drehzeitpunkt ist Hebamme Kim bereits seit einem halben Jahr in Dauerrufbereitschaft. Bei mehreren Schwangeren, die betreut werden und deren Geburtszeiträume aufeinanderfolgen, Normalität für die Hebamme.
© RTL

Ich habe das völlig unterschätzt, weil ich mir dachte: 'Okay, du schaust sowieso ständig aufs Handy und du hast es immer dabei. Schlafen kannst du trotzdem, du lässt es einfach nur auf laut.' So bin ich da rangegangen. Aber was es bedeutet, immer bereit zu sein, das hätte ich nicht gedacht. Ich war permanent in einer innerlichen Anspannung, auch wegen Kleinigkeiten, an die man vorher nicht denkt. Zum Beispiel beim Einkaufen nachzuschauen, ob das Handy Empfang hat. Denn wenn nicht, musst du wieder raus, weil du nicht eine Stunde im Supermarkt sein kannst, wenn der Anruf kommt.

Du guckst vorm Einschlafen noch einmal, ob es nicht auf lautlos ist und hast Sorge, ob du es hörst, wenn es wirklich so weit ist. Du hast das immer im Hinterkopf. Ich habe viel schlechter geschlafen in der Zeit und ich schlafe normalerweise sensationell und hatte damit nie Probleme. Von Woche zu Woche war ich ausgelaugter. Ich hatte das Gefühl, der Körper muss runterfahren und einmal Kopf und Körper abschalten, um wieder Energie zu tanken. Am Ende waren es fast vier Wochen Rufbereitschaft."

3. Die Puppen in der Hochschule

"Das hört sich vielleicht ein bisschen nach Quatsch an, aber die Puppen in der Hochschule für Gesundheit in Bochum haben mich auch an meine Grenzen gebracht. Es waren nur Puppen und es war nur Kunstblut, aber selbst das brachte mir schon die Schweißperlen auf die Stirn, weil es sehr echt wirkt. Aber es war eine tolle Erfahrung.

Professorin Nicola Bauer hat mir alles super toll erklärt, mir gesagt, wann ich bei der Geburt motivieren muss und was ich zu beachten habe. Und auch die Hebammen-Studentinnen, die das mit mir zusammen gemacht haben und natürlich bereits mehr im Thema waren, haben mir sehr geholfen. Man kommt dadurch super rein, aber es war schon aufregend für mich, weil ich wusste, dass ich das Gelernte theoretisch später real miterleben soll."

Ralf, die Hebamme: Ralf Hermann übt mithilfe einer menschengroßen Puppe die Geburt eines Babys
Ralf übt in der Hochschule für Gesundheit in Bochum an einer menschengroßen Puppe die Geburt eines Babys.
© RTL

4. Wenn etwas nicht ganz nach Plan läuft

"Der Kaiserschnitt, bei dem ich dabei war, war sehr heftig für mich. Nicht nur, weil ich richtig mitgearbeitet habe am OP-Tisch, sondern auch, weil die kleine Marilyn zuerst gar nichts mehr gemacht hat. Sie hat nach der Geburt nicht direkt reagiert. In dem Moment war ich völlig überfordert und habe mir sofort Sorgen um das Baby und auch die Eltern gemacht, mit denen ich vorher bereits gesprochen hatte.

Doch am Ende hat mich diese Geburt sogar zu Tränen gerührt – obwohl es quasi nur ein Schnitt ist. Das waren keine drei Minuten und zack, da ist sie schon da. Man denkt vorher vielleicht: 'Wie kann denn ein Kaiserschnitt überhaupt berührend sein?' Aber das war sehr emotional, auch wenn ein Kind so geboren wird. Und vor allem nach diesem Schockmoment mit der Kleinen, als ich gemerkt habe, es geht wieder bergauf, dass es dem Baby gut geht und der Papa mit Tränen in den Augen vor mir stand. Das hat mich total berührt."

Ralf, die Hebamme

Ralf, die Hebamme: Ralf Herrmann in der Berufskleidung der Hebammen im Sana Klinikum Lichtenberg.
Ralf Herrmann in der Berufskleidung der Hebammen im Sana Klinikum Lichtenberg.
© RTL

Über ein Jahr lang hat sich Ralf Herrmann, 41, mit dem Thema Geburt und Geburtshilfe beschäftigt, Kurse gemacht, war selbst bei Geburten im Kreißsaal dabei und hat eine Schwangere persönlich auf ihrem Weg begleitet. Ob es der TV-Reporter am Ende tatsächlich schafft, als Hebamme einem Kind auf die Welt zu helfen, seht ihr am 13. Juli um 20:15 Uhr bei "Ralf, die Hebamme" bei RTL – oder später auf RTL+. Inzwischen hat Ralf sich außerdem in das Leben einer Alleinerziehenden hineinversetzt. Der Film "Ralf, die Alleinerziehende" ist ebenfalls auf RTL+ zu sehen – das Interview findest du hier:

Brigitte

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