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Der Lieblingskind-Faktor Welches Geschwisterkind ist das beliebteste?

Ein Vater spielt mit seinen zwei Kindern
© JenkoAtaman / Adobe Stock
Hast du Geschwister? Dann hast du dich vermutlich schon einmal gefragt, wer das Lieblingskind der Familie ist – oder das einem anderen Geschwisterteil vorgeworfen. Was die Wissenschaft bisher zum Lieblingskind-Faktor weiß.

"Immer lassen sie dir alles durchgehen" – oder: "Warum darf machen? Ich durfte das nicht!", mit Geschwistern fühlt sich nicht immer alles gerecht an. Für solche Momente, die uns in Erinnerung geblieben sind, gibt es natürlich mehrere Erklärungen. Beispielsweise, dass ein jüngeres Kind von der rebellischen Phase des Älteren profitiert – und im Umkehrschluss vielleicht leichter Dinge erlaubt bekommt als das Kind zuvor. Oder dass ein Kind sehr viel mehr Blödsinn macht als das andere und die Eltern deshalb bei einem von beiden genauer hinschauen. Doch könnte es laut Wissenschaft ein Kind geben, das bei den Eltern am beliebtesten ist?

Welches Geschwisterkind der Elternfavorit ist

In einer YouGov-Umfrage mit 2.692 Eltern gaben 10 Prozent an, einen Liebling unter ihren Kindern zu haben. 86 Prozent verneinten – und der Rest wollte sich nicht äußern oder wusste es nach eigenen Angaben nicht. Unter den zehn Prozent Schnitt das jüngste Kind unter allen Befragten am besten ab. Sowohl bei den 150 Eltern mit zwei Kindern (62 Prozent) als auch bei denen 131 Eltern mit drei Kindern (43 Prozent). Das älteste Kind stand in beiden Gruppen am schlechtesten dar (30 Prozent / 19 Prozent). Das mittlere Kind erreichte in der kleineren Befragtengruppe 34 Prozent.

Interessanterweise schätzen viele falsch ein, wer der Liebling der Eltern ist. In den Angaben der Eltern war das Ergebnis geschlechtsunabhängig. Doch in den Empfindungen der Geschwister gaben 36 Prozent der Männer an, dass eine Schwester favorisiert wurde und sogar 46 Prozent der Frauen, dass es umgekehrt ein Bruder gewesen sei. Männer gingen dabei öfter davon aus, dass sie der Liebling waren (23 Prozent) als Frauen (17 Prozent).

Nicht alle Studien kommen zum gleichen Ergebnis

Laut einer Studie aus 2017 ist ebenfalls das jüngste Kind der Liebling. Für die Studie wurden 381 Familien mit Erst- und Zweitgeborene sowie Vätern und Müttern interviewt. Kinder, die sich selbst als favorisiert empfanden, hatten weniger Konflikte mit ihren Eltern und erhielten mehr Herzlichkeit von ihnen. Das galt vor allem für das jüngere Kind. Eine weitere Studie aus dem Jahr 2005 hingegen fand Unterschiede bei den Elternteilen heraus. Von den 768 befragten Eltern gaben 70 Prozent der Mütter und 74 Prozent der Väter an, ein Kind zu favorisieren. Die Ergebnisse aus der Befragung der Kinder legten nahe, dass es eher das älteste Kind sei. Die meisten Kinder der Studie gingen davon aus, dass ein anderes Kind als sie selbst der Liebling sei, so Studienleiterin Katherine Conger.

Das Problem der Studie: Die Familien hatten jeweils zwei Kinder, die nicht weiter als vier Jahre auseinanderlagen. Generell ist das Forschungsfeld zum beliebtesten Kind nicht sonderlich ausgeprägt – wie man bereits an der zeitlichen Distanz der Studien erkennt. Die Ergebnisse können außerdem schlecht verallgemeinert werden – einerseits, da oft Familien mit drei oder mehr Kindern nicht berücksichtigt werden; andererseits, da die Zahlen nicht repräsentativ sind. Eine eindeutige Antwort darauf, wer das Lieblingskind der Eltern ist, gibt es also bisher nicht.

Was laut einer Soziologin eigentlich zählt

Die Soziologin Jill Suitor forscht seit 20 Jahren im Familienbereich – und befragt Eltern mit erwachsenen Kindern. Eine ihrer wichtigsten Erkenntnisse: dass die eigene Wahrnehmung der Kinder problematisch werden kann. "Das Gefühl zu haben, dass die Mutter enttäuscht von dir ist oder mehr Konflikte mit dir hat, hat eine starke Wirkung – und das verstärkt sich noch, wenn die Mutter älter wird", so Suitor. Wichtig sei es daher, dass sowohl jüngere als auch erwachsene Kinder sich darüber klar werden, wie ihr eigenes Gefühl die Beziehung zu den Eltern beeinflusst. Die Vorstellungen, die man selbst über Favorisierungen oder Enttäuschungen habe, könnten einer tiefer gehenden Beziehung im Wege stehen.

Verwendete Quellen: thecut.com, yougov.co.uk, purdue.edu

lkl Brigitte

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