Schlaf-Protokoll der anderen Art - eine Mutter berichtet
Es ist soweit, mein fast dreijähriger Sohn Axel braucht die Gitterstäbe am Bett einfach nicht mehr. Es hat sich einfach so eingeschlichen, dass die da immer noch dran sind. Sie sind auch bequem für mich, denn so kann mich Axel zum Beispiel nicht beim Rauchen aufm Balkon abends erwischen. Aber da er neulich im Schlafsack über die Gitterstäbe gekraxelt ist, ist mir das jetzt doch zu gefährlich. Mein Mann ist beruflich viel unterwegs, aber nach einem Telefonat mit ihm dazu haben wir beschlossen, dass ich die zwei herausnehmbaren Gitterstäbe am Bett ausbaue. Meine Freundin hat schon ältere Kinder und gab mir den Rat, nicht aufs Babyphone zu gucken bzw. gucken schon, aber dieses "übergriffige Wissen" für mich zu behalten. Früher hätte man die Dinger ja auch nicht gehabt und irgendwie hat es ja schon was von Big Brother. Ihr Rat ist: "Reagiere nur, wenn die Tür aufgeht oder du wirklich was Lautes von draußen hörst." Es geht also los. Ich habe Axel ins "neue" Bett gelegt, zugedeckt und es läuft noch wie immer ein Hörspiel zum Einschlafen.
Kaum ist die Tür zu, starre ich aufs Babyphone.
Axel sitzt schon im Bett. Die Decke ist nur noch halb im Bild.
Oh nein, jetzt krabbelt er aus dem Bett und vor allem aus meinem Bildausschnitt.
Was tut er wohl?
Ich höre leise Geräusche. Das reicht aber noch nicht, um rein zu gehen.
Ich rufe meine Freundin an.
Sie ist jetzt live am Telefon dabei.
Sie versucht mich zu beruhigen.
"Ist doch klar, dass er da erst mal aufsteht. Stell dir mal vor, Axel würde wie ein kleiner Soldat im Bett liegen bleiben, ohne seine neuen Freiheiten mal anzutesten. Das wäre doch auch komisch."
Ja, schon, aber ehrlich gesagt, ist mir einfach nach Feierabend.
Aha, die Kinderzimmertür geht auf.
Ich tue überrascht: "Axel? Du bist noch wach? Warum liegst du nicht im Bett?"
Ich nehme Axels Hand, führe ihn zurück zum Bett. Erkläre ihm noch mal die neuen Regeln, dass er noch ein Hörspiel hören darf, nicht aufstehen und jetzt ist Schlafenszeit. Decke drüber. Tür zu.
Kaum wieder am Telefon, geht die Tür wieder auf.
"Nein, Axel. Jetzt ist Schlafenszeit. Bist du müde?" Eine Antwort warte ich nicht ab. "Axel, mein Kleiner, ich bin müde und will jetzt ein bisschen meine Ruhe. Guck mal, es ist schon dunkel draußen. Die Vögel gehen jetzt auch schlafen."
Axel ist wieder zurück ins Bett gebracht. Nächster Versuch.
Meiner Freundin am Telefon gestehe ich: "Ich glaube, das war ein Fehler. Wenn das so weiter geht, baue ich die Gitterstäbe morgen wieder dran."
"Und dann? Dann ist dein Problem doch nur aufgeschoben."
Ich schweige. Mist. Stimmt.
Aber so geht das ja auch nicht weiter. Der Kleine braucht Schlaf und ich Ruhe nach Arbeit, Einkauf und Kinderbespaßung.
Meine Freundin ermutigt mich, dass ich jetzt durchhalten soll. In 2-3 Tagen wär die Attraktion bestimmt rum. Nebenbei fragt sie, ob und wie lange Axel noch Mittagsschlaf macht.
Ganz ohne schafft er es noch nicht, sonst liegen bei ihm und mir ab 17 Uhr die Nerven blank, aber kürzer könnte er schon sein. Am Wochenende lege ich mich nur selbst auch gerne mit hin und werde dann selber erst nach 2-3 Stunden wach, um Axel zu wecken.
Tür ist schon wieder aufgegangen. Jetzt reicht es mir aber langsam.
Jetzt habe ich doch laut geschimpft und gedroht, die Gitterstäbe wieder anzubauen. Aber was sage ich bloß das nächste Mal, wenn ich wieder ins Kinderzimmer muss?
Aus dem Kinderzimmer zurück am Telefon. Der abschließende Rat meiner Freundin: Axel nicht noch einmal erklären, wie unsere Abmachung ist. „Das weiß er jetzt," meint meine Freundin, „Ich bin dann zum Schluss immer nur noch ruhig rein gegangen, habe die Tilda ruhig aber bestimmt ins Bett gelegt und bin kommentarlos raus. Probier da mal aus."
Das Ins-Bett-leg-Spiel habe ich dann noch eine halbe Stunde mit Axel gespielt. Irgendwann war er dann endlich müde und ist zwar falsch herum, aber immerhin im Bett eingeschlafen.
Jetzt, wo er da so friedlich liegt, habe ich ein schlechtes Gewissen, dass ich so geschimpft habe. Ich finde es immer richtig blöd, wenn wir im Streit auseinander gehen.
Und morgen Abend geht das ganze von vorne los, da werde ich auf jeden Fall ruhig bleiben. Hoffentlich.
Mein Fazit: Mittlerweile hat sich das Ganze besser eingespielt. An guten Abenden steht Axel nur noch einmal auf und bleibt dann auch liegen. Wenn ich ihn vorher in die Wanne gesetzt habe, ist er dann selber schon sehr müde und wehrt sich nicht mehr groß. Dann freue ich mich, dass ich durchgehalten habe. An schlechten Abenden wünsche ich mir die Gitterstäbe wieder zurück und einfach nur meine Ruhe. Je nach dem wie meine Kraft dann so ist, schimpfe ich doch nochmal schnell los. Das fühlt sich im Nachhinein nicht gut an, dass ich so genervt war und mich nicht beherrschen konnte. Aber das passiert zum Glück nicht so oft.