Papa Enno holt die fünfjährige Ida bei ihrer Freundin ab
Find ich gut, wenn Ida Freundschaften schließt und sich nachmittags auch mal verabredet. Wenn nur das Abholen einfacher wäre. Ich würde gern auf dem Heimweg hören, wie ihr Tag so war und was die beiden gespielt haben. Die Realität sieht dann oft anders aus. Ida rennt schon beim Türklingeln in die letzte Ecke der Wohnung, um sich vor mir zu verstecken. Zu Beginn mag das noch lustig sein und zeigt mir auch, sie hatte einen tollen Tag und will nicht weg. Aber nach einer Weile wird es anstrengend. Ich kann nicht in der Wohnung von Idas Freundin hinter ihr her rennen und sie unter dem Ehebett hervorziehen. Also wiederhole ich von Zeit zu Zeit die Ansage, jetzt bitte zum Anziehen in den Flur zu kommen. Darüber kichert Ida nur und taucht nicht auf. Allmählich werde ich ärgerlicher und beginne zu drohen: “Wenn du nicht gleich kommst, gehe ich alleine.“ Tu ich natürlich nicht. Dann sage ich ihr die nun wirklich allerletzten fünf Minuten an. Einmal haben mir auch die Eltern von Idas Freundin geholfen und Ida durfte sich ein Spielzeug von ihrer Freundin aussuchen, was sie sich bis morgen ausleiht. Wenn ich dann gar keine Lust mehr auf das Theater habe, verspreche ich Ida schon mal ein Eis auf dem Rückweg. Das geht dann meistens erstaunlich gut. Das hat Ida auch echt ganz gut raus, wie sie mich da um den Finger wickeln kann. Sie fordert jetzt manchmal auch nach der Kita ein Eis mit mindestens zwei Kugel Schokoeis und bunten Streuseln ein. Mein Fazit: Wahrscheinlich müsste ich ab und zu mal konsequent nein sagen, das stimmt schon. Aber erstens ist das leichter gesagt als getan nach einem langen Arbeitstag, wo man selber nur noch auf die Couch will und sich den ganzen Tag schon mit den Kunden rumgeärgert hat. Und zweitens macht es auch Spaß, dem Kind etwas zu gönnen.