Anzeige

Rotz und Narben: Ein unzensierter Blick aufs Muttersein

Rotz und Narben: Ein unzensierter Blick aufs Muttersein
© Elinor Carucci
Nein, das Leben mit Kindern sieht nicht aus wie in der Rama-Werbung. Fotografin Elinor Carucci zeigt auch die rauen Seiten der Mutterschaft, die trotzdem voller Liebe stecken.

Lächelnd, liebevoll, fast heilig: So sehen Mütter auf vielen Fotos aus, egal ob in der Werbung oder im privaten Facebook-Stream. Die unschönen Seiten des Lebens als Mutter blenden wir lieber aus. Tränen, Schmerz und Körperflüssigkeiten passen nicht in unsere Vorstellung von der Familienidylle.

Die israelische Fotografin Elinor Carucci will in ihrer Arbeit "Mother" ein realistischeres Bild präsentieren. "Es sollten nicht die typischen 'Madonna mit Kind'-Bilder werden, sondern Fotos, die die Komplexität des Mutterseins mit allen Schwierigkeiten zeigt, aber auch das Wunderbare und die Liebe", sagte Elinor im Interview mit der BBC.

Als Model tritt sie selbst mit ihren drei Kindern auf. Auch vor Nacktheit scheut sich die Fotografin nicht, wie auf diesem Foto, das Elinor kurz nach der Geburt ihrer Zwillinge zeigt.

Offen gibt sie zu, dass der Blick auf ihren Körper ein Schock für sie war. "Die geschwollenen Brüste, die Schwangerschaftsstreifen, die Wunde vom Kaiserschnitt, die Pflaster - das war nicht mein Körper, wie ich ihn kannte, es war wie ein Körper einer anderen Frau", so Elinor.

Rotz und Narben: Ein unzensierter Blick aufs Muttersein
© Elinor Carucci

Wie viele andere Frauen hatte sie Probleme damit, diesen neuen Körper und ihre neue Rolle anzunehmen. "Es war hilfreich, die Fotos zu machen, auszudrucken und anzuschauen."

Heute sind die Narben verheilt, die Brüste abgeschwollen. Trotzdem hat sie ihren alten Körper nicht zurück. "Der Bauch wird nie wieder so sein wie früher. Meine Kinder spielen heute noch mit der schlaffen Haut. Wir formen daraus alle möglichen Figuren." Sie sei eine Art Bauch-Entertainer geworden, so Elinor.

Rotz und Narben: Ein unzensierter Blick aufs Muttersein
© Elinor Carucci

Auch die Kinder sind auf Elinors Fotos nicht immer fröhlich. Schonungslos zeigt sie rotzverklebte Nasen, Wut, Schmerz und Tränen.

Einmal habe ihre Tochter sie gefragt: "Mama, warum machst du keine schönen Bilder von uns?" Elinor gibt zu, dass sie Angst vor dieser Frage hatte, doch sie habe zu einem guten Gespräch geführt. "Ich sagte ihr, dass das für mich schöne Bilder sind, und dass jeder Moment mit ihr - auch wenn wir streiten und frustriert sind - wunderschön und wertvoll für mich ist. Man muss dafür nicht immer posieren und lächeln."

Mehr Bilder aus Elinor Caruccis Projekt "Mother" seht ihr auf ihrer Website: elinorcarucci.com

Mehr zum Thema

VG-Wort Pixel