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Familienleben Dokument des Grauens

Familienleben: Frau blickt geschockt auf ihr Smartphone
© FGC / Shutterstock
Am Wochenende hatten wir ja mal einen Tag lang richtig schönes Wetter. Endlich konnten wir alle den Garten NUTZEN, in bzw. aus dem wir im Herbst unter Absingen schmutziger Lieder 100 Säcke Laub geharkt und abgekarrt hatten. Die Blümlein, die ich danach, im Oktober-Matsch kniend, gesetzt hatte, blühten brav. (Also die, die der Hund nicht wieder ausgebuddelt hatte.) Die Kinder spielten im Garten wie junge, wildgewordene Fohlen, süß! Und mein Mann und ich saßen auf der Terrasse und tranken Cappuccino. Kurzum es war wie in irgendeiner sonnengelben Werbung, und ich dachte: so war es gemeint.

Einfach hier sitzen und den herrlichen Tag genießen und den glücklichen, glücklichen Kindern zusehen. In der Werbung wäre unter all dem irgendeine schmalzige Musik gelaufen, die alles noch schöner gemacht hätte. Nicht so bei uns. Denn nach einer (wie ich dachte malerisch-idyllischen) Stunde reichte mein Mann mir sein Handy und sagte: "Hör Dir das mal an, dann weißt Du, was ich meine." Arglos drückte ich auf das vielversprechende Dreieck und hörte: MICH SELBST. Und was soll ich sagen? Ein Dokument des Grauens:

"Lea*, zieh bitte die Jacke wieder an. Ich weiß, die Sonne scheint, aber es sind nur 13 Grad." 

"Jetzt HILF Ihr doch mal, sie schafft das ich allein!"

"Ach Leute, wischt doch das Trampolin erstmal ab – das ist doch TOTAL verschmiert alles!"

"Soll ich Euch die Hängematte raushängen? Warum nicht, das ist doch total GEMÜTLICH?!"

(zu meinem Mann): "Soll ich noch uns noch einen Cappuccino machen?" 

"Jonas, könntest Du mal die grünen Sitzkissen aus der Garage holen, das wird jetzt doch kalt hier"

"Hat jemand Durst?"

"Piet, könntest Du mal bitte die Schuhe wieder anziehen??? Ich glaub, ich SPINNE!"

"Oh Gott, bitte NICHT SO HOCH in den Baum!"

"Wir könnten eigentlich mal diesen hässlichen gelben Rhododendron da rausreißen, oder?"

"Lass Deine Schwester in Ruhe!"

"Immer nur zwei aufs Trampolin!"

Immer ein paar Minuten juchzende Kinder dazwischen, ein bisschen Vögelpiepen und fröhliches Hundebellen und mein Mann, der immer weniger sagt. Aber hauptsächlich und immer wieder ICH, die alles kaputt plappert und sich in alles einmischt. Gruselig!
Ehrlich gesagt: Ich hab sogar noch mehr gesagt in diesen sechzig Minuten, in denen mein Mann immer wieder mal auf record gedrückt hat. Aber ich erspar Euch das jetzt. Ja, man könnte sagen: Wie gemein ist das denn von Deinem Mann! Oder man küsst ihn auf die Nasenspitze und hält einfach mal die Klappe.

*Namen geändert

Dieser Artikel ist ursprünglich auf Eltern.de erschienen. ​​​​​​​

Lola Hoff

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