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Ersatzmama durch Corona Leihmutter kann Kind nicht übergeben – und kümmert sich jetzt selbst

Ersatzmama durch Corona: Emily Chrislip
© Screenshot "Good Morning America"
Eigentlich sollte Emily Chrislip das Baby des fremden Paares nur austragen. Doch dann kam das Coronavirus – und plötzlich musste sie sich entscheiden, ob sie sich ein ganzes Jahr lang um die Kleine kümmern könnte.

Die 25-jährige Amerikanerin Emily Chrislip ist glücklich verheiratet und Mutter eines kleinen Sohnes. Da sie jung und gesund ist, entschied sie sich, anderen Paaren zu helfen, die ebenfalls Eltern werden wollen, es auf natürlichem Wege aber nicht schaffen. Sie meldete sich bei einer Agentur, die Paare aus der ganzen Welt mit amerikanischen Leihmüttern zusammenbringt (das Leihmutter-Prinzip ist nicht überall erlaubt, in den USA aber schon).

Schon bald vermittelte man sie an ein Paar aus China, das sich sehnlichst Nachwuchs wünschte. Emily bekam eine befruchtete Eizelle der Frau eingepflanzt und wurde tatsächlich erfolgreich schwanger. Neun Monate später brachte sie ein kleines Mädchen zur Welt. Das Problem: In diesen neun Monaten war eine globale Pandemie ausgebrochen. Für das Paar aus China war es unmöglich, in die USA einzureisen, für Emily und das Baby unmöglich, nach China zu fliegen. Eine Lösung musste her, bis Eltern und Kind zusammenkommen konnten.

Das Baby sollte nicht von Fremden betreut werden

Schnell entschieden Emily und ihr Mann Brandon, dass sie sich bis dahin um das kleine Mädchen (dessen Name aus Persönlichkeitsgründen nicht genannt wird) kümmern können. "Wir hatten das Gefühl, dass es einfach das Richtige war", sagt die 25-Jährige in der amerikanischen TV-Show "Good Morning America". "Wir mochten die Vorstellung nicht, dass irgendeine Nanny-Agentur sie betreut, während wir doch dazu völlig in der Lage wären."

Die Leihmutter erklärt: "Wir haben eine liebevolle Familie und ich habe sie ja schließlich bereits ausgetragen. Also sagten wir einfach: Komm, wir übernehmen das." Seither stehen die Eltern in China und das Paar in den USA in stetem Videochat-Kontakt, zumindest via Bildschirm konnten sie ihre kleine Tochter bereits kennenlernen – und die ihre Eltern. Das Paar aus China übernimmt alle Kosten, die die Chrislips mit dem Baby haben und vergütet sie für die Betreuung. Dennoch würden sie ihr Kind gern bald selbst in die Arme schließen.

Leihmutter hofft auf einen stressfreien Übergang

Sobald das Virus es zulässt, werden die Eltern in die USA fliegen und dort einige Zeit verbringen, um ein langsames und möglichst stressfreies Aneinander-Gewöhnen zu ermöglichen. Emily Chrislip sagt: "Ich male mir im Kopf all die verschiedenen Szenarien aus, und es macht mich emotional, wenn ich daran denke. Ich kann nur erahnen, wie es für sie sein wird, ihr Kind zum ersten Mal zu treffen. Es muss ja sein, als würde ich mein Kind erst ein Jahr nach der Geburt erstmals sehen können." 

Die Leihmutter hat sich von Anfang an bemüht, das kleine Mädchen zwar als Teil der Familie aufzuziehen, aber nicht als ihre eigene Tochter zu betrachten. "Ich sehe sie als so etwas wie das Kind meiner Cousine", erklärt sie. "Ich sorge für sie. Ich liebe sie und werde immer für sie da sein, aber ich weiß, dass sie nicht zu mir gehört, sondern zu ihren Eltern." Dennoch ist sie natürlich nervös und hofft, dass der Wechsel für das Kind gut vonstatten geht, wenn die biologischen Eltern es mit nach China nehmen. "Ich hoffe, dass wir ihr helfen können, sich an sie zu gewöhnen und ihnen beibringen können, welche kleinen Hinweise sie uns gibt und was sie bedeuten, wie ihr Tagesablauf so ist. Dass wir einfach hilfreich sein können."

Quelle: "Good Morning America"

Dieser Artikel erschien ursprünglich bei stern.de.

wt/stern

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