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"Fuck Magnesiumpulver!" So anders verläuft die dritte Schwangerschaft

Bloggerin Andrea Jansen ist jetzt zum dritten Mal schwanger. Also alles Routine? Von wegen, denn jede Schwangerschaft ist völlig anders.

Schwanger bin ich jetzt zum dritten Mal. Ich weiß langsam, wie’s geht. Been there, done that. Könnte man meinen. Oder?

Nach einer längeren Ich-bin-noch-nicht-soweit-Phase und dem ausgiebigen Genießen der Prä-Elternschaft wurde ich vor fünf Jahren durch einen Todesfall jäh aus meiner Prokrastination gerissen. Ich hatte den Carpe-Diem Moment:

Warum noch warten, wenn ich doch wusste, dass Kinder zu unserem Leben gehören sollten?

Bald darauf schlug es ein:

Schwanger zum Ersten – alles rosarot

  • Mit zittrigen Fingern und heulend wie ein Schlosshund starrte ich ungläubig auf den Schwangerschaftstest.
  • Der Any Working Dad (AWD) starrte abends ähnlich ungläubig und verdrückte danach ein Tränchen.
  • Der Schwiegervater musste sich erstmal setzen (er hatte gedacht, wir würden heiraten).
  • Ich brauchte mindestens einmal am Tag einen Laugenbretzel und ein Stück Rüeblitorte.
  • Mir war schlecht. Ständig.
  • Ich schlief mit Vollkorn-Crackern neben dem Bett, da Essen gegen die Übelkeit half.
  • Ich abonnierte wöchentliche Babynewsletter, holte mir Schwangerschaftsapps und Bücher.
  • AWD wurde auf die Schulter geklopft und mit lustigen "Meine Frau kriegt ein Baby und ich die Krise"- Ratgeber beschenkt. Er las sie nie.
  • Ab und zu ging ich um acht ins Bett.
  • Der kleine, feine Unterschied zwischen "durch" und "gut durch" beim Steak machte mich nervös.
  • Mantra: Darf ich das essen? Darf ich das essen? Darf ich das essen?
  • AWD fragte: Darfst du das essen?
  • Alkohol: geht's noch?
  • AWD verzichtete aus Solidarität ab und zu auch auf Alkohol.
  • AWD fragte mich (fast) jeden Tag, wie es mir geht. Andere auch.
  • Ich heulte bei jedem Ultraschall.
  • Das Magnesiumpulver brachte mich zum Würgen.
  • Meine Brüste drohten zu explodieren.
  • AWD fand das toll.
  • Ich musste nichts mehr tragen.
  • AWD schlug ungefragt Rückenmassagen vor.
  • Ich ging ins Schwangerschaftsyoga.
  • Ins Schwangerschaftsschwimmen.
  • In einen Vorbereitungskurs mit Walgesang.
  • Ich wusste jeden Tag genau in welcher Woche + wieviele Tage ich mich befand.
  • In der 25. Woche konnte ich wegen meines Iliosakralgelenks nur noch watscheln.
  • In der 40. Woche auch, aber wegen meines Gewichts.
  • Die Abstände zwischen den Gyni-Besuchen schienen absurd lang.
  • Man sagte mir, ich solle mich schonen.
  • Ich schmückte das Kinderzimmer und betrieb "nesting" in seiner reinsten Form.
  • Ich verwechselte Darmaktivitäten mit Kindsbewegungen und Wehen mit Rückenschmerzen.
  • Die Geburt war überhaupt nicht so, wie erwartet.

Schwanger zum Zweiten – alles vergessen

Diesmal dauerte es ein wenig länger mit dem Einschlagen.

  • Ich hielt den Schwangerschaftstest in den Händen mit ambivalenten Gefühlen: Juhuu, ein Baby! vs. Iiiik, jetzt geht das ganze wieder von Vorne los, 40 Wochen lang.
  • AWD so: Juhuu, ein Baby!
  • Schwiegervater so: Juhuu, ein Baby!
  • Meine Brüste so: Juhuu, wir legen gleich los, schon jetzt, 35 Wochen bevor du uns brauchst!
  • Mir war wieder schlecht. Ich brühte Ingwertee.
  • Vollkorn-Cracker, Laugenbrezel, Rüeblitorte. Gesunde Ernährung ist wichtig in der Schwangerschaft.
  • Ich suchte die Babyapp. Fand irgendwo noch ein Buch.
  • AWD blätterte in seinem Papa-Ratgeber und fand ihn noch doofer als beim ersten Mal.
  • Fuck Magnesiumpulver. Ich schluckte Tabletten.
  • Ich ging ins Bett und stand Nachts drei Mal auf (wir hatten ja schon den Sohn).
  • "Durch" ist durch und durch ok, beschloss ich pragmatisch in Sachen Fleisch.
  • Darf ich das jetzt nicht essen? Ich hatte alles vergessen.
  • Ich trug jeden Tag den Sohn.
  • AWD vergass ab und zu, dass ich schwanger war. Andere auch.
  • Er schätzte aber seine nüchterne Chauffeuse.
  • Ich wusste ungefähr, in welcher Woche ich war.
  • Ich heulte auch diesmal bei jedem Ultraschall.
  • Ich ging ins Kindersingen mit dem Sohn.
  • Ich fing wieder an zu watscheln.
  • Ich hatte Angst, mein zweites Kind nicht so sehr lieben zu können wie das Erste.
  • Die Geburt war gut 30 Stunden kürzer als die erste und ungefähr so, wie erwartet.

Schwanger zum Dritten – alles so wie immer

Es dauerte nochmals ein wenig länger. Was aber auch ganz ok ist, so rückblickend. Und dann:

  • Wir hatten ein Apéritif. Und ich war nicht sicher, ob ich trinken kann.
  • Den Schwangerschaftstest machte ich in der Restauranttoilette. Oh!
  • Zu Hause grinste AWD und meinte: Oh!
  • Drei Wochen später sprang der Schwiegervater auf: Oh!!!
  • Brüste und Bauch waren ab dem allerersten Hormon topmotiviert, zu expandieren.
  • Laugenbrezel, ab und zu Rüeblitorte und neu: Fanta!
  • Mir war ständig schlecht. Diesmal hatte ich tolle Tabletten von der Frauenärztin bekommen (wo waren die vorher??)
  • Keine Vollkorn-Cracker mehr neben dem Bett. War zu müde. Und eh noch fünf Kilo Reserve von den ersten zwei.
  • Irgendwo habe ich doch noch so ein Schwangerschaftsbuch?
  • AWD hat vorgeschlagen, er könnte ja mal "Meine Frau kriegt ein Baby und ich die Krise" lesen.
  • Ich weiß ungefähr, in welchem Monat ich bin.
  • Ich gehe um halb zwölf ins Bett. Vorher bringen wir die Kinder ins Bett und ich arbeite und mache Familienmanagement.
  • Ich esse alles – mit gesundem Menschenverstand – außer rohem Fleisch.
  • AWD fragt: Darfst du das essen? … dann werde ich hässig.
  • AWD erzählt amüsiert Anekdoten, wie er in der ersten Schwangerschaft aus Solidarität ab und zu auch auf Alkohol verzichtet hat. Ha, weißt du noch?
  • Ich heule bei jedem Ultraschall.
  • Ich schleppe meine beiden Kinder, wenn nötig.
  • Mein Uterus ist komplett übermotiviert und ich trage im 5. Monat schon wieder diese Hosen mit Stretchbund.
  • Ich erinnere mich vage an einen Vorbereitungskurs mit Walgesang.
  • Es sagt niemand mehr, ich solle mich schonen.
  • Ich weiß jetzt, dass in meinem Herzen auch noch ein weiterer Mensch gut Platz hat.
  • Ich bin gespannt, ob die Geburt so wird, wie erwartet.

Text von Andrea Jansen, ursprünglich erschienen auf anyworkingmom.com.

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