Mit nur einem Jahr erlitt die kleine Marwa einen schweren Schicksalsschlag: Ein Virus griff das zentrale Nervensystem und die Organe des Mädchens an - auch ihr Herz war davon betroffen. Um das Gehirn vor weiterem Stress und Schäden zu bewahren, beschlossen die behandelnden Ärzte, Baby Marwa am 25. September 2016 ins künstliche Koma zu versetzen.
Diese Methode wirkt sich bei vielen Patienten positiv auf den Heilungsprozess aus - doch Marwas Gehirn reagierte auch nach zwei Monaten nicht auf die Behandlung. Für die Mediziner war dies ein klares Zeichen dafür, dass im Gehirn des kleinen Zwillingsmädchens bereits irreparable Schäden vorliegen mussten.
Die Ärzte beschlossen, die Maschinen abzuschalten
Während sie an Marwas Bett wachten, nahmen ihre Eltern regelmäßig Bewegungen und Augenzucken ihrer Tochter wahr - für sie ein Grund, weiter Hoffnung zu schöpfen. Doch die Ärzte warnten vor zu viel Optimismus: Diese Bewegungen seien lediglich Reflexe und stellen keine Anzeichen für Marwas Erwachen dar.
Die Ethikkommission des Krankenhauses nahm sich Marwas Fall schließlich an und sprach eine unmissverständliche Empfehlung aus - sie legten den Eltern nahe, die Pflege einzustellen und die Maschinen, die ihre Tochter derzeit am Leben erhielten, abzuschalten.
Die Eltern wollten das Schicksal ihrer Tochter aber nicht akzeptieren - insgeheim ahnte Vater Mohamed Bouchenafa, dass die Ärzte das Leben seiner Marwa viel zu schnell aufgegeben hatten - sie fochten die Entscheidung des Krankenhauses an und zogen vor das Verwaltungsgericht in Marseilles.
Widersprüchliche Befunde zu Marwas Zustand
Ihr Vorgehen zeigte Erfolg! Das Gericht kritisierte die lückenhafte Bereitstellung von Informationen seitens des Krankenhauses und es stellte sich heraus, dass die Meinungen über den Gesundheitszustand des Kleinkindes Widersprüchlichkeiten aufwiesen.
Es lag kein eindeutiger Befund vor, der besagte, dass Marwas Diagnose zwangsläufig unheilbare gesundheitliche Konsequenzen zur Folge haben muss.
Das Gericht verpflichtete das Krankenhaus daraufhin, die Behandlung für weitere acht Wochen fortzusetzen. Im Anschluss daran sollte ein Expertenteam darüber entscheiden, welche weiteren Schritte einzuleiten sind.
Plötzlich öffnete Marwa die Augen
Zehn Tage nach dem Beschluss des Gerichts ereignete sich ein kleines Wunder: Marwa öffnete ihre Augen! Nach Aussage der Mutter geht es der Kleinen heute gut - zwar ist ihre Tochter nach wie vor in Behandlung, doch ihre Organe seien inzwischen wieder vollständig geheilt.
Vater Mohamed berichtet auf Facebook von den vielen kleinen und großen Fortschritten, die seine Tochter tagtäglich macht. Marwas Eltern wollen in den nächsten Wochen ein unabhängiges medizinischen Gutachten anfordern.