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Mama sein, ich bleiben: Diese 45 Minuten stiehlst DU mir nicht!

Auszeit als Mama: Mutter mit Puppen- und Kinderwagen
© PhotoKatja / Shutterstock
Me-Time als Mama? So gut wie nicht vorhanden. Redakteurin und Mama Ulrike will das ändern – und sich beim Sportkurs eine Auszeit nehmen. Doch es kommt anders als gedacht.

Einmal in der Woche darf ich abends zum Sport: Montag, 18:30 Uhr, zum Zumba. Das hat die Schnittmenge zwischen meinen Interessen, dem Kurs-Plan des Fitnessstudios und den Arbeitszeiten von Knirpsi-Papa ergeben. Ich liebe Zumba. Es ist also perfekt! Knirpsi ist jetzt fast 11 Monate alt und kann schon sehr gut einen Abend allein mit Papa verbringen. 

Zwei Tage lang war ich voller Vorfreude. Früher habe ich oft Zumba-Kurse besucht und damit kann man einfach nichts falsch machen. Dachte ich. Damals, vor einigen Wochen, als ich das erste Mal losstiefelte. Es fühlte sich wie pervers guter Luxus an: ganz allein loszugehen, mit nichts als einer leichten Sporttasche über der Schulter. Ohne Kinderwagen inkl. Baby. Ohne Wickeltasche. Ohne Regenüberzug, Babydecke - nur für den Fall! - Snackdose, Wasserflasche und Einkaufsbeutel. Meine beschwingte Hochstimmung (albernes Hüpfen auf dem Weg inklusive) hielt allerdings nur so lange an, bis ich den Kursraum betrat und schnell feststellte, dass Zumba nicht gleich Zumba ist. 

Das ist doch MEINE Auszeit!

Mit der Kursleiterin wurde ich einfach nicht warm. Sie war selbst unsicher in den Schritten, verhaspelte sich, kaschierte alles mit großen Gesten, die man vielleicht hätte sympathisch oder lustig finden können, aber DIES WAR DOCH MEINE AUSZEIT! Wenn mir früher ein Kurs nicht gefallen hat, war es egal. 45 Minuten verloren, weiter geht's! Aber heute ist das MEINE AUSZEIT für die ganze Woche. Meine 45 Minuten. Da gibt es keine zweite Chance. Die darf mir nichts und niemand stehlen. Ich brauche sie!

„Cute Aggression“: Süßes Baby

Je mehr ich darüber nachdachte, desto mehr ärgerte ich mich. Über sie. Über mich. Über das Leben. Na toll! Und als wäre das alles noch nicht genug, hüpfte neben mir ein junges Mädchen unerträglich gut gelaunt herum, das strahlte, als wäre der Kurs die Erfüllung all ihrer Träume. Ihre Ausstrahlung war der Wahnsinn, sie hatte so viel Spaß und genoss den Kurs in vollen Zügen. Selbstverständlich mit dem Effekt, dass ich mich gleich noch mehr ärgerte. Sie hatte so viel Spaß und ich nicht. Wie ungerecht! 

Merke: Spaß ist, was ich draus mache!

Ich wollte der Sache aber gerne noch eine Chance geben. Und noch eine. Und noch eine. Und ärgerte mich wieder und wieder und wieder. Alternative Kurse zu Zeiten, die ich schaffen könnte, gibt es aber nicht wirklich und ich realisierte: Ich habe nur zwei Möglichkeiten. Ich kann mich weiter ärgern oder ich mache es wie dieses Mädchen und strahle einfach. Und tatsächlich: Beim 7. Mal habe ich mittendrin die Strategie geändert und mich fallen lassen. Dann ist der Kurs halt nicht perfekt. Bitteschön! Aber Spaß ist, was ich draus mache. Es ist an mir, die wenigen Minuten zu nutzen, die ich habe, um ich zu sein.

Und es hat geklappt! Nach dem Kurs sprach ich das Mädchen auf der Treppe an und sagte ihr, es sei immer eine große Freude ihr zuzusehen, weil sie so viel Spaß beim Tanzen habe und alle anstecke. Sie bedankte sich verlegen und sagte, sie sei sich am Anfang bei dem Kurs nicht sicher gewesen. Die Trainerin und so...

Ich dankte ihr nochmal auf eine Weise, die einer 20-Jährigen vollkommen übertrieben vorkommen musste (schließlich hatte sie mich ihres Wissens nach nicht vor dem Ertrinken gerettet oder vor einem heranrasenden LKW weggezogen), wir verabschiedeten uns bis zum nächsten Montag und ich zog das Handy aus der Tasche. Knirpsi-Papa hatte ein Bild geschickt: Knirpsi, der vollkommen kaputt gespielt einfach auf dem Teppich im Wohnzimmer eingeschlafen war. Ich musste lachen. So haben wir alle das Beste aus dem Abend gemacht - und meine 45 Minuten gehören jetzt endlich ganz mir!

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