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Endlich mehr Zeit: Diese Familie hat alles verkauft und neu angefangen

Endlich mehr Zeit: Diese Familie hat alles verkauft und neu angefangen
© EpicStockMedia / Shutterstock
Oliver Horlacher und seine Frau Lara erzählen in ihrem Blog, wie sie mit drei kleinen Kindern einfach aus dem Hamsterrad aus Arbeit und Stress ausgestiegen sind.

Das Haus ist weg – die Schulden auch.

Die wahren Gründe, warum wir unseren Besitz verkauft haben.
Ich sitze gerade in der Ferienwohnung am Chiemsee an einem alten Tisch, auf einem unbequemen, unmodernen Stuhl mit fragwürdigem roten Muster. Direkt über meinem Kopf die Dachschräge, links ein kleines Fenster mit Blick auf das Nachbarhaus, rechts über mir eine unromantische (Keller-)Lampe und ein uraltes Stillleben in einem auseinanderfallenden Rahmen. Kein Vergleich zu unserem komfortablen Haus, das groß, gemütlich und mit einem Mix an modernen und antiken Möbeln eingerichtet war? Doch! Denn ich könnte es mir aktuell nicht schöner vorstellen… Den Flur entlang im Wohnzimmer höre ich Lara mit den Kindern spielen und empfinde ein unglaubliches Glück, dass ich Giulios entnervtes Geschrei (Susanna will auch Feuerwehr spielen) und die wohltuende Präsenz meiner Familie genau hier miterleben kann.

Vor nur wenigen Monaten war das noch anders.
Kurz vor der Geburt unserer Tocher, im Juni 2013, hatten wir nach drei Jahre währender Suche, endlich ein altes Haus mit traumhafter Aussicht in unserem Wunschort gefunden.

Mit der Geburt unseres ersten Kindes war damals auch schnell der Wunsch nach dem obligatorischen Eigenheim entstanden, in das so viele junge Familien (nicht zuletzt wir) eine Menge Energie und Zeit investieren.

Glücklicherweise hatten wir bereits zu dem Zeitpunkt nicht das Bedürfnis, uns bis ins Rentenalter zu verschulden und verzichteten auf eine neue Küche und neue Bäder oder gar einen kompletten Hausbau.
Trotzdem waren wir mit dem Entfernen der alten Tapeten, diversen Schönheitsreparaturen, Boden verlegen und der Planung und Umsetzung des Balkons in Hanglage mit direktem Gartenzugang mehr als beschäftigt. Und das in einer Zeit, in der unser zweites Kind geboren wurde. Seltsamerweise kamen wir nicht auf die Idee, die Gegebenheiten zu verändern und steuerten unaufhaltsam auf unsere Belastungsgrenze hin.

Innerhalb eines Jahres standen wir vor dem Scherbenhaufen unseres Familienglücks.

Mit meinem Vollzeitjob, der mich nicht selten 260 Stunden im Monat kostete (inklusive Samstags-Arbeit), und der Renovierung unseres "Traum-Hauses" blieb nichts übrig als wenig Zeit, Anspannung, Dauer-Stress, unglückliche Kinder und nicht enden wollende Differenzen mit meiner Frau. Nach sieben wunderbaren Jahren als Paar, dachten wir ernsthaft über unsere Trennung nach.

Es war höchste Zeit, das Ruder herumzureißen und nun endlich die Gegebenheiten zu verändern.

Dafür stellten wir uns folgende Fragen:

  • Was ist uns beiden für uns als Familie wichtig?
  • Was brauchen wir, um ein glückliches Familienleben führen zu können?
  • Und vor allem: was brauchen wir nicht?

Die Antworten waren schnell gefunden. Wir wollten beide gemeinsame Zeit als Eltern für unsere Kinder und das nicht nur abends oder am Wochenende.

Dafür brauchte ich eindeutig einen anderen Job und um das realisieren zu können, würden wir unsere Fixkosten senken müssen. Was uns wieder zu der Frage führte, was wir nicht brauchten. Und das waren eben nicht nur das Verlangen nach einem immer höher monatlichen Verdienst, der Ausbau unseres Lebensstandards, zwei Autos und einen Hausstand, der für mindestens zwei Familien ausgereicht hätte.

Es war schlicht und einfach unser Haus, für das ich täglich um halb sechs aufstand und 12 Stunden später heim kam. Um es finanzieren zu können, hatten wir uns in die typische Spirale der beruflichen Abhängigkeit begeben, die nicht nur in den Neubaugebieten zu oft ganztägig verlassenen Häusern führt.

Wir entschieden, dass wir lieber unser geliebtes, lange ersehntes Haus verkaufen, als unsere Beziehung und Familie an die Wand fahren würden.

Gesagt, getan. Ich kündigte im November 2014 und entgegen dem völligen Unverständnis unserer Familien und Freunde, schrieben wir das Haus im Frühjahr diesen Jahres zum Verkauf aus. Die aktuell angespannte Wohnsituation und die explodierenden Immobilienkosten taten ihr übriges und innerhalb von zwei Wochen waren die Käufer gefunden.

Wir gaben alles und steckten unsere ganze Energie in die Stabilisierung unserer beiden Kinder und den Aufbau unseres Blogs, lösten den kompletten Haushalt auf, wickelten die Formalitäten ab, verkauften die Autos, kauften ein Wohnmobil, packten und machten vage Pläne für die Reise. Vor mittlerweile acht Wochen fand die Schlüsselübergabe statt und seither sind wir mit dem Wohnmobil unterwegs. Und wenn ich nun so hier sitze, empfinde ich keine Traurigkeit über den „Verlust“ unseres Hauses. Lara, die Kinder und ich vermissen unser altes Zuhause nicht. Auch wenn die Gemütlichkeit des Holzofens, der weite Blick ins Tal, die (vermeintliche) Sicherheit einer Immobilie und das geregelte Leben nun der Vergangenheit angehören. An die Stelle der eigenen vier Wände mit Garten sind gemeinsames Elternsein, Familienleben, Freiheit, und mehr oder weniger erwünschte Abenteuer getreten. 😉 Wir leben keinesfalls in ständiger Harmonie – im Gegenteil! Alle familiären Stressoren nimmt man auch auf eine Reise mit und es gibt neue Streit-Themen, die beraten und diskutiert werden müssen.

Aber wir haben keine Schulden mehr und das ist ein unbeschreiblich befreiendes Gefühl!

Den ganzen Text von Vater Oliver und mehr über die Familie gibt es auf: http://diehorlachers.com/das-haus-ist-weg/

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