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Meinem Kind den Schnuller abgewöhnen? Bloß nicht!

Die meisten Mütter wollen ihren Kindern früh den Schnuller abgewöhnen. Diese nicht. Sie liebt das Teil genauso wie ihr Sohn. Warum also darauf verzichten?

"Die Schnullerfee kann uns mal!"

Feen spielen im Leben meines Dreijährigen absolut keine Rolle: nicht die pinken glitzernden und erst recht nicht die, die angeblich über Nacht Schnuller entführen. Da bin ich mit ihm völlig einer Meinung: Die Schnullerfee kann uns mal! Die kommt uns nicht ins Haus.

Ja, ich weiß natürlich, wie schlimm der Nuckel für die Zähne ist, für den Kiefer, die Sprachentwicklung, die Optik. Ich kenne den strafenden Blick des Zahnarztes, der Kinderärztin und der Großeltern, die alle sehr gute Argumente dafür haben, warum ein Kind am besten gar nicht erst anfangen sollte mit dem Schnuller. Und wenn es sich dieses Laster schon angewöhnt hat, dann sollte es durch konsequentes Handeln der Erziehungsberechtigten so schnell wie möglich wieder davon befreit werden.

Mein Sohn entspannt mit Schnuller nach einem langen Tag

Das ist alles grundsätzlich richtig. Aber mein Sohn liebt seinen Schnuller – und zwar abgöttisch! Er ist ein quirliger, fröhlicher kleiner Kerl, der den ganzen Tag (übrigens ganz ohne Sprachfehler) quasselt.

Wenn er nach Hause kommt, verdaut er die Erlebnisse des Tages auf meinem Schoß mit dem Schnuller im Mund – so wie ich mir abends ein Glas Rotwein einschenke, um zu entspannen, obwohl ich weiß, dass es wohl gesünder wäre, stattdessen einmal den Sonnengruß zu turnen.

Der Schnuller - das ultimative Kinderberuhigungsmittel

Mal ganz abgesehen davon, dass mein Sohn noch nicht so weit ist, sich von seinem Schnuller zu trennen – ich bin es auch nicht. Ich liebe diesen Schnuller. Er ist das ultimative Kinderberuhigungsmittel! Eine garantierte Auszeit, ein Pause-Knopf, ein Trumpf, der in jede Jackentasche passt – wunderbar!

Mein älterer Sohn, heute fünf Jahre alt, wollte noch nie etwas von einem Schnuller wissen. Ich weiß also genau, wie es ist, einen schreienden, um sich tretenden zweieinhalbjährigen Trotzkisten aus dem Supermarkt nach Hause zu tragen – heulend, weil unterwegs die Einkaufstüte gerissen ist und mich irgendeine Supermutti mit ihrem "Versagerin!"-Blick angesehen hat.

Oder eine dreistündige Autofahrt zu überleben mit einem brüllenden Kleinkind auf der Rückbank. Wie habe ich mir in diesen Momenten irgendein Zaubermittel gewünscht, um mein Kind zu beruhigen und das Schreien endlich abzustellen.

Schnullerentzug führte zu noch mehr Suchtsymptomen

Nun ist es nicht so, dass mich die Kritik an meiner Nachlässigkeit in Sachen Schnuller schon immer kaltgelassen hätte. Es gab durchaus Versuche, die Schnullerei wenigstens zu beschränken. Schnuller nur noch nachts. Oder Schnuller nur noch in Ausnahmefällen. Oder Schnuller nur noch im Auto.

Hat alles nicht funktioniert, im Gegenteil: Je mehr Gewese ich um diesen Schnuller machte, umso heftigere Suchtsymptome zeigte das Kind. Es legte geheime Schnullerdepots an, nahm den Nuckel plötzlich nur noch zur Nahrungsaufnahme aus dem Mund und verstummte, aus Angst, ich würde ihm seinen Liebling entreißen, sobald es den Mund aufmachte.

Ich fing an, mein eigenes Kind zu erpressen ("Gemüse aufessen, sonst: kein Schnuller!"), und weil "Konsequenz" nicht gerade mein zweiter Vorname ist, liefen all diese strengen Maßnahmen nach spätestens drei furchtbaren Tagen ins Leere.

Also lasse ich mein Kind schnullern, so lange es will. Die Erfahrung hat gezeigt, dass es für alles einen richtigen Zeitpunkt gibt, und diesen Zeitpunkt kennen die Kinder selbst am besten. Ich weiß, der Tag wird kommen, an dem mein Sohn seinen Schnuller nicht mehr braucht. Dann wird er von sich aus die Schnullerfee herbeizitieren und seinen Nuckel gegen einen Plastikbagger oder eine Charge Fußballkarten tauschen. Die Großeltern haben dankenswerterweise schon mal eine Zahnspangen- Zusatzversicherung abgeschlossen, damit uns der Schnuller auf lange Sicht nicht finanziell ruiniert. Bis dahin genieße ich einfach die Ruhe.

Und wer weiß: Wenn der Kerl einfach bis zur Pubertät durchschnullert, vielleicht fängt er dann wenigstens nicht mit dem Rauchen an.

Schnuller möglichst früh abgewöhnen? Wie steht ihr zur Schnullerfee? In unserem Forum könnt ihr unserer Autorin Alena (höflich) die Meinung sagen. Oder sie beglückwünschen. Oder ähnliche Geschichten erzählen.

Text: Alena Schröder

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