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Alena Schröder Feiert eure Kinder fürs Durchhalten der Pandemie

Alena Schröder: Geburtstagskuchen
© Konstantin Zibert / Shutterstock
Alena Schröder hat zwei Söhne, 10 und 13 Jahre alt, und redet sich den Mund fusselig. Zum Beispiel darüber, wie man nach anderthalb Jahren Coronapandemie einen angemessenen Kindergeburtstag feiern sollte.

Sagt mal Jungs, was wünscht ihr euch eigentlich zum Geburtstag?

Na klar weiß ich, dass ihr gerade erst Geburtstag hattet, ich war zufällig anwesend bei euren Geburten und führe meinen Kalender sehr ordentlich. Außerdem, was glaubt ihr, wo der Kuchen herkam? Aber ich hatte euch doch versprochen, dass wir eure beiden ausgefallenen Pandemie-Geburtstage nachfeiern, sobald es wieder geht. Und ich würde sagen, es sieht ganz gut aus. Ihr habt euch eine Feier verdient, ihr habt in den letzten Monaten auf so viel verzichtet und könnt euch was wünschen. Moment, ich notiere. Okay, Jona soll mal wieder bei uns übernachten, kein Problem. Was noch? Ne neue Playsi, okay, mal schauen. Was noch? Na? Was ist? Fällt euch nichts ein?

Keine Wünsche mehr nach dieser langen Zeit?

Jungs, ganz ehrlich, mir fallen tausend Sachen ein, die ihr sowas von verdient hättet, ihr und alle anderen Kinder auch. Habt ihr mitbekommen, mit wieviel Geld Kaufhausketten, Autokonzerne und Fluggesellschaften von der Regierung unterstützt wurden in dieser Coronazeit? Euch würden die Ohren schlackern! Man könnte alle Kinder Deutschlands mit den coolsten neuesten Turnschuhen, einem eigenen Computer und einem Urlaub am Meer beschenken und dann wäre immer noch Geld übrig, um im ganzen Land tausende gigantische Skaterparks oder coole Hochseilgärten zu bauen. Oder es gäbe freien Eintritt ins Schwimmbad, und da dürftet ihr so oft ihr wollt vom Rand springen und wenn irgendwer motzt, wird er rausgeschmissen.

Die Straßen sollten eine Weile für Autos gesperrt werden, damit ihr da in Ruhe Fußball spielen könnt, und in den Kinos laufen die Kinderfilme zur besten Zeit im großen Saal, Popcorn gibt es umsonst. Okay, und Cola auch, meinetwegen. Ich wünsche mir für euch, dass euer nächstes Schuljahr einfach nur aus Klassenfahrten und coolen Projektwochen besteht, dass richtig viel Geld ausgegeben wird, damit eure Schulen Luftfilter bekommen und endlich funktionierende Klos und leckeres Schulessen. Arbeitsblätter werden verboten und Hausaufgaben auch.

Eine Auszeichnung für die Kinder, bitte!

Zu Schuljahresbeginn bekommt ihr allererstmal einen Corona-Verdienstorden, weil ihr den ganzen Mist so gut mitgemacht habt. Den könnt ihr dann mit mir teilen übrigens, denn bitte vergesst nicht, wer euch das schriftliche Dividieren eingebimst hat, ja? Ganz genau, ich war das, die Homeschooling-Beauftragte. Bahnfahrten sollten auch kostenlos sein und Familien automatisch 1. Klasse fahren dürfen, das Ruheabteil wird abgeschafft. Und wenn wir an den Strand kommen, dann machen all die älteren Herrschaften in ihren Strandkörben eine La Ola für euch und applaudieren und keiner darf meckern, dass ihr zu laut tobt oder mal einen Ball verschießt.

Ihr habt euch erwachsener benommen als sehr viele Erwachsene.

Ja, im Ernst, ich finde, ihr solltet jetzt echt besonders verwöhnt und beklatscht werden von der Generation, für die ihr so viele Einschränkungen in Kauf genommen habt, ohne deswegen zu Querdenkern und Maskenverweigerern zu werden oder peinliche Videoaktionen zu starten, ihr habt euch wirklich erwachsener benommen als sehr viele Erwachsene. Außer beim Zähneputzen, aber okay, da arbeiten wir noch dran.

Und dann wäre es absolut angemessen, wenn die Politik so etwas wie eine Kindersprechstunde einrichten würde, einmal im Monat sollte einfach das gesamte Bundeskabinett irgendwo zusammenkommen und Kinder können dann allen Ministerinnen und Ministern Fragen stellen und ihre Vorstellungen und Forderungen vortragen, und wer nicht ordentlich antwortet oder sich mit Phrasen rauswindet, der wird automatisch mit grünem Schleim übergossen, das wäre doch lustig und womöglich sehr effektiv, vielleicht bekämen wir so endlich mal richtigen Klimaschutz.

Riesenfete? Ist doch wohl das Minimum!

Ach Jungs, das ist natürlich utopisch alles, aber wünschen kann man es sich ja mal. Aber das Mindeste ist doch eine Riesenparty mit allen euren Freunden, drei Tage lang. Ihr dürftet so viel und so lange Krach machen wie ihr wolltet, Pommes und Süßkram satt. Und vielleicht beenden wir sie einfach mit einer kleinen Demo, wenn ihr so richtig aufgekratzt und überzuckert seid. Dann ziehen wir alle zusammen vors Kanzleramt und machen da ein bisschen Rabatz und zum Abschluss noch ein großes Lagerfeuer aus den ganzen Arbeitsblättern, die ich im letzten Jahr ausgedruckt habe.

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03/2021 Brigitte

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