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Eltern-Terror Der schlimmste Babystress hat was Gutes - versprochen!

Ein schreiendes Baby kann sich im Extremfall wie pure Folter anfühlen.
Babys und Kleinkinder können schnell Knochenarbeit werden, die einen an die Belastungsgrenze bringt. Und doch liegt in diesem Stress ein Kern, den man schätzen sollte.

Wir sind unter uns hier, also sprechen wir es offen aus: Babys und Kleinkinder sind oft die Hölle! Und ich meine nicht die niedlichen "Hihi, der Schnuller ist wieder runtergeplumpst"-Probleme, die sich Menschen ohne Kinder vorstellen. Nein, ein Kind zu haben kann zeitweise eine echte Qual sein! In Guantanamo Bay wurden Insassen damit gefoltert, dass sie Ewigkeiten keinen Schlaf bekamen und mit aggressiv-lauter Musik beschallt wurden. Eltern im ersten Babyjahr, die monatelang keinen Schlaf, aber dafür nervenzerfetzendes Koliken-Geschrei genossen haben, nicken bei den Schilderungen verständnisvoll. Oder weinen spontan.

Das versteckte Glück entdecken

Das Gute ist: Auch in den härtesten Zeiten liegt eine bittersüße Einsicht, die entdeckt werden will. Bei mir persönlich kam dieser Moment, als mein jüngstes Kind endgültig kapiert hatte, wie eine Toilette funktioniert. Und da wurde mir klar: Irgendwann hatte ich die letzte Windel meines Lebens gewechselt. Ein epochaler Meilenstein, und er war ganz heimlich an mir vorbeigerauscht. Ich hasse Windelwechseln (tun wir alle, oder?) und konnte es kaum abwarten, bis damit endlich Schluss war. Und nun, wo der große Moment still vorbeigeschlichen war? Nicht Freudenfeuerwerk, das ich mir vorgestellt hatte, sondern ein Hauch von Wehmut. Windeln sind eklig, sie nerven und dazu sind sie noch unverschämt teuer. Aber wenn sie fehlen ist das auch ein klares Signal: Das Baby, das du jahrelang hattest, ist jetzt endgültig weg! Das Kleinkind, das es ersetzt hat, ist großartig und unvergleichlich, klar. Aber das Baby wirst du nie wieder auf dem Arm halten.

Jeden Tag 1000 heimliche Abschiede

Das ist die Kehrseite vom Kinder-Stress: Wenn alles richtig läuft, brauchen dich die Kinder immer weniger und irgendwann gar nicht mehr. Und das ist, verdammt noch mal, auch gut so! Und doch: Ein Kleinkind, das schreiend sein Essen auf den Boden klatscht ist purer Terror. Gleichzeitig steht dieser Terror für eine Entwicklungsphase, in dem es am gleichen Tag minutenlang glucksend am Fenster kichert, weil es draußen einen Vogel entdeckt hat. Der Terror hat irgendwann ein Ende, aber mit ihm auch viele Dinge, die man erst hinterher vermisst. Jeden Tag nehmen wir von 1000 Kleinigkeiten Abschied, ohne es zu merken: Das letzte Mal, wo das Kind sich ins Elternbett kuschelt. Das letzte Buch, dass du abends vorliest. Das letzte Mal, dass dein Kind dir spontan um den Hals fällt, nur weil es das gerade möchte.

Es ist nicht alles schlecht!

Und bevor das jetzt falsch rüberkommt: Das ist jetzt ausdrücklich nicht als konservativer Aufruf an alle Mamas gemeint, dass sie sich mal nicht so anstellen und lieber ihre Erfüllung im Mutterglück genießen sollen! Nein, da waren wir uns ja einig: Der Alltag mit Baby und Kind ist oft für die Eltern zum Kotzen. Aber wenn einen der Alltag hart an den Rand des Abgrunds bringt (und Eltern-Abgründe sind tief!), kann es zumindest etwas tröstlich sein, die positive Kehrseite im Blick zu haben. Wir haben exakt dieses Kind, mit all seinen Eigenheiten, nur dieses eine Mal im Leben, in diesem Moment - und dann nie wieder. Und wenn wir das nicht auch mal bewusst auskosten - warum machen wir den ganzen Kram dann überhaupt?

Brigitte

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