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Wegen miserabler Schwangerenversorgung Hebamme warnt werdende Mütter vor Urlaub auf Insel Föhr

Hebamme und Schwangere
© LOOKSLIKEPHOTO.COM / Adobe Stock
Hebamme Kirsten Rickmers schlägt Alarm. Weil es keine ausreichende Notfallversorgung auf Föhr gibt, rät sie Schwangeren davon ab, Urlaub auf Föhr zu machen, solange sich an der misslichen Lage nichts ändert.

Zwei Hebammen gibt es noch auf der Insel Föhr in Nordfriesland. Das ist alles, was die Insel noch an Schwangerschaftsversorgung zu bieten hat. Anfang des Jahres strich die einzige gynäkologische Praxis die Segel. Dennoch kommen immer wieder schwangere Frauen auf die Insel, um Urlaub zu machen. Dass es dort keine Notfallversorgung gibt, ist den meisten nicht bewusst. Und auch Kirsten Rickmers, eine der verbliebenen zwei Hebammen, fragt sich, ob sie ihren Job unter diesen Umständen noch weiter machen möchte. Wer übernimmt die Verantwortung, wenn doch mal etwas schief geht? 

"Ich habe Angst, dass mir eine Mutter oder ein Kind wegstirbt."

Rund 60 Schwangere gibt es pro Jahr auf der Insel Föhr. Betreut werden sie von zwei Hebammen. Ein Krankenhaus gibt es nur auf dem Festland, selbst eine:n Gynäkolog:in findet man hier nicht mehr. Eine immense Verantwortung für die beiden Hebammen: "Wir haben Schiss vor dem Sommer. Ich kann mich noch so bemühen und noch so eine gute Hebamme sein. Es kann immer etwas schiefgehen. Und dann ist kein Gynäkologe da. Ich habe Angst, dass mir eine Mutter oder ein Kind wegstirbt. Damit würde ich psychisch nicht fertig werden. Deshalb weiß ich auch nicht, ob ich den Job tatsächlich noch zehn Jahre lang machen werde", sagt Hebamme Kirsten Rickmers im Gespräch mit RTL. Aufhören will sie eigentlich nicht, aber der Gedanke daran, dass mal etwas Schlimmes passiert, lässt sie nicht los. 

"Sie sollen doch bitte erst kommen, wenn das Kind auf der Welt ist."

Wegen der extrem angespannten Versorgungssituation auf der Insel warnt sie Schwangere jetzt sogar vor dem Föhr-Urlaub: "Ich möchte gern die Leute sensibilisieren. Viele wissen nicht Bescheid. Mir geht es nicht darum, ihnen den Urlaub zu vermiesen. Aber sie sollen doch bitte erst kommen, wenn das Kind auf der Welt ist. Dann können sie hier mit dem Kinderwagen schön spazieren gehen." Und weiter: "Viele schwangere Touristinnen informieren sich nicht. Sie denken, hier gibt es ein Krankenhaus – und damit sei alles geregelt. Dem ist aber nicht so. Sie sind blauäugig."

Schwangere schonen sich nicht und unterschätzen das Klima

Während ihrer 32-jährigen Berufslaufbahn als Hebamme betreut sie immer wieder schwangere Urlauberinnen. Alle zwei bis drei Jahre entbindet sogar eine Touristin auf der Insel, sagt sie gegenüber RTL. Kommt es dabei zu Komplikationen, muss die Gebärende mit dem Hubschrauber oder der Seenotrettung ins Krankenhaus auf dem Festland gebracht werden. Das sei den meisten Schwangeren nicht bewusst. Daher fordert sie die Vermieter:innen auf: "Bitte informiert eure Gäste darüber, den Urlaub nicht anzutreten, wenn eine Schwangerschaft besteht!" Viele schwangere Frauen würden außerdem das Reizklima überschätzen, machen lange Fahrradtouren und schonen sich nicht. 

Quelle: rtl.de

jba Brigitte

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