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Harvard-Expertin verrät Diese 2 Dinge brauchen Kinder für gesunden Erfolg im Leben

Toxische Leistungskultur - Wie Eltern ihre Kinder am Abheben hindern
© Wayhome Studio / Adobe Stock
Eltern können mit ihren Ambitionen unabsichtlich den Selbstwert ihres Kindes zerstören. Eine Harvard-Expertin verrät, welche zwei Zutaten es wirklich braucht für gesunden Erfolg im Leben.

Inhaltsverzeichnis

Eltern müssen ständig Entscheidungen treffen zum Wohl ihrer Kinder. Spätestens ab dem Schulalter kommt dazu der unterschwellige Druck, dass mit diesen Entscheidungen wichtige Weichen für den späteren Lebensweg des Kindes gestellt werden. Welches Hobby ist hilfreich, um die Persönlichkeit zu entwickeln? Welche Fremdsprachen sollte das Kind lernen? Braucht es Nachhilfe? Da in Deutschland so früh festgelegt wird, welches Kind es auf das Gymnasium schafft und welches nicht, ist der Leistungsdruck schon bei Grundschüler:innen hoch – und der Stresspegel bei Eltern ebenso.

Doch die Anstrengungen der Eltern, ihr Kind so zu fördern, dass es später erfolgreich ist und einen guten Lebensstandard erreicht, können nach hinten losgehen, warnt die Erziehungsforscherin und Autorin Jennifer Breheny Wallace. Der Erfolgswillen der Kinder könnte dadurch eher geschmälert als gefördert werden. "Es ist nicht mehr selbstverständlich, dass es jeder Generation genauso gut geht wie ihren Eltern, wenn nicht sogar besser", gibt Wallace auf CNBC zu bedenken. Gerade Kinder von gut situierten Eltern könnten durch die Ansprüche und Erwartungen Versagensgefühle entwickeln und entmutigt werden. Eltern handeln zwar aus guter Absicht, aber laut Wallace senden viele zu oft die Botschaft, dass das Ziel sein müsse, etwas zu erreichen – eine gute Ausbildung, ein gutes Gehalt.

Toxischer Leistungsdruck zerstört den Selbstwert

Wallace ist Mutter von drei Teenagern und selbst Harvard-Absolventin, sie hat nichts gegen Leistung. Aber die teils obsessiven Anstrengungen mancher Eltern, ihre Kinder auf gute Universitäten zu bekommen, erschreckten sie. "Wenn der Selbstwert vollständig von den äußeren Leistungen abhängt, ist das ein sehr schwieriges Leben und ein schwieriger Weg", sagte sie in einem Interview der "John Templeton Foundation". Sie nennt es "eine toxische Leistungskultur". "Für diese Kinder waren Ehrgeiz und Leistung direkt mit ihrem Selbstwertgefühl verbunden. Wenn sie also etwas erreichten und Anerkennung bekamen, fühlten sie sich gut mit sich selbst. Wenn sie versagten und scheiterten, wenn sie Rückschläge erlitten, war das verheerend."

Wallace schrieb das Buch "Never Enough: When Achievement Culture Becomes Toxic – and What We Can Do About It", das bisher nur auf Englisch erhältlich ist. Übersetzt heißt es etwa "Niemals genug: Wenn die Leistungskultur toxisch wird – und was wir dagegen tun können".

Was Eltern gegen Leistungsdruck tun können

Was also können Eltern tun, um den Selbstwert ihrer Kinder von der Leistung zu entkoppeln – sie aber trotzdem anzuspornen? 

Wallace stieß bei ihren Recherchen auf eine psychologische Komponente, die dafür wichtig ist: "Mattering". Das heißt so viel wie Bedeutsamkeit. Es geht um das Gefühl, für das geschätzt zu werden, was man ist – und der Gemeinschaft etwas Sinnvolles zurückzugeben. Das sei ein guter Schutz vor Leistungsdruck und wirke wie eine haltgebende Boje. Natürlich erlebten auch diese Kinder Rückschläge und fühlten sich manchmal niedergeschlagen, aber sie nahmen ihre Misserfolge nicht als Anklage wahr, fühlten sich nicht in ihrer Persönlichkeit angegriffen. Schwer hatten es jene Kinder, die mit ihren Leistungen niemand anderem als sich selbst nützten.

Die zwei Geheimzutaten für gesunden Erfolg

Harvard-Absolventin Wallace sieht zwei geheime Zutaten, um auf gesunde Weise ein erfolgreiches Leben zu Leben:

  • Das Gefühl, geschätzt zu werden als die Person, die man ist.
  • Das Gefühl, einen sinnvollen Beitrag zu leisten und etwas zurückzugeben.

Diese wichtige Komponente der Sinnhaftigkeit setzte sie direkt selbst um und gründete gemeinsam mit anderen das "Mattering Movement". Eine Bewegung, der es darum geht, Leistung und Selbstwert zu entkoppeln und Eltern zu helfen, psychologische Ressourcen wie Zugehörigkeitsgefühl zu stärken, die als Puffer gegen die Widrigkeiten des Lebens wirken. 

Diese Botschaft sollten Eltern ihren Kindern mitgeben

"Die wichtigste Botschaft, die Eltern ihrem Kind vermitteln müssen, ist, dass du etwas wert bist und dass dein Wert nicht von deinen Erfolgen abhängt", sagt Wallace im Interview mit der Templeton Foundation. "Wir müssen unseren Kindern vermitteln, dass sie bereits würdig sind. Und das soll nicht heißen, dass sie sich auf ihren Lorbeeren ausruhen, weil sie sowieso wichtig sind", sagt Wallace. "Bei meinen Untersuchungen habe ich festgestellt, dass die Kinder, die das Gefühl hatten, in ihrem Innersten wichtig zu sein, größere Risiken eingingen, vor allem in der Schule. Sie verfolgten größere Ziele. Sie scheiterten und versuchten es erneut."

Das Gefühl der eigenen Wichtigkeit – oder Bedeutsamkeit – führe zu einer gesunden, langfristigen Motivation und ist damit der Grundstein für ein erfolgreiches Leben.

Es geht also nicht darum, ob dein Kind auf eine Gesamtschule oder ein Gymnasium geht, ob es seinen Schulabschluss nach acht oder zehn Jahren erreicht, ob es studiert oder eine Ausbildung macht. Es geht vielmehr darum, was zu deinem Kind passt, wo es sich wohlfühlt, Wertschätzung erfährt und vor allem: wo es seine Fähigkeiten entwickeln und einsetzen kann, um einen Beitrag zu leisten.

Der Trick für Bedeutsamkeit im Alltag

Wallace hat übrigens einen besonderen Rat für Momente, in denen wir – oder unsere Kinder – uns wertlos fühlen. Um aus dem Tief herauszukommen, könne es helfen, den Blickwinkel zu weiten – und jemand anderem dabei helfen, sich wertvoll zu fühlen. Selbst, wenn es "nur" ein lächelndes "Danke" ist für den Menschen an der Supermarktkasse. "Dass du in jemand anderem etwas bewirken kannst, gibt dir das Gefühl, etwas zu bedeuten", sagt Wallace.

Verwendete Quellen: templeton.org, cnbc.com, thematteringmovement.com

Brigitte

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