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Französischer Erziehungsstil Erziehungstipps, die wir uns von französischen Eltern abschauen können

Ein französisches Mädchen backt Brötchen.
Französische Erziehung – zwischen "s'il vous plaît" und "Merci".
Französische Eltern erziehen ihre Kinder so gut, dass Tobsuchtsanfälle eine Seltenheit sind. Wie schaffen sie das? Sechs mögliche Gründe.

Frankreich, das verbinden wir mit Dingen wie leckerem Essen, Wein, Käse und natürlich dem Eiffelturm (den die Französ:innen seiner Zeit übrigens überhaupt nicht leiden konnten). Selbstverständlich hat ein ganzes Land mit über 65 Millionen Einwohner:innen weit mehr als das zu bieten – beispielsweise können französische Eltern als Vorbild für hiesige Eltern dienen. So beschreibt es zumindest das Online-Magazin "Mom Junction", nachdem Wutanfälle bei französischen Kindern aus mehreren Gründen eine Seltenheit seien. Wir haben einige Erziehungstipps in diesem Artikel zusammengefasst.

Es gibt bei Speisen keine "Kinder-Version"

Französischer Erziehungsstil: Essen ist für alle da
Französische Familien unterscheiden nicht zwischen Essen für Erwachsene und Kinder.
© leszekglasner / Adobe Stock

In Frankreich essen alle dasselbe – egal, ob sie Kinder, Erwachsene oder Senior:innen sind. So begegnen Kinder schon in jungen Jahren Speisen, die Gleichaltrige in Deutschland vielleicht eher mit einem skeptischen Blick betrachten. Dabei wird natürlich eine Ausnahme gemacht, beispielsweise bei Nahrungsmitteln, die schwer zu verzehren (Muscheln, Hummer etc.) oder die besonders scharf sind. Essen ist in Frankreich generell Teil der Kultur und wird zelebriert – da gibt es nicht den kleinen Snack zwischen den Terminen. So ein Lunch kann sich gut und gern auch mal über mehrere Stunden hinziehen. 
So lernen Kinder schon früh Benimmregeln zu Tisch und dass man beispielsweise nur so viel Essen auf den Teller legt, wie man auch schafft und keine Lebensmittel verschwendet. Übrigens ist es für französische Familien eine Selbstverständlichkeit, dass man als Familie mindestens einmal am Tag zum Essen zusammenkommt.

Höflichkeit und Anstand sind sehr wichtig

Höflich, geduldig und rücksichtsvoll zu sein – das sind keine Tugenden, die einfach daher gesagt werden, sondern ein selbstverständlicher Teil der Erziehung. Nachbar:innen, Gäst:innen und auch Fremde werden höflich begrüßt, wer in der Schlange steht, der tut das ruhig und geduldig – und das bitte ohne zu nörgeln. Französische Eltern lehren ihre Kinder ebenfalls, dass man älteren Menschen in Bus und Bahn einen Platz anbietet und dass Zauberworte wie "Bitte" und "Danke" eine große Wirkung haben. 

Eltern lassen Kindern ihre Freiheit

Französischer Erziehungsstil: Die Freiheit des Kindes
Die Freiheit des Kindes, sich komplett eigenständig zu entfalten, hat in der französischen Erziehung einen hohen Stellenwert.
© JenkoAtaman / Adobe Stock

Wenn wir sehen, dass unser Kind in einer unangenehmen Situation ist – weil es zum Beispiel in einen Konflikt mit Gleichaltrigen auf dem Spielplatz gerät – dann neigen viele Eltern dazu, sich einzumischen. In Frankreich ist das eher nicht der Fall. Hier wird sehr viel Wert daraufgelegt, dass sich das Kind frei entfalten kann – solange es diese Freiheit nicht ausnutzt oder gar missbraucht. Beobachtet also ein französischer Elternteil besagten Konflikt auf dem Spielplatz, neigt er vielleicht eher dazu, erst einmal abzuwarten, ob und wie das Kind die Konfrontation selbst löst.

Kinder haben ihr eigenes Geld zur freien Verfügung

Im Supermarkt wird es manchmal an der Kasse recht laut – dann nämlich, wenn das Kind eine Süßigkeit entdeckt und unbedingt haben will. Solche Situationen kennen Eltern in Frankreich tendenziell nicht, denn hier ist es gang und gäbe, dem Kind Taschengeld in altersgerechter Höhe zu geben. Damit kann und soll es sich alles kaufen können, was es möchte. Reicht das Geld nicht, muss eben bis zum nächsten Besuch beim Supermarkt gewartet und gespart werden. So lernt das Kind schon früh den Wert von Geld und wie es damit auch mal haushalten muss. Und die Eltern ersparen sich Diskussionen an der Supermarktkasse.

Unabhängigkeit hat einen großen Stellenwert

16 Wochen haben Mütter in Frankreich Anspruch auf den Mutterschaftsurlaub – davon sind meist sechs Wochen vor der Geburt bereits festgesetzt. Theoretisch können Eltern in Frankreich auch darüber hinaus die Elternzeit verlängern, was in der Regel allerdings nicht finanziell unterstützt wird und damit für die meisten Familien nicht in Frage kommt. Entsprechend früh kommen die Kinder in die Tagesstätte beziehungsweise den Kindergarten und gewöhnen sich so schon in sehr jungen Jahren an Umstandsänderungen und neue Menschen – was am Ende ihrer Unabhängigkeit zugutekommt. Darüber hinaus gibt es Betreuungsangebote bis spät in den Nachmittag – Kinder ab 3 Jahren müssen beispielsweise in die Vorschule, die schwerlich mit Kindergärten/Kitas in Deutschland vergleichbar ist.

Familienzeit hat absolute Priorität

Französischer Erziehungsstil: Familientag
Der Familientag ist für französische Familien heilig.
© metha275 / Adobe Stock

Ein ungeschriebenes Gesetz in Frankreich ist, dass der Sonntag für die Familie gedacht ist. Kinder „dürfen“ sich an diesem Tag nicht mit anderen Kindern verabreden, genauso müssen die Elternteile dann aber bitte auch den Laptop geschlossen halten. Um den Tag und die gemeinsame Zeit möglichst effizient zu nutzen, planen manche Familien in Frankreich ihre gemeinsamen Sonntage schon weit im Voraus.

Verwendete Quellen: momjunction.com, connexion-emploi.com, tagesschau.de, kindergartenpaedagogik.de, businessinsider.com, de.statista.com

Brigitte

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