Anzeige

Dschungelmethode Diese Erziehungsweise soll das Selbstvertrauen bei Kindern stärken

"Dschungelmethode": Mutter hebt ihr Kind in die Luft
© kasto / Adobe Stock
Wir verraten, warum so viel über den Erziehungsstil aus dem Amazonasgebiet gesprochen wird, wie er sich von anderen unterscheidet und welche positiven Auswirkungen er auf eure Kinder haben kann.

Seit einiger Zeit wird unter Eltern und in den Medien immer häufiger über die "Dschungelmethode" gesprochen und berichtet. Der Ursprung dieser Erziehungsweise bei Kindern liegt im Amazonasgebiet. Was weit weg klingt, kann laut Expertin aber auch Eltern in westlichen Ländern eine Inspiration sein, um das Selbstvertrauen bei Kindern zu stärken. Natürlich ist dieser Erziehungsstil hier nicht immer eins-zu-eins umsetzbar. Dennoch kann das Kernprinzip durchaus auf den individuellen Alltag angewendet werden und Eltern sowie Pädagog:innen Denkanstöße geben. 

Die umsorgte Welt der Kinder

In unserer Kultur gibt es ganz klar zwei Welten. Die der Erwachsenen und die der Kinder. Ob in Restaurants, im Fernsehen, in Bekleidungsgeschäften oder Kindergärten – in unserer Kultur wird in vielen Bereichen zwischen Kindern und Erwachsenen unterschieden. Es gibt zahlreiche maßgeschneiderte Angebote für Kinder und aktuelle Erziehungskonzepte werden häufig so gedeutet und angewendet, dass Kinder in unserer Gesellschaft enorm umsorgt werden. In vielen anderen Ländern und Kulturen ist das nicht der Fall. Im Gegenteil. Dort sind Kinder fest in den Alltag der Erwachsenen eingebunden und erfahren oft keine Sonderbehandlung.

Das Dorf kümmert sich um die Kinder

Die Anthropologin Francesca Mezzenzana schreibt in der Neuen Züricher Zeitung ausführlich über ihre Erfahrungen und Eindrücke, die sie in Ecuador gesammelt hat, als sie zusammen mit ihrem Mann, der vom Volk der Runa im Amazonasgebiet abstammt, und ihrem Kind dorthin reiste. Dabei beleuchtet sie die kulturellen Unterschiede in der Kindererziehung und berichtet davon, wie sich ein ganzes Dorf verantwortlich fühlt für alle Kinder. Und im Gegensatz zu unserer Kultur ist dort vieles nicht extra auf Kinder abgestimmt. 

Der große Unterschied besteht darin, dass sich die Kinder im Amazonasgebiet viel mehr dem Alltag und den Strukturen der Eltern anpassen. Es bleibt ihnen auch nichts anderes übrig, weil es beispielsweise keine Kindergärten gibt. Im Amazonasgebiet nehmen Kinder so gut es geht am Erwachsenenleben teil, berichtet die Anthropologin. Sind Kinder groß genug, um mitzuhelfen, packen sie im Haushalt und der Kindererziehung mit an. Ältere Kinder kümmern sich um jüngere Kinder. Dadurch wachsen bereits kleine Kinder mit Verantwortungsgefühl auf. 

"Dschungelmethode": Zwei Kinder im Amazonasgebiet
Im Amazonasgebiet werden viele Kinder früh in die Hausarbeit und die Betreuung anderer Kinder eingebunden.
© Omri / Adobe Stock

Positive Effekte der "Dschungelmethode"

Was für manche befremdlich wirken mag, weil es im ersten Moment nach einem Rückschritt klingt, kann laut Expert:innen eine positive Auswirkung auf die Entwicklung von Kindern haben. Denn anders als bei uns sind Kinder bei den indigenen Völkern in Mittel- und Südamerika nicht der Fixpunkt der Eltern, auf den alles ausgerichtet ist, sondern sie werden einfach in die Mitte des Lebens aufgenommen. Und genau darum geht es bei der "Dschungelmethode": Kindern mehr Verantwortung im frühen Kindesalter zu geben, sie in den Haushalt zu integrieren. 

Die Autorin und Sozialpädagogin Sefika Garibovic ist der Meinung, dass die Dschungelmethode die Entwicklung von Unabhängigkeit, Selbstvertrauen und sozialem Verantwortungsbewusstsein bei Kindern fördern kann. Wenn es nach ihr geht, werden die Kinder in unserer Kultur nicht genug in das Leben und den Alltag miteinbezogen, und das zu ihrem eigenen Schaden. 

Das bedeutet nicht, dass wir aus Kindern kleine Erwachsene machen, ihnen weniger zugewandt sein oder ihre Bedürfnisse hintenanstellen sollen. Dennoch können auch Eltern hierzulande davon profitieren, bereits kleinen Kindern angemessen Verantwortung und Aufgaben zu übergeben und sie in aktiv in den Alltag zu integrieren. 

Verwendete Quellen: nzz.ch, merkur.de

lvt Brigitte

Mehr zum Thema

VG-Wort Pixel