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Drastisch Familien werden sich künftig stark verändern

Grafik Familie
© iracosma / Adobe Stock
Großfamilie, klassische Zwei-Kind-Familie, Patchwork, Single Eltern: Familienmodelle sind heute vielfältiger denn je. Laut Prognosen werden sich Familien aber auch weiterhin stark verändern. Zum Tag der Familie wagen wir einen Blick in die Zukunft.

Familien geben Halt. Personen mit Kindern im Haushalt sind zudem insgesamt zufriedener als Personen ohne eigene Kinder und für die meisten Menschen steht Familie für etwas Positives, auch wenn sie ganz unterschiedlich gelebt wird. Zu diesen Ergebnissen kommt der Familienreport 2024 des Bundesfamilienministerium. Dennoch sind die Zahlen der Menschen, die im Familienverband leben rückläufig. 

Familie, ein Auslaufmodell?

Weniger als die Hälfte aller Menschen in Deutschland leben in Familien. Genauer gesagt 49 Prozent der Bevölkerung. Das gab das statistische Bundesamt kürzlich bekannt. Die Tendenz weiter abnehmend. So hatten 2005 noch etwa 53 % der Bevölkerung in Familien gelebt, also rund 43,7 Millionen Menschen, während es heute nur noch circa 41,3 Millionen Mensch tun. Als Familien gelten in einem Haushalt lebende Eltern-Kind-Gemeinschaften, unabhängig von der Zahl der Elternteile und dem Alter der Kinder. Die Gründe für den Rückgang sieht das statistische Bundesamt vor allem in der zunehmenden Alterung der Bevölkerung.

Große Unterschiede zwischen den Bundesländern, Stadt und Land

Mit rund 53 Prozent lebten die meisten Familien in Baden-Württemberg, während in Mecklenburg-Vorpommern nur rund 43 Prozent der Bevölkerung im Familienverbund lebten. Während es kaum verwundert, dass mehr Familien auf dem Land wohnen als in Großstädten, erstaunt doch, dass das Gefälle hier kleiner wird. Fand man 2005 in kleinen Gemeinden mit bis zu 5.000 Einwohnern noch knapp zwei Drittel der Bevölkerung in Familien, waren es im Jahr 2023 nur noch 52 Prozent. In Großstädten mit mehr als 500.000 Einwohnern hingegen stieg der Familienanteil leicht - von knapp 45 im Jahr 2005 auf 46 Prozent 2023.

So werden sich Familien in Zukunft entwickeln

Eine Studie der Max-Planck-Gesellschaft hat kürzlich untersucht, wie sich weltweit familiäre Strukturen bis 2100 verändern werden. So kam die Forschungsgruppe mit Wissenschaftlern aus Rostock, Amsterdam und Buenos Aires zu dem Ergebnis, dass die Zahl der Verwandten, die ein Mensch hat, in naher Zukunft voraussichtlich um mehr als 35 Prozent abnehmen wird. Gleichzeitig verändere sich die Struktur der Familien. Die Zahl der Cousins und Cousinen, Nichten, Neffen und Enkelkinder werde stark abnehmen, während die Zahl der Urgroßeltern und Großeltern deutlich zunehmen werde.

"Wir erwarten, dass die Gesamtzahl der Familien in allen Regionen der Welt dauerhaft abnehmen wird.", sagt Diego Alburez-Gutierrez, der Leiter der Forschungsgruppe Ungleichheiten in Verwandtschaftsbeziehungen am Max-Planck-Institut für demografische Forschung in Rostock ist. Der größte Rückgang sei in Südamerika und der Karibik zu erwarten. So hätte dort im Jahr 1950 eine 65-jährige Frau im Durchschnitt 56 lebende Verwandte gehabt, während sie den Berechnungen zur Folge im Jahr 2095 voraussichtlich nur noch 18,3 Verwandte habe. Das beschreibe einen Rückgang um 67 Prozent.

Da hierzulande die Familien ohnehin bereits vergleichsweise klein sind, werden die Veränderungen nicht ganz so drastisch sein. Für Europa und Nordamerika prognostiziert das Forscherteam einen Rückgang von rund 36 Prozent. So würde sich die Anzahl der Verwandten einer 65-jährigen Frau von durchschnittlich 25 Verwandten im Jahr 1950 auf etwa 15,9 Verwandte im Jahr 2095 verringern. Weltweit werden sich die Familiengrößen bis 2095 immer mehr annähern, so das Ergebnis der Studie.

Die Folgen

Die Beobachtung der Veränderungen von Familiengrößen und Verwandtschaftsverhältnissen ist vor allem in Hinblick auf die Alterung der Bevölkerung notwendig. Während die Zahl der alternden Menschen steigt, nehmen die Geburten ab. Die Folge: Weniger jüngere Menschen müssen für viele ältere aufkommen. "Nehmen wir den Fall der Großeltern und Urgroßeltern, die in Zukunft durch die strukturellen Veränderungen in Familien wahrscheinlich in größerer Zahl zur Verfügung stehen werden. Während dies theoretisch dazu beitragen könnte, die Eltern bei der Kinderbetreuung zu entlasten, könnten diese (Ur-)Großeltern in der Realität selbst pflegebedürftig werden." Deshalb sei die Investition in soziale Unterstützungssysteme von großer Wichtigkeit, vor allem, weil ein großer Teil der Weltbevölkerung derzeit keinen Zugang zu hoch entwickelten sozialen Unterstützungssystemen habe. Dementsprechend sind diese Menschen auf die Versorgung und Pflege durch ihre Angehörigen angewiesen und dies werde wahrscheinlich auch in Zukunft so bleiben. 

Quellen: Statistisches Bundesamt, Max-Planck-Gesellschaft, BMFSFJ

jba Brigitte

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