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Studie Welchen Einfluss Kinder wirklich auf unsere Gefühlswelt haben

Elternschaft und Glück
Kinder im Alltag bringen positive Gefühle hervor, bedeuten aber auch Stress für die Eltern – insbesondere dann, wenn es an Abfederungen im Familien- und Berufsalltag fehlt.
© olgahalizeva / Adobe Stock
Wer ist glücklicher: Menschen ohne Kinder oder Eltern? Dieser Frage gingen gleich mehrere Studien nach – mit eindeutigen Ergebnissen.

Mit dem Kind kommt das Glück ins Leben – eine gesellschaftlich weit verbreitete Vorstellung. Vom "Kinderglück" und dem "wahren Sinn des Lebens" ist in diesem Kontext oftmals die Rede, doch ist es wissenschaftlich nachweisbar, dass Elternschaft gleichzusetzen ist mit Glück und Freude? Wie wirken sich Kinder überhaupt auf die Gefühlslage der Eltern aus? Bereits viele Studien haben sich mit diesem Thema auseinandergesetzt – und kommen zu spannenden Ergebnissen, die dem gesellschaftlichen Konsens in Teilen widersprechen. 

Das Babyglück verpufft

Die Psychologinnen Eva Hasselmann von der Health and Medical University in Potsdam und Jule Specht von der Humboldt-Universität haben sich in einer Studie genauer angeschaut, welchen Einfluss Kinder auf das Glück und die Zufriedenheit der Eltern haben. Hierbei nutzten sie Daten von mehr als 5.000 deutschen Eltern aus einer Langzeitstudie, um die Frage zu beantworten: Inwiefern haben sich Gefühle von Glück, Traurigkeit, Angst und Ärger in den fünf Jahren vor und nach der Geburt des ersten Kindes verändert?

Das Ergebnis: In den Jahren vor dem ersten Kind waren die befragten Personen deutlich glücklicher und zufriedener – den Höhepunkt des Glücks empfinden sie im Jahr nach der Geburt. "Anschließend verpuffen [die Glücksgefühle] allerdings wieder", heißt es in einer Pressemitteilung zu den Studienergebnissen. Fünf Jahre nach der Geburt sei das Glücksempfinden vergleichbar mit dem von fünf Jahren vor der Geburt. Die Tendenz sich zu ärgern, steigt hingegen in den fünf Jahren nach der Geburt kontinuierlich an. 

Ob Kinder eine Auswirkung auf das Glück haben, hängt von vielen Faktoren ab

Es ist bei weitem nicht die einzige Studie, die sich mit dem Glück der Elternschaft – oder dem Fehlen davon – auseinandersetzt. Die Frage, ob nun Eltern oder kinderlose Erwachsene tendenziell glücklicher sind, wird auch als "Dauerbrenner der sozialwissenschaftlichen Literatur" beschrieben. Auffallend ist, dass sich viele Studien auf Ergebnisse aus den Vereinigten Staaten stützen, deren Eltern – rein statistisch gesehen – offenbar zu den weniger glücklichen zählen, insbesondere im Vergleich zu Ländern wie Großbritannien. 

In einer Studie, die 22 Länder miteinander vergleicht, wird hierfür ein möglicher Zusammenhang herausgearbeitet, indem auch untersucht wird, inwiefern sich die öffentliche Unterstützung in den jeweiligen Ländern unterscheidet (bezahlte Elternzeit, Mutterschutz, Urlaubs- und Krankheitstage, Flexibilität am Arbeitsplatz etc.). Denn ein großer Faktor in der Beziehung zwischen Glück und Elternschaft ist der Beruf und etwaige Konflikte, die daraus entstehen können. 

"Es gibt nichts an der Elternschaft, was die Menschen weniger glücklich macht – und auch nichts daran, was sie glücklicher macht"

Indirekt damit zusammen hängt ein anderer Faktor, der sehr viel zu Glück und Unglück (nicht nur) für viele Familien beiträgt: das liebe Geld. Zu diesem Ergebnis kommt zumindest eine andere Studie, für die in einem Zeitraum von zehn Jahren eine Million europäische Eltern befragt wurden. Sie ergab, dass viele Befragte nach der Geburt unglücklicher waren als zuvor – was laut den Forscher:innen seinen Grund im Finanziellen hat, schließlich sind die Ausgaben für Kinder enorm hoch. 

Laut dem Statistischen Bundesamt gaben 2021 Paare im Schnitt 763 Euro monatlich für ein Kind aus – ein Betrag, den man sich im wahrsten Sinne des Wortes erst einmal leisten können muss. Da kann es beispielsweise für manche Elternteile notwendig sein, mehrere Jobs gleichzeitig oder den Hauptjob in Vollzeit auszuüben, was wiederum der Work-Life-Balance schadet und sich negativ auf die Lebenszufriedenheit auswirken kann.

"Es gibt nichts an der Elternschaft, was die Menschen weniger glücklich macht – und auch nichts an der Elternschaft, was sie glücklicher macht", heißt es von Professor Nicholas H. Wolfinger in einem Artikel für das "Institute for Family Studies". Er ergänzt, dass die meisten Eltern das sicherlich anders sehen würden. Studien hierzu sehen das differenzierter: Kinder im Alltag bringen positive Gefühle hervor, bedeuten aber auch Stress für die Eltern – insbesondere dann, wenn es an Abfederungen im Familien- und Berufsalltag fehlt, was je nach Land der Fall sein kann. Nicht zuletzt der Faktor Geld spielt eine besonders große Rolle für das Glück – nicht nur für Eltern.

Verwendete Quellen: idw-online.de, psycnet.apa.org, ifstudies.org, tz.de, nber.org, ncbi.nlm.nih.gov

csc Brigitte

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