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Geschlechterstereotype Arbeitende Mütter fühlen sich schuldig – Väter nicht

Geschlechterstereotype führen dazu, dass sich arbeitende Mütter öfter schuldig fühlen
Geschlechterstereotype führen dazu, dass sich arbeitende Mütter öfter schuldig fühlen.
© ohishiftl
Geschlechterstereotype sorgen dafür, dass arbeitende Mütter sich schlecht fühlen, weil sie ihre Familie "vernachlässigen". Ein Problem, dass viele Väter nicht haben.

Wir leben in einer Zeit, in der Frauen alles sein können: Richterin, Hausfrau, CEO, Kanzlerin ... oder mehrere Rollen gleichzeitig. Aber auch im Jahr 2022 ist die Gesellschaft nicht frei von Geschlechterstereotypen, also bestimmten Vorstellungen davon, welche Aufgaben von Frauen und welche von Männern übernommen werden können – und vor allem: sollen.

Eine aktuelle Studie hat nun herausgefunden, dass arbeitende Mütter tendenziell ein größeres Schuldgefühl haben als Väter – insbesondere dann, wenn die Männer stärker an das Geschlechtsstereotyp glaubten, dass Frauen allein oder zumindest größtenteils für die Care-Arbeit zuständig sind.

Viel hat sich getan und dann doch sehr wenig

Die Vorstellung, wie sich Geschlechter zu verhalten haben, ist tief in unser Bewusstsein eingebrannt: Auch wenn in der heutigen Zeit Frauen auf dem Arbeitsmarkt gut vertreten sind und sich in den letzten Jahrzehnten in Bezug auf Care-Arbeit viel getan hat, übernehmen im 21. Jahrhundert noch immer größtenteils die Frauen die Kinderbetreuung und Haushaltsaufgaben, wie mehrereStudien zeigen. Auch ist es der Vater, der – wie schon in den 90er-Jahren – oftmals das meiste Geld verdient und die meiste Zeit außer Haus arbeitet.

Laut der sozialen Rollentheorie hat die Gesellschaft unterschiedliche Erwartungshaltungen an Männer und Frauen: Attribute wie Warmherzigkeit und Fürsorge werden demnach eher Frauen zugeschrieben, Aggressivität und Stärke den Männern. Während in vielen Haushalten solche Klischees keinen Platz mehr haben, zeigt die aktuelle Studie, die im "British Journal of Social Psychology" veröffentlicht wurde, dass die "verinnerlichten Geschlechterstereotype" noch immer in vielen Köpfen vorhanden sind – und gerade die Mütter darunter zu leiden haben.

Geschlechterstereotype gehen zu Lasten der Frau

In der Studie wurden die teilnehmenden Männer und Frauen vor ein fiktives Szenario gestellt: Ihr Kind ist Krank zu Hause, sie müssten trotzdem zur Arbeit gehen, während ihr:e Partner:in daheim bleiben dürfte. Beide mussten angeben, wie schuldig sie sich in dieser Situation fühlen würden, zusätzlich wurden sie gefragt, inwieweit sie mit traditionellen Geschlechterstereotypen übereinstimmen, die Frauen in der Familie und Männer auf der Arbeit sehen.

Das Ergebnis: Im Durchschnitt fühlten sich die Mütter schuldiger als die Väter. Die männlichen Teilnehmer hatten demnach umso weniger Schuldgefühle, je mehr sie den traditionellen Geschlechterstereotypen zustimmten. Bei einer zweiten Studie mit Frauen kam heraus, dass sie sich an den Tagen, an denen sie länger arbeiteten, umso schuldiger fühlten. Und hier war das Ergebnis in Bezug auf die Zustimmung der traditionellen Geschlechterstereotype logischerweise genau andersherum: Je mehr die befragten Frauen diesen zustimmten, desto schuldiger fühlten sie sich auch, zu arbeiten.

"Unsere Forschung zeigt, dass diese Geschlechterstereotypen nicht nur die Bewertung anderer prägen, sondern auch die Gefühle der Eltern selbst in Bezug auf ihre Entscheidung für die Familie und den Beruf", erklärt Lianne Aarntzen, die Hauptautorin der Studie. "Um die Gleichstellung der Geschlechter bei den Arbeits- und Familienrollen zu erreichen, ist es ein wichtiger erster Schritt, den geschlechtsspezifischen Aspekt der Schuldgefühle zu beseitigen, wenn die Arbeit der Eltern mit ihren Erziehungsaufgaben kollidiert."

Verwendete Quellen: dailymail.uk.com, bpspsychub.onlinelibrary.wiley.com, semanticscholar.org, epws.org, psycnet.apa.org

csc Brigitte

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