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"Die perfekte Mutter" Alina Merkau: Lass dich nicht unter Druck setzen – du bist eine gute Mama

Alina Merkau
Alina Merkau
© Birnbaum & Frame
Ob ein genervter Blick von Fremden im Restaurant, wenn das Kind einfach nicht aufhören kann zu weinen oder die perfekt inszenierten Instagrambilder auf denen eine malerische Mama-Baby-Zeit zu sehen ist – der Druck, eine „perfekte“ Mama zu sein ist enorm. Sat1-Frühstücksfernsehen-Moderatorin Alina Merkau hat uns in einem Interview erzählt, warum wir nicht immer "perfekt" sein müssen und worauf es wirklich ankommt.

Auf ihrem Instagram Kanal postete Alina Merkau vor einigen Tagen eine Story, in der sie schon fast beichtete, dass sie ihren kleinen Sohn Carlo nach wenigen Wochen nicht mehr stillen würde, sondern ihm jetzt die Flasche gibt. Sie sagt: "Auch ich hätte es gerne perfekt gemacht" und meint damit das Stillen. Darum ging es in ihrem Video: die perfekte Mama stillt eben. Doch manchmal geht das einfach nicht.

Brigitte.de: Du hast in deiner Instagram-Story erzählt, dass du deinem kleinen Sohn Carlo jetzt die Flasche gibst. Was war das Problem?

Alina Merkau: Ich habe mir zunächst keine Gedanken ums Stillen gemacht, weil das bei Rosa wunderbar funktioniert hat. Carlo hatte dann häufig Bauchschmerzen und hat dadurch viel geschrien. Mir fiel schon von Anfang an auf, dass er sich häufig verschluckt hat. Dann versucht man alles, um es besser zu machen: Man stillt von links, von rechts, im Liegen, im Sitzen, dann gibt es Bauchmassagen – man hakt eine Liste von gefühlt 150 Punkten ab, die man machen kann und das bringt dann schon Stress in den Baby-Mama-Alltag.

Wie lange hast du so weiter gemacht?

Über mehrere Wochen. Und dann habe ich mich entschieden ihm die Flasche zu geben. Weniger aus dem Grund, dass ich dachte, es ist die Lösung, sondern eher, weil ich dachte, ich brauche jetzt kurz mal eine Pause, um dann wieder von vorne anzufangen. Und dann haben wir gemerkt, er trinkt gut, er ist dadurch satter, war entspannt und hat glücklich die Hände hängen lassen – was er vorher nie gemacht hat. Ich musste feststellen, dass er und ich immer wieder in Stress gerieten, wenn ich ihn an die Brust gelegt habe.

Du hast es also noch weiter versucht, nachdem du ihm schon die Flasche gegeben hast?

Ja, bis ich mir irgendwann gedacht habe, dass ich aufhören sollte, mir selbst diesen Stress zu machen, dass es funktionieren muss. Ich habe ihn zehn Wochen gestillt und jetzt stille ich ihn nicht mehr. Für uns bedeutet das, dass wir happy sind. Er schreit nicht mehr, er hat keine Bauchschmerzen mehr, ich habe ein glückliches Baby. Am Ende freut sich auch mein Mann, weil er die Flasche geben darf und dadurch auch mit ihm autark ist.

Also war diese Auszeit eigentlich eine sehr gute Idee.

Ja, aber natürlich hätte ich gerne weiter gestillt. Ich fand, das Stillen bei Rosa war etwas sehr Schönes. Wenn das gut klappt, dann ist das für Mama und Baby das Tollste auf der Welt. Nur wenn das eben nicht klappt, dann wird es zu einem Stressfaktor.

In deiner Instagramstory klang es fast so, als würdest du jetzt ein Geständnis ablegen, als du deinen Follower:innen davon erzählt hast. Warum war das so?

Ich glaube viele haben den Anspruch an sich selbst immer 100 Prozent geben zu wollen. Und natürlich hat man bei diesem Thema die "perfekte Mama", mit der "perfekten Milch" und das "perfekt trinkende Kind" im Kopf. Ich glaube schon, dass Soziale Medien da eine Rolle spielen. Weil man überall die glücklich schlafenden Babys sieht und die Mütter, die stillen. Und das setzt einen unter Druck. Früher war das noch anders.

Was ist heute anders?

Wir haben die ständige Kontrolle und den ständigen Vergleich durch Apps, Google, Foren und Co. und sind dementsprechend oft ängstlicher. Was super schade ist, weil ich glaube, dass wir dadurch auch die Intuition ein wenig verlieren. Wir hecheln einem Bild hinterher und vergessen dabei mal zu schauen, was gerade im eigenen Leben das Beste ist.

Und jetzt ist Carlo ja anscheinend deutlich glücklicher und zufriedener. Das ist eigentlich das, was man als Mama erreichen möchte.

Ganz genau, das sollten die 100 Prozent sein: ein glückliches Baby und eine entspannte Mama. Ich bin aber froh, dass ich mich dazu öffentlich geäußert habe. Das Feedback war riesig. Mir haben so viele Mütter geschrieben, von der 60-Jährigen mit vier Kindern bis zu 19-Jährigen mit ihrem ersten Baby. Es waren ganz viele Frauen dabei, die einfach froh waren, dass jemand wie ich auch so eine Problematik hat. So nach dem Motto: Gemeinsam ist man weniger allein. Und ich war froh, dass ich einigen das Gefühl vermitteln konnte, dass sie keine schlechten Mamas sind, weil es jetzt mal gerade nicht zu 100 Prozent klappt.

Jetzt ist es bei dir auch so, dass du noch mehr in der Öffentlichkeit stehst als andere Mamas. Du wirst in allen Bereichen viel mehr beobachtet. Wie ist da so das Feedback?

Klar bekomme ich auch mal Kritik. Ich muss aber sagen, dass ich mit dem zweiten Kind sicherer geworden bin. Bei Rosa hat mich mehr getroffen und ich habe mir über Nachrichten mehr Gedanken gemacht, als ich das jetzt tue. Das heißt aber nicht, dass mich diese Nachrichten heute komplett kalt lassen. Ich bekomme zum Beispiel Nachrichten von Müttern, dass ich nicht arbeiten soll, damit das Baby mehr Ruhe hat. Jetzt ist es aber so, dass die Menschen am Ende zwei, drei Minuten meines Tages sehen. Dass ich vielleicht den ganzen Nachmittag zu Hause liege und kuschle, das sehen sie gar nicht.

Was würdest du dir da wünschen?

Ich glaube am Ende würde ich mir wünschen, dass man mehr Verständnis für andere Lebensformen hat und da sind gerade die Mütter komischerweise sehr streng miteinander. Weil man natürlich auch seinen Lebensweg immer ein bisschen verteidigen möchte, wir alle wollen das allerbeste für unsere Kinder. Aber jede Frau hat andere Umstände, andere Möglichkeiten.

Mütter sind also sehr streng untereinander?

Ja, manchmal schon. Ein Beispiel ist der Klassiker "Hausfrau" gegen "Working Mum". Die eine verwirklicht sich nicht, die andere ist zu wenig für die Kinder da. Dabei ist das doch Quatsch. Beide haben ihre Daseinsberechtigung und machen es richtig.

Wie ist das bei dir?

Ich würde mich schon als "Working Mum" bezeichnen, auch wenn ich das Gefühl habe, dass dieser Begriff mittlerweile eher eine negative Konnotation hat. Ich glaube, dass Arbeiten und Muttersein sich nicht ausschließen. Mir persönlich wurde es vorgelebt, dass die Mutter arbeiten geht. Das Bild einer arbeitenden Frau war für mich also immer etwas völlig Normales. Aber es gab auch eine Zeit, in der ich dachte, für mich werde ich das anders machen. Früher konnte ich mir vorstellen, mit den Kindern zu Hause zu bleiben. Und dann kam Rosa und ich habe nach einigen Wochen gespürt, dass es das nicht ist. Genauso spüren dann vielleicht andere Frauen, die vorher erfolgreich im Job standen, dass sie das nicht mehr möchten. Das ist ein bisschen Learning by Doing.

War das bei Carlo jetzt auch wieder, dass du dachtest ich bleibe erst mal zu Hause?

Ja, ich dachte, jetzt kann ich doch mal länger frei machen. Nach ein paar Wochen arbeite ich jetzt aber wieder, weil es für mich persönlich das Richtige ist. Aber ich habe auch das Privileg, mit meinem Mann und meiner Physio-Pilates-Trainerin "PilaME" gegründet zu haben, unser eigenes Unternehmen für Online-Präventionstraining. Aber auch da haben meine Kinder Einfluss drauf: Ohne sie wären der Rückbildungskurs oder Pilates für Schwangere vielleicht nicht entstanden. Dazu kommt, dass wenn wir zusammen im Büro sind, gleich drei Menschen auf Carlo aufpassen, das ist Luxus.

Was würdest du jungen Eltern raten?

Ich glaube in allererster Linie ist es wichtig das Handy wegzulegen und sich von Instagram und Co. nicht so beeinflussen zu lassen. Lieber im kleinen Kosmos bleiben. Die Kinder geben einem das beste Feedback. Und das zweitbeste Feedback geben einem die Menschen, die einem am nächsten sind. Das ist ein Tipp, den ich meiner eigenen Tochter irgendwann mal mitgeben werde: Mehr bei sich und im eigenen Umfeld bleiben.

Verwendete Quelle: Interview mit Alina Merkau

Dieser Artikel erschien zuerst auf Eltern.de

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