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Anti-Aging bei Kindern? Auf TikTok normal – eine Expertin ordnet ein

Immer mehr junge Kinder beschäftigen sich online mit Skincare, Kosmetik und Anti-Aging.
Immer mehr junge Kinder beschäftigen sich online mit Skincare, Kosmetik und Anti-Aging.
© Getty Images
Kinder, die auf Tiktok Retinol-Cremes bewerben – klingt absurd oder? Aber dank Social Media beginnt das Kosmetik-Interesse oft sehr früh. Eine Dermatologin verrät, worauf Eltern bei dem Thema achten sollten.

Neunjährige, die sich dabei filmen, wie sie ihr Taschengeld für Kosmetik auf den Kopf hauen, oder die ihre Beauty-Routine verraten – die Videos der sogenannten "Sephora Kids“, benannt nach der französischen Parfümerie-Kette, werden zum Teil hunderttausend Mal geklickt, auch von ebenfalls jungen Followerinnen. Denn spätestens mit dem Übergang in die weiterführende Schule wird das Thema Soziale Medien in den meisten Familien relevant. Und damit wachsen die Begehrlichkeiten: Gibt es dort doch jede Menge lustige Gesichtsmasken, bunte Creme-Tuben und niedliche Lidschatten-Paletten zu sehen. Gleichzeitig klopfen mit Beginn der Pubertät die ersten Hautprobleme an die Tür. Wie wir uns mit unseren Kindern am besten durch all diese Themen rund um Kosmetik navigieren – darüber haben wir mit der Dermatologin Dr. Lela Ahlemann gesprochen.

Hautpflege-Obsession in jungen Jahren: Das sagt die Expertin

Dr. Lela Ahlemann ist Fachärztin für Dermatologie, Venerologie, Phlebologie und Proktologie. Sie hat eine eigene Praxis in Hagen und gibt auf Instagram (@dr.ahlemann) Tipps zu Ernährung und Hautpflege.
Dr. Lela Ahlemann ist Fachärztin für Dermatologie, Venerologie, Phlebologie und Proktologie. Sie hat eine eigene Praxis in Hagen und gibt auf Instagram (@dr.ahlemann) Tipps zu Ernährung und Hautpflege.
© Stephan Schmick

BRIGITTE: Kommen in Ihre Praxis inzwischen auch schon jüngere Patientinnen, die zum Beispiel ihre Haut falsch gepflegt haben?

Dr. Lela Ahlemann: Ja, das passiert. Vor allem junge Jugendliche wenden teilweise sehr viele Produkte an, die sie online bei Influencern gesehen haben. Aber ihnen fehlt das Wissen, dass zum Beispiel ein Wirkstoff wie Retinol nicht für jede Altersklasse geeignet ist. Der ist für reife Haut gedacht, außerdem hilft er gegen Akne. Aber wenn man jung ist und keine Akne hat, kann Retinol die Haut nur schädigen. Dieses frühe Interesse an Kosmetik beobachte ich aber nicht nur in meiner Praxis, sondern auch bei meiner Tochter oder meiner Nichte. Die hat sich zum zehnten Geburtstag ein komplettes Skincare Set von mir gewünscht.

Haben Sie ihr den Wunsch erfüllt?

Ja, mit Verboten kommt man da meiner Meinung nach nicht weit. Ich versuche lieber zu beraten und zu informieren. Ich bin mit meiner Tochter in die Drogerie gegangen und habe darauf geachtet, dass in den Produkten, die wir für die Nichte kaufen, nur Zutaten sind, von denen ich weiß, dass sie ihr nicht schaden, wie Sheabutter, Ceramide oder Hyaluronsäure. Keine Wirkstoffe für reifere Haut, keine Duftstoffe, kein Mikroplastik, keine Silikone. Ganz wichtig ist außerdem, dass die Kinder nicht jeden Hype ausprobieren und ständig die Produkte wechseln, das ist für die Hautbarriere eine Katastrophe.

Make-up ist inzwischen ja auch schon bei den ganz jungen Teenies ein Thema.

Das ist nicht direkt schädlich. Aber es lässt Kinder tendenziell älter aussehen. Ich frage mich, worin da der Nutzen liegt. Das Abschminken ist außerdem immer ein Eingriff in das Mikrobiom der Haut, ihrer obersten schützenden Schicht.

Sich zu schminken kann aber auch eine Form sein, sich auszudrücken, zu experimentieren.

Natürlich. Aber viele versuchen damit ja eher, vermeintliche Makel zu kaschieren und so porenlos auszusehen, wie es eigentlich nur mit den Filtern der sozialen Medien möglich ist.

Schwierig finde ich in diesem Zusammenhang auch diese Vergrößerungsspiegel.

Absolut. Vergrößerungsspiegel sind nur was für fehlsichtige Menschen, die sich die Augenbrauen zupfen möchten. Und nichts für Jugendliche, um ihren Hautzustand zu beurteilen. Hier empfehle ich die Faustregel: Alles, was du auf 30 Zentimeter Abstand mit bloßem Auge nicht siehst, gilt auch nicht.

Wann kann Kosmetik für junge Haut wirklich sinnvoll sein?

Bei trockener Haut. Da würde ich aber erst mal schauen, ob sie zu oft oder zu aggressiv gereinigt wird. Passt das alles, kann eine Creme, etwa mit Ceramiden, helfen. Und bei unreiner Haut und Akne kann Kosmetik auch sinnvoll sein.

Was empfehlen Sie dann?

Einen Reinigungsschaum mit AHA- und BHA-Säuren. Den kann man beim Zähneputzen einwirken lassen. Das löst Verhornungen. Außerdem zwei-, dreimal die Woche einen Salicylsäure-Toner, der auf die unreinenBereiche aufgetragen wird. Danach unterstützt eine Pflege mit Wirkstoffen wie Niacinamid und Ceramiden die Haut. Akne ist ja auch eine Barriere-Störung. Ich würde außerdem dazu raten, zum Hautarzt zu gehen oder zu einer Fachkosmetikerin. Und ich würde die Ernährung checken: Wie viel Pommes und Süßigkeiten isst das Kind, trinkt es Energy Drinks? Das hat einen großen Einfluss auf die Haut.

Brigitte

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