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Trend "Nippel-Injektion": Was soll der Quatsch?

Beauty-Trend Nippel-Injektion: Was soll das?
© Dima Aslanian / Shutterstock
Nach den Schamlippen werden jetzt auch unsere Brustwarzen „optimiert“ - damit wir immer hübsch erregt aussehen.

Credo I: "Du sollst jugendlich aussehen"

Die Gesellschaft mag uns offenbar jugendlich: knackig, schlank, glatt, am besten körperhaarlos, mit kinderblondem Schopf, großen Augen und vollen Lippen, die frau sich rot anmalt und /oder bei Bedarf aufspritzen lässt.

Selbst unsere Vagina sollte jugendlich aussehen. Warum sonst würden Frauen nicht nur die sisyphoshafte Prozedur der Schamhaarrasur auf sich nehmen, sondern sich auch noch die Schamlippen kürzen, oder sprechen wir die brutale Wahrheit aus: abschneiden lassen? Ausgeprägte Schamlippen sind wie die Intimbehaarung Merkmal einer erwachsenen Frau. Und die ist zurzeit nicht gefragt.

Credo II: "Du sollst dauererregt sein"

Offenbar mag man uns nun auch dauererregt. Der neueste Trend in Sachen weiblicher Körperoptimierung kommt aus den USA und heißt Nippel-Injektion. Damit sich unsere Brutwarzen immer hübsch unterm Kleidchen abzeichnen, wird Hyaluronsäure in sie eingespritzt. Danach sieht es ein paar Monate lang so aus, als seien wir sexuell erregt oder würden frieren, so dass wir umgehend in die wärmenden Arme eines starken Mannes schlüpfen müssten.

„Die Brustwarzen-Injektion muss man sich ein bisschen wie das Aufspritzen der Lippen vorstellen, denn bei dieser Technik wird ebenso ein Filler direkt unter die Haut injiziert, um dort mehr Volumen zu schaffen und den Nippel damit dauerhaft aufzurichten“, erklärt die Elle.

Weiter zitiert die Zeitschrift den Münchner Schönheitschirurgen Dr. Klöppel: „Die Mamille, wie die Brustwarze im Fachjargon genannt wird, ist ein wichtiges Thema. Besonders kleine Brustwarzen sind ein Ideal, das für Jugendlichkeit steht.“ Da ist sie wieder, die begehrte Jugendlichkeit.

Verrückt, was wir uns antun

Es nimmt kein Ende. Nicht nur, dass wir uns mit hohen Schuhen und zwickenden BHs quälen, uns schminken, das Haar färben, an uns herumschneiden und uns Gift in die Stirn injizieren lassen - nun werden auch noch unsere Nippel unterspritzt, damit sie selbst durch die Kleidung - ergo auf der Straße, im Büro und in der U-Bahn - "attraktiv" aussehen.

Natürlich gibt es wie bei jedem Eingriff Risiken: Neben den Schmerzen und den Kosten besteht die Gefahr, dass die Brust sich entzündet und die Stillfähigkeit eingeschränkt wird. Aber in unserer Welt gibt es neuerdings Wichtigeres, als das eigene Baby zu ernähren.

Was kommt als Nächstes?

Meine Fantasie reicht nicht aus, um mir weitere potenzielle Absurditäten einer Schönheitsindustrie auszumalen, deren Kreativität keine Grenzen kennt.

Ich weiß nur: Wir Frauen müssen wirklich anfangen, uns selbst zu lieben, so vielfältig und schön und bunt wie wir sind. Es darf nicht sein, dass wir uns im Namen von abstrakten Schönheitsidealen zunehmend quälen und klein machen lassen. Und dass wir alle versuchen, gleich auszusehen - statt uns selbst anzusehen. Mit Liebe. Und wenn das nicht geht: wenigstens mit Akzeptanz.

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