Anzeige

"Ich bin glücklich, eine Frau zu sein"

"Ich bin glücklich, eine Frau zu sein"
© Annette Riedl
Dass Barbara einmal nur mit Farbe auf dem nackten Körper die Berliner Friedrichstraße entlang spazieren wird, hätte sie sich vorher wahrscheinlich nicht träumen lassen. Im Interview erzählt sie, was für sie Weiblichkeit bedeutet und wie sie Frieden mit ihrem Körper geschlossen hat.

Barbara, 43 Jahre

"Ich bin glücklich, eine Frau zu sein"
© Annette Riedl

Warum bist du heute hier? Weil ich es interessant finde, auf einer nackten Fläche Kunstwerke zu produzieren. Die auch immer wieder anders sind, weil jeder Körper anders ist.

Wie würdest du die Beziehung zu deinem Körper beschreiben? Der ist wie er ist, den find ich ganz okay. Da gibt’s Tage, an denen ich ihn super finde und es gibt Tage, an denen ich denke: Nö, heute nicht. Aber generell ist der Umgang mit meinem Körper sehr entspannt.

Wie fühlst du dich, wenn du nackt bist? Wenn ich vor anderen Leuten nackt bin, fühle ich mich nicht unwohl. Ich gehe auch gerne in die Sauna. Es ist einfach ein schönes Gefühl, nackt zu sein.

Wie fühlst du dich jetzt gerade, wo du weißt, dass du gleich bemalt wirst? Aufgeregt. Ich bin einfach sehr gespannt und finde das super interessant.

Wie fühlst du dich bezüglich deines Aussehens? Damit habe ich meinen Frieden geschlossen. Man wird nicht anders, auch nicht mehr anders geboren, man ist ja schon da. Und man sollte immer das Beste aus dem machen, was da ist. Alle Schwachstellen weglächeln, dann sind sie sowieso nicht mehr da.

Was bedeutet Schönheit für dich? Schönheit liegt immer im Auge des Betrachters. Jeder Pott findet seinen Deckel. Was mir nicht gefällt, heißt ja nicht, dass es den anderen nicht gefällt. Schönheit ist ganz individuell. Das kann auch etwas Einzelnes sein, zum Beispiel schöne Hände. Wichtig ist, dass es dem Auge schmeichelt. Egal welchem.

Barbaras Verwandlung in Bildern

Beschreib uns mal bitte deine Beziehung zu Essen und Ernährung. Ich esse gerne, und ich esse das, worauf ich Lust habe. Das war nicht immer so. In der Pubertät war ich magersüchtig. Das war definitiv nicht schön. Deswegen habe ich jetzt Frieden mit meinem Körper geschlossen. Mittlerweile esse ich gerne, aber nur, wenn ich auch wirklich Hunger habe. Aber naschen ist ganz wichtig!

Ernährst du dich auf eine besondere Art und Weise? Bist du Veganerin oder Vegetarierin? Fleisch ist mein Gemüse.

Und was machst du für deinen Körper und deine Gesundheit? Ich laufe und walke regelmäßig, mache einmal die Woche Pilates und bin ansonsten sehr aktiv.

Wiegst du dich regelmäßig? Nein. Seitdem ich 19 bin und meine Magersucht überstanden habe, wiege ich mich nicht mehr.

Was bedeutet Frausein für dich? Frausein ist weiblich sein. Frausein heißt, spielen mit dem, was man hat, zeigen was man hat, auch ein bisschen kokettieren. Frausein ist das, was der Mann nicht hat und deshalb sollten Frauen darüber auch ganz glücklich sein. Und ich finde, das dürfen Frauen auch ruhig in Szene setzen.

Und was bedeutet Sexualität für dich? Ist ganz wichtig. Und ich finde, es ist ganz wichtig, dass man das macht, was einem Spaß macht.

Wie bringst du deine Sexualität zum Ausdruck? Es gibt ja den Spruch: „Draußen Appetit holen, gegessen wird zu Hause“. Und ich finde, so sollte es auch sein. Es ist eine wichtige Bestätigung, von außen Anerkennung zu bekommen und es ist schön, ein wenig zu flirten.

Wie beeinflusst deine Kleidung deine Gefühle und deine Stimmungen? Wenn ich an einem Tag richtig zufrieden mit mir bin, darf es auch gerne das enge Kleid sein und die hohen Schuhe und mal ein bisschen Dekolleté. Und wenn man sich einfach nur wohlfühlen will, ist es halt die locker-lässige Kleidung. Wichtig ist, sich wohlzufühlen und morgens beim Aufstehen zu wissen, was es sein soll.

Wie ist deine Meinung zur Modeindustrie? Ich mach schon gerne Trends mit. Nicht alle, sondern nur die, die mir gefallen. Ich brauch keine Leggings oder Schulterpolster mehr. Die Modesünde hatte ich schon. Es muss also nicht mehr alles in meinem Kleiderschrank hängen. Aber er ist schon sehr voll (lacht).

Was war das Mutigste, was du in deinem Leben bisher gemacht hast? Meinen Mann zu heiraten (lacht).

Welche Erfahrung hat dein Leben am meisten verändert? Ich war früher bei der Bank beschäftigt und hab mich 2009 dazu entschieden, etwas ganz Neues zu machen und ein Kindermodengeschäft zu eröffnen. Vielleicht war das doch auch die mutigste, auf jeden Fall die einschneidendste Erfahrung. Das hab ich bis heute nicht bereut.

Was glaubst du, wird heute die größte Herausforderung für dich sein? Die kalte Farbe auf dem Körper.

Und diese Fragen haben wir Barbara nach dem Body-Painting gestellt

"Ich bin glücklich, eine Frau zu sein"
© Annette Riedl

Wie würdest du rückblickend den Tag heute beschreiben? Super. Es war total abgedreht. Ich hätte mir vorher niemals vorstellen können, auf der Straße nackt zu stehen. Aber ich fand’s super.

Und jetzt nochmal im Vergleich: Wie hast du dich vorher gefühlt? Gut.

Und jetzt? Klasse! (Lacht) Nein wirklich, ich bin schon sehr stolz auf mich.

Haben die Farben, die benutzt wurden, deine Stimmung beeinflusst? Nein, eigentlich gar nicht.

Meinst du, der Tag hat auch langfristig etwas für dich verändert? Verändert nicht unbedingt, ich bin ja so wie ich bin. Aber ich nehme unendlich viele positive Sachen mit.

Wie war die Zusammenarbeit mit Johny Dar? Verrückt. Er ist ein sehr verrückter, aber sehr angenehmer Mensch.

Wie reagierst du normalerweise, wenn du fotografiert wirst? Eigentlich bin ich schon schüchtern. Und ich mag diese versteckten Schnappschüsse von der Seite nicht. Ich möchte schon wissen, wenn ich fotografiert werden.

Wie fandst du heute das Fotoshooting? Super. Draußen war es natürlich noch viel aufregender als drinnen.

Was war die größte Herausforderung heute für dich? Definitiv nackt auf die Straße zu treten. Das war schon die ersten fünf Minuten gewöhnungsbedürftig.

Gab es einen Moment heute, der dir besonders in Erinnerung bleiben wird? Ich fand einfach die Stimmung toll, die Leute sind alle total nett, einfach alles rundherum.

Würdest du es nochmal machen? Ja, sofort.

Fotos: Annette Riedl Creative Direction: Johny Dar Produktion: Laura Drühe Haare/Make-up: Yvonne Wengler

Mehr zum Thema

VG-Wort Pixel