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Parfümeure: Die neuen Supernasen

Willkommen in der Welt der Nischendüfte! Lernen Sie außergewöhnliche Parfümeure und ihre Kreationen kennen.

Die Esoterikerin: "Yosh"

"Yosh" heißt, übersetzt aus dem Chinesischen, "Duft". Richtungsweisend für Yosh Han, Amerikanerin mit asiatischen Wurzeln. Die Parfümeurin ist übrigens Reikimeisterin und kann nach eigenen Angaben die Aura eines Menschen wahrnehmen. Diese Gabe beeinflusst somit auch ihre Düfte, die sie unter dem Namen "Yosh" vertreibt. Kompositionen, die nicht über die Nase auf das limbische System und somit unser Gefühlszentrum Einfluss nehmen wollen. Yosh kombiniert Duftfamilien (wie Hölzer) mit Gerüchen, die sie bestimmten Chakren zuordnet – und auch numerologisch einteilt. Ihre Düfte soll man "fühlen". Ergebnis: Teils kräftige - wenn auch nicht unbedingt eingängige - Parfüms mit esoterischem Mehrwert. Unser Liebling: Omniscent 0.96 - Duftfamilie Holz (0), fürs 9. Chakra (Aura, Astralkörper), numerologisch verbunden mit der 6 (Liebe, Verständnis).

Der Künstler: Francis Kurkdjian

Parfümeure: Die neuen Supernasen
© Pierre Verdy/AFP/Getty Images

Francis Kurkdjian besuchte die renommierte Parfümeur-Schmiede ISIPCA in Versailles, während eines Praktikums bekam sein Entwurf zu "Le Male" (dem ersten Männerduft von Jean Paul Gaultier) den Zuschlag. Kurkdjian entwickelt anschließend maßgeschneiderte Düfte, entwirft für große Firmen wie Dior, Yves Saint Laurent, Kenzo, Guerlain oder Armani Parfüms – und engagiert sich trotzdem in Konzeptkunst-Projekten: Duft-Installationen. Im Jahr 2009 eröffnet er sein eigenes "Maison". Ein Dufthaus. Klein, aber in Qualität und Anspruch orientiert an großen wie "Guerlain" oder "Serge Lutens". Francis Kurkdjians eigene Düfte sind visionär, kommen mit wenigen Zutaten aus – und wenn man sich bis über beide Nasenflügel in einen Duft verliebt hat, lässt sich sogar das ganze Haus damit beduften: Er liefert zu seinen Kreationen passendes Schrankpapier. Oder auch Waschmittel. Unser Lieblingsduft: Apome – "A piece of me" duftet nach Orangenblüte, Zedernholz, Ylang Ylang.

Der Eigenwillige: Mark Buxton

Parfümeure: Die neuen Supernasen
© Imago

Mit einem Kommilitonen trat Mark Buxton vor vielen Jahren bei "Wetten dass..." an – es ging um Düfte. Buxton verlor die Wette. Und "gewann" eine Parfumeursausbildung bei einem der damals größten Riechstoffhersteller in Deutschland: Haarmann & Reimer. Der gebürtige Deutsche gilt mittlerweile als einer der Top-Parfumeure weltweit. Arbeitete lange für Riechstoffgiganten wie das Unternehmen Symrise. Ergebnis: Ein etwas schroffer Duft für das Modelabel Commes des Garçons hier, Originelles für eine exklusive Duftkollektion Karl Lagerfelds dort. Buxton selber aber zieht es in die Nische. Bei "Biehl Parfumkunstwerke" hat er drei eigene herausgebracht. Schwer auszumachen, auf den ersten Blick. Denn Biehl fertigt Düfte verschiedener Parfümeure, benennt sie anschließend nur mit den Initialen des Kreateurs und einer Ziffer. Übrigens auch Geza Schön ist bei Biehl zu finden. Und mit "by Mark Buxton", Buxtons erster eigener Linie, hat er gleich eine Philosophie aus dem Parfümkauf gemacht: Weil seine Flakons farbig gestaltet sind, sollen sie zu intuitivem Kaufen verleiten – man nimmt die Farbe, die dem persönlichen Naturell und der (momentanen) Stimmung entspricht. Oder lässt sich einfach von der Nase herumführen und kauft nach Duftlust. Unser Lieblingsduft: English Breakfast – Bergamotte, Ingwer, Galbanum, Ringelblume. Für fröhliche Menschen...

Das Enfant terrible: Christophe Laudamiel

Parfümeure: Die neuen Supernasen
© Bloomberg/Getty images

Er ist eigentlich Chemiker und gilt als einer der besten Parfumeure. Christophe Laudamiel ist vielfach und international mit Preisen der Branche ausgezeichnet und prägte den Duftauftritt verschiedener Mode- und Kosmetikhäuser – von Estée Lauder (Tom Ford) über Tommy Hilfiger bis zu Abercrombie & Fitch. Laudamiels Herz aber schlägt für das Schräge. Für die Nische. Seine Düfte, die er mit Partner Christophe Hornetz als Duo "Les Christophes" für Humiecki & Graef erarbeitete (alle Parfums haben eine Konzentration von bis zu 30 Prozent Aromaölen), sind runde, sinnliche, wundersame Duftgeschöpfe, die sich in vielen Facetten über den Tag entwickeln... Unser Liebling: "Blask" bei Humiecki & Graef – mit Walnuss und Rotweinnoten.

Der Duftdesigner: James Heeley

Der sympathische Engländer wollte eigentlich Jurist werden, studierte dann Architektur und kam über Umwege zur Parfümkunst, die er sich in Grasse über einige Jahre aneignete. Wenn James Heeley einen Duft entwirft, ist er voll und ganz dabei, sogar an der Gestaltung des Flakons beteiligt. Schuldet er selber seinem "ersten Leben" als Architekt. Einen Duftentwurf beginnt er demnach auch eher planvoll und strukturiert, denkt sich erst kleine Geschichten aus, geht dann ans Komponieren. Zu einem seiner neueren Düfte, "L’Amandière" – er widmete ihn seiner Freundin, die Mandeln über alles liebt –, ließ er sich denn auch von dem Bild seiner Freundin, Mandeln sammelnd, inspirieren. Unser Liebling: L’Amandière – frühlingshaft, cremig, mit Jasmin- und Hyazinthenakkorden.

Das Naturtalent: Olivia Giacobetti

Die Parfümeurin hat schon viele wunderbare, feminine Düfte für kleine feine Auftraggeber wie L’Artisan Parfumeur oder Frédéric Malle entwickelt und dabei eine Lieblingszutat: Feigen. Uns gefällt vor allem ihr Engagement für einen der angesagtesten Anbieter organischer Parfüms: Honoré de Près. Denn Frau Giacobetti traut sich mit diesem Auftraggeber auch was: Düfte aus 100 Prozent natürlichen Essenzen herzustellen, die nicht nur über einen längeren Zeitraum stabil sind, sondern die auch komplexer als nur nach einem Orangeblüten-Patchoulinoten-Mix riechen. Das ist echte Kunst. Unser Liebling: Nu Green – klar, leicht mit Minze, Gras und Zedernholz.

Die Erfolgreiche: Lyn Harris

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© Miller Harris

Lyn Harris, heißt die Frau hinter der Marke Miller Harris, die sie vor zwölf Jahren entwickelte. Die geschäftstüchtige Parfümeurin mit Wohnsitz in London entwirft persönliche Düfte für Stars wie Jane Birkin, Sophia Coppola, Madonna oder Mischa Barton, bringt aber auch feinste eigene Kreationen mit ungewöhnlichen Duftinterpretationen wie "Fleur de Sel" heraus, die sehr selektiv vertrieben werden. Sie bleibt der Nische treu, ihre Düfte wird es nicht in den Duftabteilungen von großen Drogerieketten geben. Auch wenn auf Ihrer Homepage mittlerweile sogar Olivenöl unter dem Label Harris zu bekommen ist. Unser Liebling: "Citron Citron" – ein zitrusfrisches Sommerparfüm.

Text: Angela Schöneck

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