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Ich trag' Männerduft. Merkt das eigentlich jemand?

Ich trag' Männerduft. Merkt das eigentlich jemand?
© Roy McMahon/Corbis
BRIGITTE-Redakteurin Sabine Rodenbäck startet den Selbstversuch und trägt fünf Tage lang ein herbes Männerparfüm.

In den Neunzigern rollte die große Unisex-Welle durch die Badezimmer. CK One war da und alle wollten es haben. Bis dato war es eher ungewöhnlich, dass männlich-herbe Duftnuancen auch von Frauen benutzt wurden. Seitdem gilt irgendwie die große Nasentoleranz – jeder darf sprühen, was er will. Je individueller, desto besser. Aber wie weit geht die Dufttoleranz unserer Nasen tatsächlich? Irritiert es irgendjemanden, wenn Frau auf einmal nach "ewiger Männlichkeit" riecht? Und wird man vielleicht im Alltag ganz anders wahrgenommen?

Tag eins:

Ich komme mir vor, als würde ich etwas wahnsinnig Gewagtes tun. Sprühe morgens kräftig Dior 'Sauvage' auf und denke, gleich passiert was. Die Reaktion meiner Kinder? Null. Ich stelle fest: Kinder zwischen eins und fünf Jahren scheint interessanterweise wichtiger zu sein, dass genug Honig im Tee ist, als der maskuline Touch, der Mami seit heute umweht.

Tag zwei:

Ist dieser Duft der Richtige?
Ist dieser Duft der Richtige?
© BRIGITTE

Heute fokussiere ich meine Kolleginnen. Als Redakteurin einer Frauen-Website ist das natürlich besonders spannend – denn hier dürfte ein klassischer Männerduft wirklich auffallen. Reaktionen? Fehlanzeige. Offenbar geht meine Duftnote hier einfach unter. Komisch, gerade hier hatte ich mir Einiges erwartet. Hat doch die Sozialwissenschaftlerin Sabine Sczesny in einer Studie bewiesen, dass Bewerberinnen bei Vorstellungsgesprächen mit einem herberen Duft besser ankommen. Maskuline Düfte vermitteln angeblich Seriosität und Vertrauenswürdigkeit. Naja, starke Parfümierung im Büro ist ja ohnehin ein sensibles Thema, es gibt nämlich auch Untersuchungen, dass man im Job nicht zu stark duften sollte, weil dann der Chef womöglich einen Konkurrenten wittert. Vielleicht ganz gut so, dass keiner was merkt.

Tag drei:

Treffen mit Freundinnen. Reichlich Umarmungen und ehrliche Worte. DIE Gelegenheit, um mal eine Umfrage zu starten: Habt ihr eigentlich gemerkt, dass ich anders rieche als sonst? Einhellige Meinung (nachdem nochmal geschnuppert wurde): "Ach, riecht ja eigentlich ganz gut. Aber passt irgendwie nicht zu dir." "Wieso nicht?", frage ich. "Das ist irgendwie zu maskulin für dich. So für eine Mama und Beauty-Redakteurin." Merke: Offensichtlich erwarten Menschen einen Duft, der nicht nur zum Äußeren sondern auch zum Image passt.

Tag vier:

Wie findet eigentlich mein Mann den Duft? Die olfaktorische Wahrnehmung meines Mannes ist so ein Thema bei uns zu Hause. Er hat so einen eingeschränkten Geruchssinn, dass er nie merkt, wenn die Windel unserer Jüngsten voll ist. Auf meine männliche Duftwolke muss ich ihn erst aufmerksam machen. Er mag’s nicht und fordert: Sofort weglassen!

Tag fünf:

Fast geschafft. Und ich bin erleichtert. Denn ja – meine Freundinnen hatten recht. Der Männerduft passt nicht zu mir. Ich mag den Geruch frischer Wäsche, sanfter Zitrusnoten, Freesie und Jasmin. Und auch an meinem Mann mag ich nur ganz leichte Düfte. Ich bilde mir immer ein, dass ich von dominanten Duftwolken Kopfschmerzen bekomme – und die sind nicht eingebildet. Spiegel.de hat mal dazu den Biologieprofessor Hans Hatt, der sich auf Düfte spezialisiert hat, interviewt: "Die Kopfschmerzen kommen daher, dass nicht nur der Riechnerv durch Düfte gereizt wird, sondern auch der sogenannte Trigeminusnerv - wenn die Konzentration nur hoch genug ist. Er vermittelt Schmerzempfindungen..."

Ich will nicht ungerecht werden: 'Dior Sauvage' ist ein toller Duft – und wie Testimonial Johnny Depp in der Werbung die Ärmel inmitten der Wüste hochkrempelt, finde ich auch ganz prima. Für mich ist er aber nichts. Denn das wichtigste ist, sich mit einem Duft 100%-ig wohlzufühlen. Schließlich begleitet uns ein Lieblingsparfüm jahrelang.

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