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Parfüm aus England - her mit den duften Briten

Parfüm aus England - her mit den duften Briten
© Jan Rickers
Bei besonders schönem Parfum denkt man an Frankreich, Italien ... Aber England? Oh ja: Wenn Sie wüssten, was die Briten alles zu bieten haben.

Sinn und Sinnlichkeit: Das vermuten wir im puritanischen Großbritannien allenfalls zwischen den Buchdeckeln eines Jane-Austen-Romans. Dabei wird diese unwiderstehliche Kombination dort tatsächlich geradezu perfekt in Parfüms umgewandelt. Von modernen DuftTrendsettern wie Miller Harris, Clive Christian und Jo Malone, von dem auf Natur setzenden Label The Body Shop, von Designern wie Burberry, Jimmy Choo, Vivienne Westwood und John Galliano, Lifestyle-Labeln wie Bench und Kate Moss. Oder, oder...

In bester Tradition

Besondere Aufmerksamkeit erregen zurzeit jedoch die wunderbaren alten Marken wie Atkinson, Bronnley, Penhaligon's und Floris, die es seit 1730 gibt. Neben Santa Maria Novella in Florenz und Johann Maria Farina in Köln ist Floris einer der ältesten Parfümhersteller der Welt und hat seinen Stammsitz bis heute in der Jermyn Street 31 in London. Am antiken Interieur der dunkel getäfelten Parfümerie wurde seit der Eröffnung zu Zeiten König Georg II. nichts verändert, vom Staubwischen einmal abgesehen. Staub hat die Marke aber weder in den Regalen noch vom Image her angesetzt. Im Gegenteil: Den Unisex-Duft "Palm Springs for Spencer Hart" hat das Haus dieses Jahr für den angesagten britischen Modemacher Nick Hart entworfen. Der Designer aus Londons berühmter Schneidergasse Savile Row zieht nicht nur Stars wie Robbie Williams oder "Sherlock"-Held Benedict Cumberbatch maßgenau an, sondern auch Schauspielerinnen wie Kate Bosworth. Er wünschte sich eine Mixtur, die den Jazz in sich trägt, und Floris lieferte mit Aromen von Bergamotte, Nelken, Ylang-Ylang, Patschuli und Vanille die Duftnoten dazu. "Es ist toll zu sehen, wie gerade die alteingesessenen Parfümmarken jung und up to date bleiben, ohne sich zu verbiegen", sagt Philipp Sahling, Geschäftsführer von Albrecht & Dill Cosmetics in Hamburg. Unter seinem eigenen Namen leitet er zudem eine kleine, feine Parfümeriekette, die sich voll und ganz auf Nischendüfte spezialisiert hat.

Königliche Raritäten

Dort führt Sahling neben Floris einen zweiten Brit-Klassiker: Penhaligon's. Die Londoner Institution, Ende der 1860er Jahre vom Barbier William Penhaligon gegründet, beliefert seit jeher das britische Königshaus. Ob es für die Londoner Hipness spricht, dass auch Prinz Charles Stammkunde ist? Doch bei aller Tradition hat die Marke "die Kurve gekriegt", wie Sahling sagt, "sie geht mit modernen Kompositionen auf junge Kunden zu". In der bezaubernd aufgemachten Flaschenriege - alle Flakons haben die gleiche Form, nur die Stoffschleife um den Hals wechselt themenbezogen in Farbe, Größe und Design - ist "Tralala" der Newcomer. In Zusammenarbeit mit dem verspielten britischen ModedesignerDuo Meadham Kirchhoff hat Parfümeur Bertrand Duchaufour einen Mix aus Iris, Tuberose, grünen Veilchennoten und einer Spur Whisky kreiert, die so fröhlich duftet, wie sie heißt. Mitten ins Leben passen auch die neuen faszinierenden Kompositionen von Atkinson, der bereits seit 1799 bestehenden "Bären"-Marke unter den Parfüms. Auf ihrem Etikett prangt auch heute noch ein doppelter Petz - eine Hommage an die nach Rosen duftende Bärenfettsalbe, mit der Firmengründer James Atkinson einst die ersten guten Geschäfte machte. Ein bisschen exzentrisch, aber unverwechselbar. Und typisch englisch. Genau wie das Trio der "Contemporary Collection", drei avantgardistischen Parfüms mit den schönen Namen "Rose in Wonderland", "Lavender on the Rocks" und "Posh on the Green" - jedes eine smarte Mischung, um piekfein im Grünen (eben posh on the green) oder in der City zu bestehen.

Englische Düfte - very britain!

Die Designer-Düfte

Aber nicht nur die alteingesessenen, auch die neuen Marken boomen - gerade Designer- und Lifestyle-Marken profitieren von der zunehmenden "Made in Britain"-Beliebtheit. Modemacherin Vivienne Westwood etwa gibt sich bei ihren Duft-Kreationen so unkonventionell wie bei ihren Kollektionen. Ihr erstes Parfüm "Boudoir", 1998 erschienen, erblüht nach wie vor in vollem Rosenaroma und versprüht mehr Lust als Land. Jimmy Choos "Flash" kommt mit Tuberose und Jasmin ähnlich blumig daher, und Designer John Galliano steuert mit "Parlez-moi d'Amour" eine fruchtige Jasmin-Rosen-Variante zur angesagten Gardening-Thematik bei. Die Umsätze dieser Marken steigen, einige gar im zweistelligen Bereich, was in der Parfümerie selten geworden ist. Und der Trend, da sind sich die Experten einig, wird sich fortsetzen. Angesichts der geballten britischen Parfümoffensive wittern die Franzosen ernstzunehmende Konkurrenz. Zu Recht. Was haben die Engländer nur, was sie nicht haben?

Britisches Understatement

"Rose in Wonderland" von Atkinsons, Eau de Parfum, 100 ml ca. 130 Euro
"Rose in Wonderland" von Atkinsons, Eau de Parfum, 100 ml ca. 130 Euro
© Jan Rickers

"Klassische, zeitlose Eleganz" ist laut Philipp Sahling eine urtypische Eigenschaft dieser Düfte. Oder, wie es Oscar Wilde auf den Punkt brachte: "Parfüms dürfen duften, aber nie aufdringlich werden." Die feine englische Art wird von den lokalen Parfümmarken perfekt auf Flaschen gezogen. "Diese Düfte sind einfach höflich", sagt Thomas Schnitzler, Geschäftsführer der Nobilis Group in Wiesbaden, die sich seit mehr als 20 Jahren auf Parfümmarken mit Stil spezialisiert hat. Neben Atkinson und der exklusiven, hochpreisigen Kollektion des Londoner Designers Clive Christian hat das Unternehmen ein paar spannende neuere britische Labels im Programm. So etwa die vor 14 Jahren von der Parfümeurin Lyn Harris aufgebaute Linie "Miller Harris". Die an der renommierten Pariser Parfümeurschule ausgebildete Lyn lässt sich von Jahreszeiten und Naturereignissen inspirieren, die sie in Duftversionen umsetzt.

In "La Pluie", Regen, etwa hat sie die warme, aber dennoch abgekühlte Luft nach einem tropischen Schauer eingefangen. Ganz neu im Nobilis-Programm ist die Serie "Illuminum". Komponiert hat sie der Londoner Parfümeur und Hairstylist Michael Boadi. Er setzt für die erst drei Jahre junge Marke auf ausgefallene und sehr ausdrucksstarke kleine Duftreihen, in deren Fokus beispielsweise Blumen stehen oder Oud, ein Öl, das aus dem Adlerholzbaum gewonnen wird. Die Mischung in den Düften von der Insel stimmt einfach. Die Marken sind sich der Tradition bewusst, die ihr Land auf diesem Gebiet besitzt, und sie verstehen gleichzeitig jede Menge von Trend. Denn sie haben alle ihren Sitz in London, und die Metropole gilt seit den Swinging Sixties nun mal als der Nabel der Mode- und Musikszene. Weltweit gibt's kaum einen Designer, der nicht regelmäßig an die Themse fährt, um sich inspirieren zu lassen. Die Stadt vibriert - auch weil sich hier die Einflüsse aus den ehemaligen Kolonien zu einem bunten Mix vermischen, der in all seinen Patchwork-Facetten ladybzw. gentlemanlike toleriert wird.

Der Duft der Metropole

Für Parfümeure ist diese Stadt ein idealer Standort. Hier schnuppern sie Alt und Neu im selben Atemzug. Und daraus ergeben sich die schönsten Kreationen. Als eine der Ersten unter den "neuen Briten" hatte das Jo Malone erkannt. Die Londoner Kosmetikerin lancierte 1994 ihre eigene Duftlinie und eroberte mit ihren zarten Kreationen schnell Parfüm-Fans in aller Welt. So schnell, dass sie ihr Geschäft bald an den amerikanischen Konzern Estée Lauder verkaufte, der die internationale Vermarktung übernahm. Als Kreativdirektorin leitete sie die Marke noch jahrelang weiter und prägte sie nachhaltig. Mit Understatement wird sie auch jetzt geführt. "Das britische Image pflegen wir sehr", sagt Stephanie Amberg, Produktmanagerin von Jo Malone in Deutschland. Deshalb bittet die Marke treue Kundinnen zum Tee an die Parfümerie-Theke. Und bei einem Tässchen Earl Grey kommt die neueste Mischung noch mal so gut an.

Produktion: Sarah Harms Text: Angelika Ricard-Wolf

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