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Green Beauty Die Zukunft der Kosmetikindustrie?

Green Beauty: Die Zukunft der Kosmetikindustrie?
© LightField Studios / Shutterstock
Was bedeutet Nachhaltigkeit heute und wie sieht die Zukunft der Kosmetikindustrie aus? BRIGITTE hat eine Expertin gefragt.

Nachhaltigkeit – ein Begriff der immer wichtiger wird. Für uns alle. Und doch steckt dahinter für viele von uns ein großes Fragezeichen. Wo geht der Trend hin und worauf sollten wir wirklich achten, wenn wir nachhaltiger sein wollen? Um ein bisschen Licht ins Dunkel zu bringen, haben wir Alexandra Palt, Chief Corporate Responsibility Officer & Executive Vice President der L'Oréal Foundation, zum Interview getroffen.

BRIGITTE: Das Wort "nachhaltig" begegnet uns im Alltag mittlerweile fast überall, wird fast schon inflationär verwendet. Was bedeutet Nachhaltigkeit für Sie?

Alexandra Palt: Das hat sich in den letzten Jahren sehr verändert – für jeden von uns. Für mich ist Nachhaltigkeit in den Grenzen des Möglichen zu arbeiten und zu leben. Nachhaltigkeit heißt nicht nur "weniger schlecht", sondern vereinbar mit den planetaren Grenzen. Das wird sich aber auch noch weiterentwickeln; in zehn oder 20 Jahren werden wir vielleicht darunter verstehen, dass Nachhaltigkeit bedeutet, einen positiven Einfluss auf den Planeten zu haben.

Viele Unternehmen setzen immer mehr auf feste Kosmetik oder nachfüllbare Verpackungen – ist das die Zukunft des Beauty-Marktes?

Ich denke, verschiedene Lösungen werden koexistieren. Natürlich hat solide Kosmetik einen ökologischen Fußabdruck. Ich glaube aber nicht, dass alle Konsument:innen schon bereit sind, in diese Richtung zu gehen. Deutschland ist da Vorreiter. Aber es gibt Teile der Welt, in der solide Kosmetik nicht sehr willkommen geheißen wird. Was wir deshalb machen müssen ist, andere innovative Produkte entwickeln, die weniger Auswirkungen auf die Umwelt haben. Und gleichzeitig auch schauen, was wir schon haben und wie wir es verbessern können. Man muss nicht grundsätzlich gegen Plastik sein, man muss aber gegen Neuplastik sein. Unser Ziel ist es, bis 2030 nur recyceltes Plastik in unseren Produktverpackungen zu verwenden. Das gilt für alle Marken.

Und woran liegt es, dass Deutschland Vorreiter ist und feste Kosmetik in anderen Ländern noch gar nicht angekommen ist?

Es kommt immer darauf an, wie ein Land und seine Kultur das Konsumentenverhalten beeinflusst. Deutschland und Österreich haben sehr früh mit Recycling angefangen. 

In der Verpackungsindustrie gibt es ständig neue Materialien und Ideen, wie weniger Müll produziert werden kann. Welche Innovationen gibt es aktuell oder woran wird momentan gearbeitet?

Wir arbeiten viel an Verpackungen, die hauptsächlich aus FSC-zertifiziertem Karton bestehen und nur aus wenig Plastik; wir arbeiten viel an solider Kosmetik und nachfüllbaren Produkten. Und natürlich an neuen Recycling-Methoden. Wir haben viel in Firmen investiert, die neue Recycling-Methoden von Plastik entwickeln, damit es immer wieder verwendet werden kann.

Wir haben die Verantwortung und auch den Einfluss, das große Unternehmen, das wir sind, zu verändern. Wir müssen Innovationen nicht nur suchen, sondern sie auch produzieren, damit sie auch jede:r nutzen kann. 

Verpackung sparen im Luxus-Segment – wie soll das funktionieren? Schließlich gehört sie zum Kauferlebnis dazu.

Wir arbeiten hier viel mit Refill und Recharge. Wir arbeiten an der Einführung von recyceltem Glas und Materialien. Wir müssen es aber auch schaffen, die Konsument:innen zu einem neuen Kaufverhalten zu bringen. Das ist definitiv ein Segment, in dem sich noch viel entwickeln kann. 

Unsere Aufgabe ist, das gleiche Gefühl, die gleiche Effizienz zu schaffen und gleichzeitig nachhaltig zu sein. Viele Konsument:innen sind allerdings noch nicht bereit, Abstriche zu machen. 

Heißt das dann im Umkehrschluss, dass Produkte teurer werden?

Nein, das ist nicht unser Ziel. Unser Leitmotiv war bisher immer: "Unsere Produkte müssen finanzielle und kosmetische Performance haben." Mittlerweile gibt es ein drittes Element – und das ist die nachhaltige Performance. Ein Produkt muss alle drei vereinbaren, denn das ist die Welt von morgen. 

Was kann jede:r einzelne von uns in diesem Moment zuhause tun, um einen Schritt in Richtung Nachhaltigkeit zu gehen und den ökologischen Fußabdruck zu verbessern?

Da sind für jede:n verschiedene Dinge wichtig. Das Wichtigste ist, wie jede:r einzelne ein Produkt im Badezimmer verwendet. Wie heiß verwendet man das Wasser? Wie lange nimmt man Vollbäder? Bei einem Shampoo entstehen 70 Prozent des CO2-Fußabdrucks im eigenen Badezimmer, nur 30 Prozent bei L'Oreal. Deshalb: Weniger lange duschen und zwei Grad weniger heiß, verändert den CO2-Fußabdruck deutlich. Man kann zusätzlich zum Beispiel einen Leave-In-Conditioner verwenden, anstatt eines Rinse-Off-Produkts. Wir tun unseren Job. Wir haben beschlossen, dass jedes Produkt besser werden muss. Das hat zu einer Gesamtveränderung geführt. Wir machen nicht immer alles perfekt und haben noch nicht alle Lösungen, aber wir sind immer auf dem Weg, Verbesserung zu schaffen und beziehen unser gesamtes Ökosystem hier mit ein.

Wenn Sie jedem/jeder da draußen nur einen nachhaltigen Ratschlag mit auf den Weg geben könnten, welcher wäre das?

Fühlen Sie sich nicht schuldig! Ich bin beispielsweise ein Fashion-Fan und bin da vielleicht noch nicht auf dem Level von Nachhaltigkeit, auf dem ich sein möchte. Aber ich bin es eben auf anderen Ebenen. Ich versuche mit einer positiven Einstellung daranzugehen. Es ist ein Prozess, eine neue Definition von gutem Leben.

Alexandra Palt
Alexandra Palt
© L'Oreal / PR

Wer ist Alexandra Palt?

Alexandra Palt ist Verantwortliche für Nachhaltigkeit im Vorstand der L’Oréal-Gruppe. Die Juristin startete ihre Karriere bei Amnesty International und arbeitete später beim Bundesministerium für Arbeit und Soziales im Bereich "Corporate Social Responsibility". 2012 startete sie bei L'Oreal das Projekt "Sharing Beauty With All", ein Nachhaltigkeitsprogramm von L'Oréal, das Verpflichtungen festlegt, die sich mit den Auswirkungen des Unternehmens in seiner gesamten Wertschöpfungskette befassen. Dieses Projekt fasst vier Ziele ins Auge: Nachhaltig neue Produkte entwickeln, nachhaltig produzieren, nachhaltig leben und einen Beitrag zur nachhaltigen Entwicklung unserer Gesellschaft leisten.

Verwendete Quelle: eigenes Interview

Brigitte

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