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Hygiene zu Hause: Schön sauber bleiben!

Hygiene zu Hause:: Schön sauber bleiben!
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In den vergangenen Jahren haben wir viel über Keime gelernt. Doch wie sieht’s eigentlich mit der Hygiene zu Hause aus – und in der Beauty-Routine? Der Mikrobiologe Professor Dr. Markus Egert ist Deutschlands führender Forscher auf dem Gebiet der Haushaltshygiene. Hier erläutert er, was weg muss, was bleiben darf, und wie wir wo für Sauberkeit sorgen sollten.

Hygiene zu Hause: Das sagt der Experte!

Herr Prof. Dr. Egert, gesunde Menschen leben mit gut zehn Billionen Keimen täglich. Was macht das mit uns?

Prof. Dr. MARKUS Egert: Der Mensch braucht Mikroorganismen auf sich und in seiner Umgebung, um das Immunsystem zu stärken. Wenn man Keime bereits in der Kindheit fernhält, ist die Tendenz stark, als Erwachsener Allergien oder auch Asthma zu entwickeln. Besonders zwischen null und drei Jahren brauchen Kinder viel Kontakt zu Mikroorganismen, die nicht krank machen. Das heißt: frisch zubereitete Nahrung, Obst, draußen in der Natur sein, anderen Kindern begegnen, Tieren. Bei Erwachsenen ist die Entwicklung des Immunsystems weitgehend abgeschlossen. Dennoch gilt, um gesund zu bleiben: Hände waschen vor dem Essen, regelmäßig duschen, einmal pro Woche den Kühlschrank säubern. Aber man muss nicht jede Woche die Bettwäsche wechseln, einmal im Monat genügt.

Einmal im Monat den Kopfkissenbezug wechseln: klingt wenig. Bekommt man dann nicht Pickel davon?

Nein, das ist ausgeschlossen. Es gibt keine Bakterien auf Bettwäsche, die Pickel machen – oder krank. Außer, Sie nehmen Ihr Haustier mit ins Bett. Wichtig ist, in Baumwolle zu schlafen, die kann bei 60 Grad gewaschen werden. Von Seidenbettwäsche rate ich dringend ab, nur was bei hohen Temperaturen in die Maschine kann, ist wirklich hygienisch.

Man muss nicht jede Woche die Bettwäsche wechseln – einmal im Monat genügt
Hygiene zu Hause:: Schön sauber bleiben!
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Viele nehmen ihr Smartphone oder Tablet mit ins Bett. Wie gesundheitsgefährdend sind die Keime auf deren Oberflächen?

Technische Geräte sind von der Hygiene her besser als ihr Ruf. Alle Mikroben, die wir auf den Händen tragen, landen meist auf unserem Smartphone, Handys sind also mikrobiologisch unsere verlängerte Hand. Doch ihre Oberfläche ist glatt, trocken, kalt – darauf wachsen Keime schlechter. Wenn wir mit dem Ärmel des Pullovers das Display regelmäßig abwischen und mit sauberen Händen tippen, ist das gesundheitlich völlig unbedenklich.

Es heißt zuweilen, wir alle wären viel zu sauberkeitsfixiert. Könnte man, aus Hygieniker-Sicht, zum Beispiel darauf verzichten, das Gesicht auch am Morgen zu reinigen?

Absolut! Körperreinigung hat viel mit Well-Being und der Gesellschaft zu tun. Die Mikroflora der Haut aber wird bei übermäßigem Gebrauch von Reinigungsprodukten aus dem Gleichgewicht gebracht und geschädigt. Verzichten Sie auf eine starke Gesichtsreinigung am Morgen oder nutzen Sie nur Wasser beziehungsweise milde Produkte.

Schon wären wir beim nächsten Thema: ein großes Handtuch für alle Körperregionen?

Solange ich gesund bin, geht das. Es ist eine ästhetische Frage, große Gesundheitsgefahren drohen nicht. Bedenken Sie nur: Wo es feucht und warm ist, vermehren sich Keime schnell. Hängen Sie Handtücher nach Gebrauch gleich auf, am besten raus in die Sonne, UV-Licht wirkt desinfizierend. Ansonsten: alle paar Tage auswechseln, spätestens wenn es müffelt.Immer mit Pulver-Vollwaschmittel auf 60 Grad waschen, nicht bei niedrigeren Temperaturen.

Sind Sie ein Fan des guten alten Waschlappens?

Ich würde in Körper über- und unterhalb des Bauchnabels trennen. Wenn man sich damit am ganzen Körper feucht abreibt, bitte täglich wechseln. Auf Waschlappen verschleppt man Keime von einer Stelle auf die andere, vielleicht kommen Fäkalkeime in Wunden. Ich empfehle deshalb eher zu duschen.

Nachhaltigkeit ist für viele Menschen wichtig. Wie stehen Sie zu wiederverwendbaren Reinigungspads?

Die Idee ist grundsätzlich gut, aber sie auszuwaschen und an der Luft trocknen zu lassen, reicht nicht. Um den Schmutz von Make-up und Haut hygienisch loszuwerden, müssen sie bei 40 bis 60 Grad in die Maschine. Die allerdings nur dafür anzuwerfen, wäre Wahnsinn. Besser zusammen mit anderer Wäsche waschen.

Kommen wir zur Mundhygiene: Dürfen Zahnbürsten im Badezimmer „frei“ herumstehen?

Ja, sie sollen es sogar! Schlimmer wäre es, sie einzuschließen, wo sie feucht vor sich hingammeln. Gut lüften und trocknen lassen ist das Wichtigste. Ein Milliliter Speichel hat etwa 80 Millionen Keime. Die Zehntausend, die über eine Zahnbürste in den Mund gelangen, merkt man nicht. Es gibt keinen dokumentierten Fall auf der Welt, wo jemand durch auf die Zahnbürste geflogene Keime ernsthaft krank wurde. Zur Sicherheit: Machen Sie beim Spülen immer den Toilettendeckel zu.

Hygiene zu Hause:: Schön sauber bleiben!
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Apropos: Ist die Toilette der größte Bakterienherd zu Hause?

Falsch! Die Toilette ist mitunter der sauberste Ort in vielen Haushalten. Toiletten sind glatt und kalt, sie werden mit starken Reinigern geputzt, so passiert nichts. Kühlschränke bergen eine größere Gefahr. Hier lagern frische Lebensmittel, die viele Keime auf sich tragen und durch die Nahrungsaufnahme direkt im Körper landen. Und über Küchenschwämme könnte ich beängstigende Geschichten erzählen.

Schwämme gibt es auch fürs Make-up … Was sagen Sie zu Beauty-Tools wie Bürsten, Pinsel, Pinzetten oder Gua-Sha-Steinen, die wir täglich benutzen?

Haarbürsten sind unkritisch, Gua-Sha-Steine glatt und kühl und somit auch unbedenklich. Pinzetten machen kleine Risse in der Haut, sie müssen vor und nach dem Gebrauch gereinigt werden. Bei Pinseln und Schwämmchen gilt: Wenn sie feucht werden, immer gut reinigen, trocknen lassen und regelmäßig entsorgen. Übrigens: Je größer die Oberfläche, umso besser die Voraussetzungen, dass Keime darauf wachsen. Sie sind in Verbindung mit feuchter Kosmetik ein hervorragender Nährboden, zudem sind Hautbakterien Luft und Helligkeit gewohnt, können auf Schwämmen wochenlang überleben.

Auch in unserer Beauty-Bag lauern Hygiene-Fallen. 
Auch in unserer Beauty-Bag lauern Hygiene-Fallen.
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Und wie sieht’s in Sachen Hygiene mit Haar-Extensions, falschen Wimpern und künstlichen Nägeln aus?

Haarverlängerungen sind bakteriell nicht anders als eigenes Haar. Wimpern sind sehr eng an den Schleimhäuten verbunden, hier unbedingt auf Sauberkeit beim Anbringen achten. Künstliche Nägel halte ich für sehr kritisch: Je länger die Nägel sind, umso mehr kann sich darunter und an Ecken und Kanten ansammeln. Essen würde ich damit nicht zubereiten – und kein Essen von jemandem annehmen, der solche Nägel trägt.

Schluss mit schmutzig!

Wie oft sollte man Pinsel, Schwämme, Bürsten … reinigen, Handtücher waschen? Und auf welche Weise? Ein kleiner Überblick

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