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Pro und Contra: Macht eine Schönheitsoperation glücklicher?

Pro und Contra: Macht eine Schönheitsoperation glücklicher?
© michaeljung / Shutterstock
Über das Pro und Contra einer Schönheitsoperation sprachen wir mit Gerhard Sattler, Chefarzt der Rosenpark Klinik für ästhetische Dermatologie und plastische Chirurgie.

Über das Pro und Contra einer Schönheitsoperation sprachen wir mit Gerhard Sattler, Chefarzt der Rosenpark Klinik für ästhetische Dermatologie und plastische Chirurgie.

in Darmstadt und Autor des Buches "Auf der anderen Seite des Spiegels - Aus dem Alltag eines Schönheitschirurgen". Momentan allerdings eher als betreuender Chirurg von Ex-Busenwunder Brigitte Nielsen in der Presse - wir trafen den Experten, bevor er sich um seine prominente Patientin kümmerte.

BRIGITTE.de: Immer mehr Menschen lassen sich chirurgisch verschönern. Herrscht so eine Angst vor dem Altern?

Gerhard Sattler : Viele Menschen möchten das eigene "ästhetische Verfallsdatum" hinauszögern. Ich wehre mich allerdings gegen die Auffassung, dass es „Angst“ ist, die Menschen dazu bringt, auch im Alter etwas für ihr Aussehen zu tun und sich dafür auch der Mittel der ästhetischen Medizin zu bedienen. Warum es nicht positiv ausdrücken: Heute 60 sein heißt, immer noch aktiv und attraktiv sein. Viele meiner Patientinnen gehen auf die siebzig zu. Die meisten dieser Frauen haben keine Angst vorm Altern sondern Lust zu leben.

BRIGITTE.de: Gibt es eine regelrechte OP-Sucht, einen Schönheitswahn?

Gerhard Sattler : Weltweit hat die Zahl ästhetischer Behandlungen wirklich deutlich zugenommen. Seltsamerweise nicht in Deutschland, wo die Nachfrage stagniert, aber in den USA, Brasilien, Russland oder Großbritannien zum Beispiel wird dem äußeren Erscheinungsbild ein sehr hoher Wert beigemessen. Aus meiner Berufserfahrung heraus kann ich sagen, dass man in Einzelfällen wirklich von Schönheitswahn sprechen kann. Manche Patienten muss man vor sich selbst schützen, und dafür ist viel psychologisches Gespür notwendig. Meistens liegt dem unaufhörlichen Drang, sich äußerlich zu verändern, eine tiefe seelische oder emotionale Störung zugrunde. Diese Fälle bilden allerdings die Ausnahme.

BRIGITTE.de: Machen Schönheits-Operationen wirklich glücklich?

Gerhard Sattler : Nein. Ein seelisch stark belasteter oder negativ denkender Mensch wird durch ein Facelifting nicht glücklich. Aber: es gibt viele Menschen, die genetisch bedingt körperlich stark benachteiligt sind. Das fängt mit abstehenden Ohren an und hört mit krankhafter Fettleibigkeit auf. Diese Menschen erreichen schlagartig eine bessere Lebensqualität, wenn ihnen mit Hilfe eines schönheitschirurgischen Eingriffes geholfen werden kann. Selbst die Krankenkassen sehen dies so und tragen für derartige Eingriffe die Kosten. Das gilt natürlich auch für Unfallopfer. Ich erlebe es in meiner täglichen Praxis ausgesprochen oft, dass Patienten durch eine ästhetische Behandlung ein neues Selbstbewusstsein gewinnen, sich insgesamt wohler fühlen in ihrer Haut und aus dieser Erfahrung heraus positiver durchs Leben gehen.

BRIGITTE.de: Dennoch hat kaum ein medizinischer Beruf so viele Kritiker.

Gerhard Sattler : Nicht jeder hat verstanden, dass in der Schönheitschirurgie das Skalpell nur ein Instrument von vielen ist und heutzutage mit vielen anderen, sanfteren Methoden gearbeitet werden kann. Oft werden gerade die vehementesten Kritiker zu überzeugten Patienten, wenn sie am eigenen Körper erleben, was ästhetische Medizin tatsächlich bewirken kann. Speziell in Deutschland herrscht eine ausgesprochen kritische Verbrauchermentalität darüber vor, was gut ist und was nicht. Jeder Patient hat das Recht, kompetent und verantwortungsvoll behandelt zu werden. Das gilt für den Bereich der Schönheitschirurgie genauso wie für alle anderen Bereich der Medizin. Da ist vieles versäumt worden. Umso wichtiger finde ich es, in die Offensive zu gehen und klar zu machen, dass es nicht nur schwarze Schafe in unserer Branche gibt. Dennoch: Zufrieden alt werden braucht mehr als nur Ästhetik. Altersgerechtes Sporttraining, hormonelle Diagnostik und eventuelle Therapie gehören genauso dazu wie eine internistische Vorsorgediagnostik und Begleittherapie, eine bewusste, gesunde Ernährung, ausreichend Schlaf, geistige Herausforderung und Zufriedenheit. Gibt es ein allgemeingültiges Prinzip, wo nach sich Attraktivität messen lässt?

BRIGITTE.de: Gibt es ein allgemeingültiges Prinzip, wo nach sich Attraktivität messen lässt?

Gerhard Sattler : Es gibt tatsächlich allgemeingültige ästhetische Regeln. Wissenschaftliche Untersuchungen haben gezeigt, dass es eine mathematische Gesetzmäßigkeit gibt, nach welcher Proportionen zwischen Taille und Hüfte als idealtypisch empfunden werden. Ähnliches gilt auch für die Charakteristika eines Gesichts. Ziel einer ästhetischen Behandlung ist nicht, aus einem 60-Jährigen einen 40-Jährigen zu machen. Sondern einen 60-Jährigen, der unzufrieden mit seinem Äußeren ist, wieder zu einem attraktiven Menschen zu machen, der sein Alter nicht versteckt, aber das Beste daraus macht. Es ist wichtig, jede Behandlung so durchzuführen, dass das Ergebnis nicht als unnatürlich empfunden wird.

BRIGITTE.de: Was finden Sie nach so vielen Jahren Berufspraxis wirklich schön an einer Frau?

Gerhard Sattler : Ihre Natürlichkeit und ihre Intelligenz – gepaart mit körperlicher Attraktivität. Nicht getrennt voneinander und in genau dieser Reihenfolge.

Zur Person

Über das Pro und Contra einer Schönheitsoperation sprachen wir mit Gerhard Sattler, Chefarzt der Rosenpark Klinik für ästhetische Dermatologie und plastische Chirurgie in Darmstadt und Autor des Buches "Auf der anderen Seite des Spiegels - Aus dem Alltag eines Schönheitschirurgen". Gerhard Sattler ist auch als betreuender Chirurg von Ex-Busenwunder Brigitte Nielsen aus der Presse bekannt.

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